"Das ist einfach nicht mehr zu schaffen" Bad Dürrenberg: Ist die Stadt mit zu vielen Projekten überfordert?

Bad Dürrenberg - Die teils hellen Bretter am neuen Spielgerät in Vesta zeichnen sich deutlich ab. Plötzlich ist das Gerät auf dem Spielplatz im Bad Dürrenberger Ortsteil fertig. Kurz nachdem es erneut zum Diskussionspunkt im jüngsten Tourismus- und Kulturausschuss geworden war. An deren Ende stand unerwartet die Frage, ob die Verwaltung von Bad Dürrenberg mit ihren Aufgaben überfordert ist.
Seit Monaten nutzen Räte die Chance in jeder Sitzung des Tourismus- und Kulturausschusses, nach dem neuen Gerät zu fragen. Die Fertigstellung schob Amtsleiter Jörg Höhne immer wieder hinaus, zuletzt wollte er gar keinen Termin mehr nennen. Der hohe Krankenstand und die wenigen Mitarbeiter im Außenbereich seien das Problem. „Das ist einfach nicht mehr zu schaffen“, so Höhne.
Verwaltung versprach schon vor einem Jahr neues Spielgerät
Im August 2017 habe die Verwaltung entschieden, das Gerät selber zu bauen, nachdem ein Antrag bei der Fanta Spielplatz-Initiative scheiterte. „Wir haben damals leichtfertig zugesagt, es zu bauen. Das würden wir heute nicht mehr machen.“
Das führt jedoch zu Unverständnis auf Seiten der Ausschussmitglieder. Bodo Heinicke (SPD), der nicht müde wird, nach dem Gerät zu fragen und die Verwaltung anzuzählen, erhält Unterstützung vom Ausschussvorsitzenden Karsten Jauck (Pro Bad Dürrenberg). „Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Dann muss man eben Dinge an Firmen abgeben.“
Bad Dürrenbergs Stadtverwaltung gesteht Überforderung
In der aufgeheizten Stimmung richtete die sachkundige Einwohnerin Kathrin Herrmann gezielt die Frage an Jörg Höhne: „Sollen wir raushören, dass wir eine überforderte Stadtverwaltung haben?“ Und Höhne blieb nur ein knappes „Ja“. Der anwesende Bürgermeister Christoph Schulze (CDU) griff nicht in die Diskussion ein.
Seit Beginn seiner Amtsperiode hat die Stadtverwaltung viele Projekte auf dem Tisch, die alle Fachbereiche stark fordert. Die Liste ist mittlerweile lang: Ganz oben steht die Landesgartenschau 2022 (Laga), Bad Dürrenberg wurde in die touristische Markensäule „Gartenträume“ aufgenommen, der Lützener Platz wird gebaut, die Heimatstube abgerissen und wieder aufgebaut, das Querstück des Gradierwerks soll erneuert, das neue Rathaus fertiggestellt und nebenbei ein Doppelhaushalt erarbeitet werden. Dazu kommen die täglichen Verwaltungsaufgaben.
Was sagt der Bürgermeister zu dem Vorwurf?
Auf gezielte Nachfrage will der Bürgermeister jedoch nicht von Überforderung sprechen. „Die Verwaltung ist gut ausgelastet“, so Schulze. Dass viel Arbeit auf dem Tischen liegt, sei ihm bewusst und deshalb sollen freie und zusätzliche Stellen auch schnellstmöglich besetzt werden.
Erschwerend kommen tatsächlich Ausfälle durch lange Krankheit hinzu. Will er als Bürgermeister zu viel in zu kurzer Zeit? „Natürlich hat man den Anspruch, viel auf den Weg zu bringen.“ Dennoch glaube er, dass die Laga die größte Chance der Stadt sei, sich zu entwickeln. Es würden in kurzer Zeit viele Investitionen nicht nur auf dem Gelände, sondern in der ganzen Stadt auf den Weg gebracht. Das bedeute aber auch, dass danach wieder Ruhe einkehre und der Investitionsstau aufgehoben sei.
Dabei, so das Stadtoberhaupt, lasse er andere Projekte nicht außer Acht. Geld, das beispielsweise zweckgebunden für die Schulinfrastruktur zur Verfügung gestellt wurde, soll auch in die Grundschulen der Stadt fließen.
Darüber hinaus wurden gerade Straßen wie die Thomas-Müntzer- und August-Bebel-Straße erneuert, weitere wie die Teuditzer Straße in Tollwitz und der Marktweg in der Kernstadt sollen folgen. Auch der Marktplatz soll mit Sitzmöglichkeiten und Pflanzungen aufgewertet werden. (mz)