Bürgerpreis Ein Merseburger restauriert ehrenamtlich die Wölkauer Kirche
Der pensionierte Malermeister Gerald Hartmann ist für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.
Merseburg/Wölkau/MZ - Andere gehen Schwimmen, Fußballspielen oder machen Musik - Gerald Hartmann restauriert in seiner Freizeit eine Kirche. „Ich mache das hier - andere Leute tun dafür andere Dinge. Jedem das seine“, sagt der bescheidene Merseburger, der eigentlich gar nicht im Mittelpunkt stehen will und deshalb auch kein Foto von sich in der Zeitung sehen möchte. Stattdessen zeigen wir an dieser Stelle das Ergebnis von etwa 3.000 Arbeitsstunden, die Gerald Hartmann bislang in die Sanierung der Kirche in Wölkau gesteckt hat - alles ehrenamtlich. Für dieses Engagement ist er für den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ nominiert.
Die Kirche wurde in der Vergangenheit durch mehrere Hochwasser stark beschädigt. Davon ist inzwischen keine Spur mehr zu sehen. 2018 entschieden die Kirchengemeinde Bad Dürrenberg, der Ortsbürgermeister und engagierte Einwohner von Wölkau, dass die Kirche, die als eine der ältesten im Merseburger Umkreis gilt, aus dem Dornröschenschlaf geholt werden soll.
Gerald Hartmann aus Merseburg restauriert seit 2019 die Wölkauer Kirche
Der Heimat- und Kulturverein Kreypau übernahm 2019 die Schirmherrschaft und schloss einen Vertrag zur Nutzung der Kirche mit der Kirchgemeinde ab. Gerald Hartmann ist durch seinen Freundeskreis schon lange mit Wölkau verbunden und bot sich als Projektleiter an. Als Malermeister hat er das nötige Fachwissen. „Hier konnte ich mich ausleben“, sagt der 68-Jährige, der 2018 in Rente ging und sich schon immer für gestalterische und restauratorische Arbeiten interessiert hat. Während seines Berufslebens habe er aber nie Zeit für Projekte wie dieses gehabt.
Ende April 2019 begann Gerald Hartmann mit der ehrenamtlichen Arbeit in der Wölkauer Kirche. Die Restaurierung des Kircheninneren umfasste unter anderem Schleifarbeiten, die Erneuerung der hölzernen Kirchenbänke, die Reparatur der großen Seitenfenster, die Restaurierung der Eingangstür, das Verputzen und Malern der Wände und Deckengewölbe, die Erneuerung des Fußbodens sowie die Restaurierung des hölzernen Altars.
Das Prunkstück der Kirche ist ein blauer Himmel mit insgesamt 6.500 Sternen geworden. Vorbild für den Sternenhimmel war der Aufsatz einer Schülerin aus dem Jahr 1927, die im Alter von 13 Jahren an
Tuberkulose verstorben ist. „Ob früher auch der ganze Himmel voller Sterne war, weiß man nicht“, sagt Gerald Hartmann. In dem Aufsatz des Mädchens habe lediglich gestanden, dass man einen Sternenhimmel sieht, wenn man in die Kirche kommt. Zum Tag des offenen Denkmals 2020 konnte die Wölkauer Kirche in neuem Glanz ihre Eröffnung feiern.
Doch damit waren die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Als nächstes war die Außenfassade dran. Denn durch Auswaschungen der porösen Natursteinfassade wurden lose Stein- und Putzablösungen zu einer Gefahr für die Besucher des Friedhofs und der Kirche. Gerald Hartmann hat von September bis November 2021 die Außenverfugung des 23 Meter hohen Kirchturms realisiert.
Seit kurzem führt er die Arbeiten an der Natursteinfassade am Kirchenschiff fort. „Ich denke, dass im Herbst alles fertig ist“, sagt der Rentner. Zwischenzeitlich hatte er auch noch die Orgel, die aus dem Jahr 1844 stammt, aber nicht mehr bespielbar ist, konserviert. „Das, was davon übrig ist, soll für die Nachwelt erhalten bleiben“, findet Gerald Hartmann.
Laut des Heimat- und Kulturvereins Kreypau hat der Merseburger etwa 2.300 unentgeltliche Arbeitsstunden in die Restaurierung des Kircheninneren gesteckt, für die Innenturmrestaurierung und Restarbeiten im Innenraum der Kirche noch einmal mindesten 500 Stunden. Für die Außensanierung seien weitere rund 300 Stunden hinzugekommen. Unterstützung erhielt Gerald Hartmann durch Einwohner und Vereinsmitglieder.