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Fossilienfunde aus dem Geiseltal Fossilienfunde aus dem Geiseltal: DNA des Waldelefanten erforscht

Von Diana Dünschel 09.06.2017, 12:00
Die Nachbildung des Geiseltaler Waldelefanten stand erst im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle, bevor sie nach Braunsbedra kam.
Die Nachbildung des Geiseltaler Waldelefanten stand erst im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle, bevor sie nach Braunsbedra kam. dpa

Braunsbedra - Schon zum zweiten Mal sorgen die Fossilienfunde aus dem Geiseltal für weltweite Aufmerksamkeit. Erst war es beim Braunkohleabbau die Entdeckung der gut konservierten Knochen vom 50 Millionen Jahre alten Urpferdchen und dem etwas jüngeren Waldelefanten. Eine Zeitkapsel, die zum Beispiel Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller als Weltwunder bezeichnete. Nun ist es Experten sogar gelungen, aus diesen 120.000 Jahre alten Knochen des Waldelefanten DNA zu gewinnen und zu analysieren.

Das Ergebnis stellt den Elefantenstammbaum auf den Kopf, der umgeschrieben werden muss. Denn nun ist erstmals bewiesen, dass der nächste lebende Verwandte unseres Europäischen Waldelefanten nicht der Asiatische, sondern der Afrikanische Waldelefant ist. Die entsprechende Studie wurde diese Woche erstmals in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Das teilt das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle mit, zu deren Sammlung die Fossilien der bedeutendsten europäischen Fundstelle der letzten Zwischeneiszeit in Neumark-Nord gehören.

Braunsbedraer Pfännerhall mit ihrer Ausstellung über die Geiseltaler Fossilienfunde

In der Braunsbedraer Pfännerhall mit ihrer Ausstellung über die Geiseltaler Fossilienfunde und der bis zur Rüsselspitze 6,50 Meter großen originalen Nachbildung des Waldelefanten wurde diese Nachricht mit Interesse zur Kenntnis genommen. „Wir werden unsere Besucher ab sofort natürlich darauf aufmerksam machen“, sagte Mitarbeiterin Doris Arndt.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Elefanten der Wissenschaft helfen konnten und dass die Knochen so gut erhalten waren. Das macht uns stolz. Und wir hoffen natürlich, dass die Berichterstattung in den Medien auch unseren Besucherzustrom positiv beeinflusst“, fügte sie noch hinzu.

Waldelefant dank der Bio-Archäologie bald nachgezüchtet?

Ob nun der Waldelefant dank der Bio-Archäologie bald nachgezüchtet werden kann und neben der Pfännerhall eines Tages so etwas wie „Jurassic Park“ mit einem lebenden Exemplar eröffnet, ist nicht bekannt. Zumindest die Möglichkeit einer Nachzüchtung aber hatte Harald Meller bereits vor zwei Jahren bei der Eröffnung der Fossilien-Schau nicht ausgeschlossen.

Bis dahin gibt es in der Pfännerhall die sich drehende und trompetende Nachbildung wie auch imposante Knochen-Kopien zu bewundern. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags 10 bis 18 Uhr. Seit Kurzem ist es auf Anfrage sogar möglich, dem Waldelefanten ganz nah zu kommen und einen Blick hinter die dicke Glasscheibe zu werfen, die sonst zwischen ihm und seinen Fans steht. Für Kinder gibt es nach dem Vorbild des Erfolgsfilms „Nachts im Museum“ Projektabende. Nach moderner Schatzsuche und Nachtwanderung können sie beim Elefanten schlafen. (mz)

Die Giganten von Neumark-Nord

Im Jahre 1985 bemerkte Matthias Thomae bei geologischen Routinearbeiten im Tagebau Neumark-Nord nördlich von Frankleben zahlreiche Tierknochen sowie vollständige Tier-Skelette. Es waren Überbleibsel vom Leben an einem 600 mal 400 Meter großen Geiseltalsee vor 200.000 Jahren. Am Ufer hielt sich eine reichhaltige eiszeitliche Tierwelt auf. Später wurden auch menschliche Werkzeuge entdeckt, der Beweis dafür, dass die Menschen am See jagten.

Bis 1996 wurden an dieser Stelle des Tagebaus dann Funde geborgen. Dazu gehörten die Waldelefanten. Gefunden wurden die Überreste von mindestens 70 Exemplaren unterschiedlichen Alters und Geschlechts, darunter zehn fast vollständige Skelette. Sie zählen zu den größten Rüsseltieren, die jemals auf der Erde existierten (Quelle: „Im Wildparadies des Geiseltales vor 200.000 Jahren“ und „Elefantenreich - eine Fossilienwelt in Europa“).