Erntezeit im Blütenmeer Der Rosenkavalier von Branderoda
Auf den Feldern des Branderodaer Landwirts hat die Erntezeit begonnen. Der Gang durch ein duftendes Blütenmeer ist für Sven Theile Alltag.
Branderoda - Mit den Augen eines Laien betrachtet, gibt es derzeit doch keinen schöneren Tagesbeginn als inmitten Tausender bunter und betörend duftender Rosen zu wandeln. Doch wenn Sven Theile morgens gegen 5 Uhr auf seine Rosen-Felder kommt, um zu ernten, liegt einiges an Arbeit und Wegstrecke vor ihm.
Der Branderodaer zeigt auf eins seiner beiden Felder. In 25 Reihen gedeihen hier die Rosen. Jede Reihe ist 100 Meter lang. Und wirklich alle Stöcke müssen abgegangen werden, um zu schauen, ob ihre Blüten heute erntereif sind oder nicht. Dabei richtet sich der Züchter danach, wie weit sie geöffnet sind, muss aber dabei nach Sorten unterscheiden. Sonst lassen die schönen Blumen schon bald in der Vase die Köpfe hängen, und die Kunden sind unzufrieden. Mit der Ausbeute des Tages kehrt der Landwirt dann auf seinen Hof zurück und setzt eine Maschine in Gang, die die Rosen fein säuberlich nach Länge zwischen 20 bis 60 Zentimeter trennt. Dann werden sie in Bündel zu je zehn Blumen der verschiedenen Farben verpackt und kommen entweder gleich in den Verkauf oder vorübergehend in die sieben Grad kalte Kühlzelle, damit sie frisch bleiben.
Seinen Kunden will Sven Theile immer etwas Neues bieten
Apropos Verkauf: Kunden bekommen die Branderodaer Freiland-Rosen entweder direkt im hofeigenen Laden am Ortsausgang in Richtung Mücheln oder im Geschäft „Marysé's Rosenzauber“ in Naumburg oder der Züchter verkauft sie bei Bedarf an den Großmarkt. Die Saison 2021 hat jedenfalls gerade erst begonnen und geht jetzt bis zum Frost. Bis zur ersten Blüte hat es diesmal länger gedauert als üblich, sagt Sven Theile. Das nasskalte Frühjahr sorgte für die Ernte-Verspätung. Außerdem musste er Frostschäden hinnehmen. Der Ertrag wird also geringer als in Durchschnittsjahren ausfallen. Aber bei ihm sei alles von der Natur abhängig. Von den letzten trockenen Sommern zum Beispiel hätte sich der Boden noch lange nicht erholt. Künstlich nachzuhelfen, etwa mit einer Bewässerung, sei für seinen kleinen Familienbetrieb mit seiner Ehefrau Nicole zu kostenintensiv.
Seinen Kunden will Sven Theile immer etwas Neues bieten. Er probiert ständig andere Sorten aus. Blütengröße, Duft, ein- oder mehrfarbig, das sind dabei die Kriterien. Das Geschäft erfordert Geduld. Denn vom Pflanzen bis zur vollwertigen Blüte vergehen in der Regel drei Jahre. Bevor diese Rosen dann in den Verkauf kommen, wird hinter den Kulissen ihre Haltbarkeit getestet. Im besten Fall haben dann Familie Theile und ihre Kunden 25 Jahre, so lange trägt ein Stock, ihre Freude daran. (mz)