Kabelsketal im Zentrum der Fracht Bau des Star Park II: Gemeinderäte in Dölbau sorgen sich um Interessen des Standorts
Die Nachbarn des Star Park II fürchten, dass ihre Anliegen vom Leuchtturmprojekt überstrahlt werden.
Dölbau/MZ - Die Fahrbahnmarkierung hört plötzlich auf. Der eine Teil der Grünstraße in der Kabelsketaler Ortschaft Dölbau ist gut in Schuss, das Weiß der Markierungen strahlt. Dann wird alles anders, die Grünstraße wird zur Buckelpiste, die Trennlinie fehlt. Der zweite Bauabschnitt der Sanierung scheint einfach vergessen. Ein Lkw ruckelt vorbei.
Kabelsketal ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Halle, dem Flughafen Leipzig/Halle
„Der gehört hier nicht hin, der will nur Maut sparen“, sagt Jürgen Tornau, Ortsbürgermeister von Dölbau. Er ärgert sich über die Situation: Viele Straßen seien in schlechtem Zustand, der Lkw-Verkehr verschlimmere das alles noch. Er hat das Gefühl, dass sich niemand für die Belange vor Ort interessiere, dass man es nicht einmal schaffe, eine Sanierung zu vollenden. Dabei ist Kabelsketal ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Halle, dem Flughafen Leipzig/Halle und mehreren Gewerbegebieten sowie dem Standort des zukünftigen Gewerbegebiets Star Park II. Da kommt einiges an Verkehr zusammen.
Der Star Park II, der aus Mitteln des Kohleausstiegs finanziert wird, ist ein sogenanntes Leuchtturmprojekt, ein Wort, bei dem Rajko Semm den Kopf schüttelt. „Mir schwebt vor, dass 30 Jahre nach der Wende die Infrastruktur stimmt, bevor man von Leuchttürmen spricht.“ Semm sitzt für die Unabhängigen Wähler Kabelsketal im Gemeinderat.
In Kabelsketal besteht die Befürchtung, vergessen zu werden
Er findet es nicht in Ordnung, dass es in seinen Augen keinen Raum für die Wünsche der Einwohner bei der Planung gibt. Zwar entscheide der Gemeinderat über die Bebauungspläne, aber um sinnvoll eingebunden zu werden, müssten Anwohnervertreter schon in der Konzeptionsphase mitgestalten dürfen.
In Kabelsketal besteht die Befürchtung, vergessen zu werden, dass die Gemeinde bloß Standort für fremde Interessen wird. Semm und Tornau sehen das in der halb sanierten Grünstraße versinnbildlicht. Allerdings verstehen die beiden Lokalpolitiker, dass es knifflig ist, die Infrastruktur zu sanieren, wenn der gewerbliche Verkehr auf die Wege angewiesen ist.
Sorge um Standort und notwendige Sanierungen
In der Grünstraße beispielsweise befindet sich ein Standort der Firma Kleusberg. Semm und Tornau loben die Firma und ihr Engagement in der Gemeinde - und doch erschwere der Standort die Sanierung. Wie nämlich soll dort gearbeitet werden, wenn hinter den Betriebstoren eine Baustelle beginnt.
Die Grünstraße ist eine Kreisstraße, der Landkreis ist für sie hauptverantwortlich. Auf MZ-Anfrage erläutert Franziska Weidner, Büroleiterin des Landrats Hartmut Handschak (parteilos), die Schwierigkeiten beim zweiten Bauabschnitt: Die „notwendige Umleitungsstrecke zur Versorgung des Produktionsstandortes ... der Firma Kleusberg bildete ein strukturelles und finanzielles Problem“.
Star Park II: Anwohner wünschen sich stabile Infrastruktur
Da nun Kleusberg allerdings die Produktion umgeplant habe, könne man mit der Sanierung voranschreiten, 2023 solle sie fertig sein. Allerdings seien bisher nur Gelder für die Fahrbahn vorgesehen. Wie der Ausbau des Geh- und Radwegs finanziert werden soll, sei noch unklar. Weidner betont, dass Hinweise der Gemeinde bei der weiteren Planung einbezogen werden.
Wie aber sieht es mit den Wünschen der Anwohner nach stabiler Infrastruktur hinsichtlich des entstehenden Star Park II aus, der zwischen Reideburg und Gröbers entstehen soll? Laut Weidner wird die Kommune beteiligt: „Die Verbesserung der Situation der Bewohner ist auch ein großes Anliegen des Saalekreises im Rahmen dieses Projekts.“