Fipronil-Skandal Fipronil-Skandal: Eier-Produzent vom Geiseltalhof unter Druck

Braunsbedra - Seit Ende vergangener Woche machen Millionen mit dem Insektizid Fipronil verseuchte Eier aus den Niederlanden und aus Belgien, die in den deutschen Handel gekommen sind, Schlagzeilen. Und obwohl der Landwirt und Chef des Geiseltalhofs, Marco Drexler aus dem Braunsbedraer Ortsteil Neumark-Nord, rein gar nichts damit zu hat, kommt nun jede Menge bürokratische Mehrarbeit auf ihn als Eier-Produzenten zu.
„Ich muss gegenüber meinen Handelspartnern jetzt schriftlich versichern, dass ich das Mittel Fipronil nicht eingesetzt habe. Zusätzlich muss ich trotzdem noch meine Eier auf eine mögliche Belastung untersuchen lassen. Und das alles auf meine Kosten“, sagt der Direktvermarkter. Gleiches gelte auch für seinen selbst produzierten Eierlikör , das „Original Geiseltaler Eierschlückchen“.
Unbedenklichkeitsbescheinigung von Hühnerlieferanten, vom Futterhändler, vom Tierarzt, ...
„Das heißt, ich muss mir quasi eine Unbedenklichkeitsbescheinigung von meinem Hühnerlieferanten, vom Futterhändler, vom Tierarzt und demjenigen, der den Stall reinigt, besorgen. Kein Fipronil, keine Hühner aus den Niederlanden, das muss ich alles schriftlich vorlegen. Das bedeutet einen deutlich höheren Arbeitsaufwand, Zeit, Telefonate und Geld. Die Bürokratie wird immer mehr“, erläutert er. Allein die Suche nach einem Labor sei gar nicht so einfach und gehe auch nicht so schnell.
Immerhin: Die Eier des Geiseltalhofs kann Marco Drexler ohne Einschränkungen weiter verkaufen. Zur Handelskette Aldi, die Eier erst komplett aus den Verkaufsregalen nahm und inzwischen nur solche verkauft, deren Lieferanten für sie als fipronilfrei gelten, habe er nie Verkaufs-Beziehungen gehabt.
Eier ohne Einschränkung abgenommen
„Die Handelsketten im Großraum Halle, Leipzig und Naumburg, zu denen ich etwa 80 Prozent meiner Ware liefere, nehmen mir die Eier ohne Einschränkungen nach wie vor ab“, so der Braunsbedraer.
Denn die Nachfrage nach deutschen Eiern sei ja schließlich da. Und da Millionen verseuchte Eier vernichtet wurden, müssten diese ja irgendwie ersetzt werden. Er selbst könne aber nicht noch mehr Eier abgeben als jetzt schon. „Ich bin an meiner Kapazitätsgrenze angelangt.“
Die Verwendung von Fipronil bei Tieren, die Lebensmittel liefern, ist in der EU verboten. Derzeit wird angenommen, dass ein belgischer Hersteller einem gängigen Reinigungsmittel verbotenerweise Fipronil beimengte und die Mischung an Betriebe der Hühnerzucht in Belgien, den Niederlanden und in Deutschland nach Niedersachsen verkaufte. Das Insektizid soll Tiere vor Flöhen, Läusen und Zecken schützen. So kam das Fipronil in die Eier. Zwar sind die davon und von Produkten mit der Zutat Ei ausgehenden Gefahren für Verbraucher aus Expertensicht bei den bisher gemessenen Konzentrationen überschaubar. In hohen Dosen kann Fipronil für Menschen aber gefährlich sein und zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen führen. In Experimenten mit Ratten schädigte die Substanz das Nervensystem und die Leber.
Dass ihm seine Kunden weiter ihr Vertrauen schenken, das hat Marco Drexler derweil schon von vielen gehört. „Klar gab es auch bei mir persönlich letzte Woche Anrufe von besorgten Verbrauchern, die wissen wollten, ob ich Fipronil in meinen Ställen eingesetzt habe. Als ich das verneinte, gab es ein spürbares Aufatmen, und die Leute versicherten mir, dass sie die Geiseltaler Eier weiterhin kaufen werden.“
Auf dem Geiseltalhof leben 3.100 Freilandhühner
Auf dem Geiseltalhof leben 3.100 Freilandhühner. Sie legen im Schnitt täglich 3.000 Eier. Dazu kommen 2.500 Hühner in Bodenhaltung. Diese Eierproduktion gibt es bereits seit dem Jahr 2010. Damals wurde ein ehemaliger Kuhstall dafür umgebaut. Hermine Drexler war die Chefin des ganzen Hühnerhaufens. Sie übergab dann das Zepter an ihren Sohn Marco.
Der hat sich mit seinem „Geiseltaler Eierschlückchen“, einem alkoholhaltigen Eiergetränk mit zehn Prozent Alkoholgehalt, gerade ein zweites Standbein aufgebaut und gleichzeitig eine sinnvolle Verwertungsmöglichkeit für Eier minderer Qualität gefunden. Nachdem er den Eierlikör erst für rein private Zwecke herstellte und später in seinem Hofladen anbot, hatten sich die ersten Supermärkte dafür interessiert. Deshalb wird seit diesem Jahr regelmäßig nach einem Rezept seiner Urgroßmutter in Handarbeit produziert. Milch, Alkohol und Zucker sind neben Eigelb von den Geiseltaler Hühnern natürlich die Hauptbestandteile, und sie alle kommen aus der Region, wie Marco Drexler versichert.
Aber nun muss er eben auch für die Fipronilfreiheit seines „Eierschlückchens“ garantieren. (mz)
