Wahl im Saalekreis Ingo Heyde setzt auf Transparenz in Braunsbedra
Bürgermeisterwahl Braunsbedra: Das Motto von Ingo Heyde lautet: Demokratie auf Füße stellen. Wie er auf die Bedürfnisse der Bürger eingehen möchte und was seine erste Aufgabe wäre.
Braunsbedra/MZ - „Im Mittelpunkt meiner Arbeit als Bürgermeister wird stehen, die Wünsche der Menschen, die hier leben, zusammenzufassen. Sie müssen in ihrer Lebensrealität abgeholt und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Ich möchte sie einbinden in die Entscheidungen und nach dem Mehrheitswillen handeln. Ihre Themen und Ideen müssen in den Mittelpunkt. Das ist gegenwärtig eines der großen Mankos. Das hat meine bisherige Wahlkampftour ergeben“, sagt Amtsbewerber Ingo Heyde.
Ein aktuelles Beispiel sei das Stadtentwicklungskonzept, für das gegenwärtig die Bürger aufgefordert sind, ihre Ideen zu nennen. „Ich hatte Kontakt zum Interessen- und Förderverein Geiseltalsee“, sagt Ingo Heyde. „Der hatte das schon mal gemacht und dem Bürgermeister überreicht. Am Ende kam keine Resonanz. Für dieses Konzept müssen auch Menschen aus unterschiedlichsten Richtungen angehört werden, aus Kleingartenanlagen ebenso wie aus Garagenvereinen.“
Eine Stadtverwaltung müsse sich als Dienstleister der Menschen empfinden, ihre Anliegen kanalisieren, publizieren, sich diesen annehmen „und sich nicht ihre Aufgaben aussuchen. Es gibt genügend Probleme, die der Lösung harren.“ Das sei für ihn der Dreh- und Angelpunkt, um ein lebenswertes Umfeld zu schaffen.
„Um diese Ideen zu sammeln, werde ich in der ersten Arbeitswoche als Bürgermeister die Einwohner aufrufen, mir ihre Probleme und Themen zu nennen, sie auf eine Liste setzen, als ersten Arbeitsauftrag begreifen und darauf aufbauen“, verspricht der 55-Jährige. „Alles andere wird sich von selbst finden.“
Die Angebote für Kinder, Jugendliche und ältere Leute in Braunsbedra, die ärztliche Versorgung und jüngst die Schließung der Poststelle auf dem Markt, all das sei kein Ruhmesblatt für die Stadt. „Das Zentrum wird seinem Namen nicht gerecht. Die Verwaltung muss hier die Initiative ergreifen“, fordert der Großkaynaer.
Gleiches gelte seiner Meinung nach für die jetzt von der Stadt viel zu wenig genutzten Kommunikationsmöglichkeiten mit den Bürgern. „Damit könnte man jeden erreichen. Aber auch der Internetauftritt ist kein Ruhmesblatt. Ich möchte als Bürgermeister jedenfalls immer die Rückkopplung durch die Bürger.“
Viele Aufgaben müsste man als Stadt nicht in fremde Hände geben, ist Ingo Heyde überzeugt. Es gebe die Bereitschaft der Einwohner, mitzuhelfen. Er wisse das vom Beispiel der nötigen Reparatur des Geiseltalsee-Aussichtsturmes in Neumark. „Man muss dafür sorgen, dass es am Ende die Möglichkeit gibt, sich zu beteiligen. Und das auf allen Gebieten, angefangen von der Arbeit für Kinder und Jugendliche. Man kann mit ihnen gemeinsam kochen, backen, nähen oder Fahrräder reparieren. Die Ideen müssen wir nur endlich mal wahrnehmen, glaube ich.“
Als Großkaynaer hat der 55-Jährige auch die Ortsteile im Blick. Er würde sich dafür einsetzen, dass die Ortschaftsräte mehr Befugnisse bekommen und ein eigenes Budget, sagt er. Und weiter: „Es gibt keine ärztliche Versorgung außer in Roßbach. Da muss man beim jetzigen Nahverkehrskonzept darüber nachdenken, ob das den Bedürfnissen gerecht wird.“
Ihm sei klar, dass nicht alles von heute auf morgen geändert werden könne. Aber warum richte man keine Gemeinschaftshäuser ein, in denen man die grundlegenden Nahrungsmittel erwerben kann? Wo es Räume gebe, die als Treffpunkt dienen. Wo Ärzte eine Sprechstunde abhalten können. Und das gelte genau so für die Kernstadt.
„Alles dreht sich darum, Demokratie auf Füße zu stellen“, sagt er. Er würde gern den Beweis antreten, dass in diesem System Menschen glücklich in einem Wohnumfeld nach ihren Bedürfnissen leben können und gemeinsam alle anstehenden Dinge klären. „Sie sind mündig. Sie wissen, was für sie gut ist.“ Wenn sich die Menschen einbringen wollen, müsse die Stadt in der Lage sein, das den anderen Bürgern mitzuteilen und an die richtigen Stellen weiterzutragen. So könne man eine gemeinsame Meinung der Mehrheit bilden, eine Basis schaffen, um Konsens zu finden.
Seit seinem Einzug in den Stadtrat Braunsbedra 2019 habe er sich bemüht, Transparenz zu schaffen. Ingo Heyde gibt aber auch zu, dass das mit Höhen und Tiefen verbunden war. Der Schwung, den ihm die Bürger mit ihrem Wunsch danach beim Wahlkampf mitgegeben hätten, sei abgeebbt. Die Resonanz auf seine Internetseite über die Stadtratsarbeit sei so gering gewesen, dass er sie schließlich einstellte. Dasselbe galt für eine eigens gegründete WhatsApp-Gruppe. „Ich denke aber, die Menschen sahen, dass ich meine Möglichkeiten ausgeschöpft habe.“
Nach bestem Wissen und Gewissen Transparenz umzusetzen, habe er auch durch die Aufzeichnungen der Stadtratssitzungen für den Offenen Kanal Merseburg-Querfurt versucht. Leider gebe es bis heute einen „elenden Kampf“ um eine Mikrofonanlage.