Bezirksliga Bezirksliga: Schachpartie vor Gericht?
MERSEBURG/MZ. - Harald Wache kennt seinen Job. Das Schachbrett ist seine Welt, ein in der Regel ruhiges Tätigkeitsfeld. Doch was den Staffelleiter der Bezirksliga zurzeit umtreibt, ist auch für ihn Neuland. Eine Schach-Begegnung, die schon bald vor Gericht, konkret vor der Landesschiedskommission, landen könnte. "So einen Fall hatte ich in meiner 20-jährigen Staffelleitertätigkeit noch nicht", sagt Wache.
Es geht um die Partie SV Helbra gegen die dritte Mannschaft aus Merseburg, die der Gastgeber am vergangenen Wochenende gewonnen hat. Besser: Wache hatte im Nachhinein das Spiel für Merseburg als verloren erklärt. Er verweist in seiner Begründung auf Punkt 6.8 der Regeln des Schach-Weltverbandes Fide, in dem es heißt: "Das Fallblättchen, welches das Ende der zweistündigen Gesamtbedenkzeit anzeigt, gilt als gefallen, wenn der Schiedsrichter dies beobachtet oder einer der Spieler zu Recht darauf hingewiesen hat."
Doch genau das ist das Problem. Es geht um die Partie am Spitzenbrett zwischen dem Helbraer Reinhold Steudner und Merseburgs Michael Schellhardt. Schellhardt soll die Zeit überschritten haben, sein Sieg wurde deshalb aberkannt. Der Haken: Manfred Putsch, der als Referee der Partie fungierte und das Fallblättchen beobachtet hatte, ist kein Neutraler, sondern auch Helbras Mannschaftleiter.
Das Vorfall rüttelt an einem Grundproblem im Amateursport. In vielen Sportarten, nicht nur im Schach, mangelt es an Schiedsrichtern oder die Vereine können sich die Kosten für die Bestellung eines Unparteiischen einfach nicht leisten. Staffelleiter Wache erklärt: "Daher hat man sich in den unteren Klassen geeinigt, dass die Mannschaftsleiter diesen Part mit übernehmen."
Das ist nicht ohne Brisanz, funktioniert aber meist problemlos, weil sich die Teams dem Fairplay-Gedanken verpflichtet fühlen.
Auch deshalb versuchen nun alle Beteiligten, die Wogen um das Spiel Helbra gegen Merseburg wieder zu glätten. Peter Burghardt, der Vereinsvorsitzende des Schachvereins Merseburg meint: "Es gibt klare Regeln im Sport. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass man darüber auch mal unterschiedlicher Meinung sein kann." Er sieht deshalb kein grundlegendes Problem. "Es sind ja alles ehrenamtlich Tätige in unserem Sport." Man müsse ja überhaupt froh sein, dass sie sich zur Verfügung stellen.