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Fleischerei Barnstädt Fleischerei Barnstädt: Vom Kunden zum neuen Besitzer

Von Robert Briest 01.05.2018, 05:00
Generationentreffen in Barnstädt: Fleischer Marcel Schreiber und Investor Sören Lorenz mit den früheren Besitzern Brigitte und Ulrich Höbel.
Generationentreffen in Barnstädt: Fleischer Marcel Schreiber und Investor Sören Lorenz mit den früheren Besitzern Brigitte und Ulrich Höbel. Peter Wölk

Barnstädt - Brigitte Höbel gibt ihren Segen. „Ich bin zufrieden, was aus dem Laden geworden ist.“ Die Rentnerin steht im Verkaufsraum der „Alten Fleischerei“ in Barnstädt. 25 Jahre hat sie das Geschäft zusammen mit ihrem Mann Ulrich geführt, bevor sie im vergangenen Mai mit 74 entschieden in den Ruhestand zu wechseln und das Geschäft aufzugeben.

Lange Zeit blieb die Fleischtheke am Ortseingang von Barnstädt leer. Doch jetzt stehen zumindest schon wieder einige Leberwurstgläser darauf. Im Laufe des Mais wollen die neuen Besitzer den Betrieb wieder aufnehmen. Die Nachfolger sind keine Unbekannten. Der eine ist Sören Lorenz, bis vergangenen Sommer Chef der Heilpädagogischen Hilfe in Querfurt, der andere, Marcel Schreiber, betreibt eine Fleischerei in Langeneichstädt. „Ich bin der Investor, Herr Schreiber ist der Fachmann“, erklärt Lorenz die Rollenverteilung der gemeinsame Unternehmung.

Barnstädter besitzt seit längerem ein Gelände mit Lagerhalle neben der Fleischerei

Die ist eher zufällig entstanden. Lorenz, selbst Barnstädter, besitzt seit längerem ein Gelände mit Lagerhalle neben der Fleischerei. In der war er regelmäßiger Kunde. „Der Uli“ habe ihn dann gefragt, ob er die Fleischerei kaufen will. Der Unternehmer, der sein Geld unter anderem mit Solaranlagen verdient, sagte ja: „Aber noch ohne Vision hier irgendwann Würste zu verkaufen.“ Die entstand, als er auf einer Feier mit Marcel Schreiber ins Gespräch kam. „Er fragte mich, ob wir den Laden nicht wieder aufbauen wollen.“

So begannen ab September die Arbeiten in Barnstädt. Lorenz ließ den Verkaufsraum und den Sitzbereich für den Imbiss neu gestalten. Dem langgezogenen Flachbau verpasste er eine Fachwerkstirnseite mit stilisiertem Rinderkopf unter dem Giebel: „Es soll aussehen wie eine alte Fleischerhalle“, erklärt der Investor, der nach eigenen Angaben eine untere sechsstellige Summe in die Sanierung der Fleischerei gesteckt hat.

Fleischerei Barnstädt: Neue Besitzer wollen vorerst nicht vor Ort schlachten und produzieren

Deren größter Teil, die Produktion, blieb dabei noch unberührt. Anders als die Höbels wollen die neuen Besitzer vorerst nicht vor Ort schlachten und produzieren. Das geschieht beides an Schreibers Hauptstandort in Langeneichstädt. „Die Tiere dafür kommen aus der Region“, betont der Fleischer. „Wir schlachten jede Woche Schweine und Rinder. Saisonabhängig auch mal Schafe.“

Sollten die Kapazitäten in Langeneichstädt aber mal nicht mehr ausreichen, könnte auch die Produktion in Barnstädt wieder anlaufen. Lorenz hofft natürlich, dass sich die Nachfrage in diese Richtung entwickelt. Dass die Kunden ausbleiben, weil sie in dem Jahr der Schließung andere Fleischer gefunden haben oder die Konkurrenz der Fleischtheke im Dorfladen direkt nebenan zu groß ist, glaubt er nicht: „Wir haben hier eine super Lage direkt an der Hauptstraße.“ Schon während der Bauarbeiten habe er viele Auto- und Lkw-Fahrer wieder wegschicken müssen.

Schwieriger scheint dagegen die Personalfrage zu sein. Lorenz und Schreiber wollen zwei Fleischfachverkäuferinnen und eine Köchin für den Imbiss einstellen. „Aber der Markt ist leer“, berichtet Lorenz. Wirkliche Sorgen scheint ihm aber auch das nicht zu bereiten. Er selbst werde jedenfalls nicht hinter der Theke stehen. „Ich habe schon weitere Projekte in der Pipeline.“ (mz)