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Boxkampf in Weißenfels Boxkampf in Weißenfels: Dominic Bösel ist zum Siegen verdammt

Von Thorsten Kühl und Janet Leine 03.03.2018, 12:31
Schau mir in die Augen... Dominic Bösel und sein Kontrahent Sergej Demchenko (r.).
Schau mir in die Augen... Dominic Bösel und sein Kontrahent Sergej Demchenko (r.). imago sportfotodienst

Freyburg - Eigentlich strotzen Pressekonferenzen vor Profiboxkämpfen ja nur so vor Wortgefechten, bei denen es gern auch mal unter die (verbale) Gürtellinie geht. In der Freyburger Winzervereinigung war am Mittwoch aber vieles anders. Lokalmatador Dominic Bösel saß da auf dem Podium, gemeinsam mit dem aus der Ukraine stammenden Italiener Sergej Demchenko.

Die Boxer werden sich am Samstag gegenüberstehen, im Kampf um den vakanten Europameister-Titel. Aber Wortgefechte gab es keine. Stattdessen prägten gegenseitige Komplimente, Respekt für den Gegner und ein „Dankeschön für die Gastfreundschaft in Deutschland“ von Demchenko die Runde.

Niederlage im letzten Kampf gegen Karo Murat

Noch überraschender als das fehlende verbale Säbelrasseln waren aber die ehrlichen Worte des Hauptkämpfers der SES-Boxgala in der Weißenfelser Stadthalle. „Der Druck ist natürlich groß, denn das Boxen ist ein hartes Geschäft“, sagte Dominic Bösel. „Eine weitere Niederlage darf ich mir nicht leisten. Dann könnte ich schnell weg vom Fenster sein.“ Denn Bösel, der jahrelang als heißer Anwärter auf einen WM-Kampf galt, kämpft seit der überraschenden Niederlage gegen Karo Murat um seine Zukunft im Boxsport.

Der Freyburger will und muss den vakanten EM-Titel im Halb-Schwergewicht deshalb unbedingt gewinnen. Schon gegen Murat ging es um den Gürtel, Bösel unterlag aber durch technischen Knockout in der elften Runde. In seinem 26. Profikampf ging der 28-Jährige damit erstmals als Verlierer aus dem Ring.

Weil Karo Murat wegen einer bevorstehenden WM-Chance den EM-Titel aber niedergelegt hatte, bekommt Bösel nun seine zweite Chance. „Europameister zu werden, wäre ein Riesending für mich und ein weiterer wichtiger Schritt auf der Karriereleiter“, sagte er über den Titel, den einst auch der legendäre Max Schmeling - einst Schwergewichts-Weltmeister - besaß.

Bösel: „Ich habe noch viel vor“

Trotzdem soll die Europameisterschaft nur ein Zwischenschritt sein. „Ich habe noch viel vor“, sagte Bösel. Denn noch immer ist die Weltmeisterschaft sein große Traum. Dafür arbeitet er hart, nach der Niederlage gegen Murat sogar härte als je zuvor: „Ich trainiere nun rund 13 Mal die Woche“, sagte Bösel.

Bösels Gegner ist zehn Jahre älter, sehr erfahren und hat zwölf seiner 18 gewonnenen Profikämpfe vorzeitig für sich entschieden. „Die bessere Vorbereitung wird zeigen, wer am Ende gewinnt“, sagte Demchenko. Der Italo-Ukrainer ist siegesgewiss: „Je stärker der Gegner ist, umso besser ist das für mich und umso mehr werde ich mich über einen Sieg freuen“, sagte er.

Bösel hat Angst vor der Grippe

Die Herkunft von Bösels Gegner spielte für Trainer Dirk Dzemski durchaus eine Rolle. „Wir haben uns in der Vorbereitung extra zumeist für Ukrainer als Sparringspartner entschieden. Dominic muss sehr intelligent boxen, um Demchenko bezwingen zu können“, sagte er. Trainer und Schützling sind zuversichtlich. Was auch mit der gelungenen Vorbereitung zusammenhängt. Bösel ist fit und ohne gesundheitliche Einschränkungen durch die vergangenen Wochen gekommen. Daher will er auf den letzten Metern auch auf keinen Fall ein Risiko eingehen: „Ich bitte daher um Verständnis, dass ich in diesen Tagen niemandem die Hand gebe, denn ich will mir natürlich die Grippe vom Hals halten.“

Folglich gab es zum Abschied auch keinen Handschlag, sondern die Faust als Gruß. Es war eben vieles anders am Mittwoch.

››Die SES-Boxgala am kommenden Sonnabend, 3. März, in der Weißenfelser Stadthalle wird vom MDR-Fernsehen live ab 22.30 Uhr übertragen. (mz)