Chemiestandort Leuna Chemiestandort Leuna: Alberdingk Boley übernimmt Gelände von Synthomer

Leuna - Nicht mehr ganz jung ist das Unternehmen, aber jüngst an den Chemiestandort in Leuna gezogen. Auf dem ehemaligen Gelände von Synthomer befindet sich nun die Firma Alberdingk Boley. Das Unternehmen, dessen Namen sich aus zwei Familiennamen zusammensetzt, hat sich ganz bewusst für die Region entschieden und nicht für die Erweiterung bisheriger Standorte.
Wie in der Chemie häufig üblich, werden in den Anlagen von Alberdingk Boley keine fertigen Endprodukte hergestellt, wohl aber jene Stoffe, die Lacken, Farben und Beschichtungen eine bestimmte Eigenschaft verschaffen. „Verkürzt gesprochen, sorgen unsere Produkte, die wir herstellen dafür, dass die Farbe an der Wand hält“, sagt Marko Pöschel, Werkleiter bei Alberdingk Boley in Leuna.
Unternehmen produziert wasserbasierte Polyurethane und Acrylate
Das Unternehmen produziert wasserbasierte Polyurethane und Acrylate. „Das bedeutet, die Bindemittel sind umweltfreundlicher und die daraus entstehenden Farben und Lacke beinhalten keine Lösemittel.“
Bereits 1828 wurden die ersten Ölmühlen-Betriebe von Franz Heinrich Boley in Krefeld gegründet und nicht allzu weit davon entfernt, hinter der Grenze zu den Niederlanden, entstand die Leinölfirnisfabrik von Alberdingk & Söhne 1879. Zu einem Unternehmen wurden sie jedoch erst 1921. Den Fokus legte die Firma ab 1933 auf die Nutzung von Rizinus-Öl. Eigens dafür wurde eine Ölfabrik gegründet und nach eigenen Angaben hat das Unternehmen bis vor kurzem als europaweit einzige Ölmühle die Rizinussaat selbst gepresst.
Rizinusöl als Grundlage für wasserbasierte Beschichtungen
Mittlerweile nutzt Alberdingk Boley Rizinusöl als Grundlage für wasserbasierte Beschichtungen und hat sich dies patentieren lassen. 1970 wurde begonnen Kunststoff-Produkte herzustellen und 1985 Polyurethan-Produkte. Das Unternehmen ist weltweit tätig und hat Anlagen über Deutschland hinaus in China, den USA und Thailand. Insgesamt hat Alberdingk Boley 430 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von 230 Millionen Euro.
Bereits Anfang 2018 hat Alberdingk Boley die Anlagen in Leuna gekauft. „Die ganz klare Strategie ist, weiter zu wachsen“, so der Werkleiter. Ursprünglich geplant sei die Erweiterungen bestehender Anlagen gewesen, doch in Leuna habe man in der Kürze der Zeit die besten Voraussetzungen gefunden. „Die Hoffnung auf ein schnelles Genehmigungsverfahren hier, war ein wichtiger Grund“, begründet Pöschel die Wahl.
In den Jahren 2014 und 2015 ist Bedarf an Kapazitäten gewachsen
In den Jahren 2014 und 2015 sei der Bedarf an Kapazitäten gewachsen, auf den habe das Unternehmen reagieren wollen. Trotz der hohen Anforderungen, die mit entsprechende Genehmigungen einhergehen, ging es am hiesigen Chemiestandort deutlich schneller als erwartet.
Bisher, so Pöschel, nutzt das Unternehmen die Anlagen, die es von Synthomer übernommen hat. Doch es soll investiert werden. „Das wird eine der größten Investitionen in der Unternehmensgeschichte, die im zweistelligen Millionenbereich liegt.“ So seien die Reaktoren im Moment nur alternierend in Betrieb, zukünftig sollen sie jedoch gleichzeitig laufen und unabhängige Produktionslinien bedienen. Ein Standortvorteil für Alberdingk Boley seien zudem die Fachkräfte.
Zum einen hat das Unternehmen die ehemaligen Mitarbeiter von Synthomer übernommen und ist bereits im ersten Jahr von 29 auf 34 Angestellte gewachsen. Und das solle in diesem Bereich auch so weitergehen. Deshalb bildet das Unternehmen auch am neuen Standort eigene Fachkräfte aus. „Hier ist unsere Zukunft“, sagt Werkleiter Marko Pöschel. (mz)