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Abenteurer in Schkopau Abenteurer in Schkopau: Es ist noch Platz im Pfadfinder-Zelt

Von Oliver Müller-Lorey 23.02.2016, 10:12
In das Zelt, eine sogenannte Kothe, passen bis zu zwölf Personen. Der Aufbau geht schnell. Es gibt sogar Wettbewerbe. Der Rekord liegt bei vier Minuten und 16 Sekunden.
In das Zelt, eine sogenannte Kothe, passen bis zu zwölf Personen. Der Aufbau geht schnell. Es gibt sogar Wettbewerbe. Der Rekord liegt bei vier Minuten und 16 Sekunden. Peter Wölk

Schkopau - Sie sind auf der Suche nach Abenteuern, lieben die Natur und sind eine Seltenheit in Sachsen-Anhalt: Pfadfinder. Gerade einmal 13 sogenannter Stämme, also Ortsgruppen, gibt es in ganz Sachsen-Anhalt. Immerhin zwei davon im Saalekreis: In Bad Dürrenberg und in Schkopau. Doch die wenigsten wissen, was sie überhaupt machen.

Heute, am 22. Februar, feiern alle Pfadfinder weltweit den sogenannten Thinking-Day, eine Art internationaler Tag der Pfadfinder. Jugendliche und junge Erwachsene ziehen dann in der Schule, der Uni oder auf Arbeit ihre Kluft an und zeigen so öffentlich ihr Hobby. Der Tag soll die Bewegung bekannter machen - und gerade in Sachsen-Anhalt ist das auch nötig.

„Ich gehe in Halle aufs Elisabeth-Gymnasium und trage am Thinking-Day meine Kluft“, erzählt Franziska Möhwald, Pfadfinderin aus Schkopau. „Die anderen Schüler waren erst einmal etwas verwundert, aber fanden es dann total cool“, sagt die 17-Jährige. Auch Max Bergemann, ebenfalls Pfadfinder, hat diese Erfahrung schon gemacht. „Erst haben die anderen komisch geguckt, aber dann haben sogar die Lehrer gefragt, was man als Pfadfinder macht“, sagt er. Das wissen nur die wenigsten. Das Klischee Keks-verkaufender Jugendlicher, die im Wald Feuer machen und Senioren über die Straße helfen, ist jedenfalls falsch. Es geht um Gemeinschaft und darum, dem Nachwuchs den Aufenthalt bei den Pfadfindern angenehm zu gestalten. Die Pfadfinder treffen sich alle zwei Wochen, singen, planen Ausflüge und Reisen, sie gehen wandern und treffen sich mit Gleichgesinnten aus anderen Städten und sogar anderen Ländern.

Gerade plant der Schkopauer Stamm mit dem Namen „Alexandra von Trotha“, der erst seit 2014 existiert, eine Sommer-Fahrt nach Schweden. Um sie zu finanzieren, haben sich die jungen Erwachsenen etwas ausgedacht: „Wir haben ’Rent a Scout/Miet dir einen Pfadfinder’ ins Leben gerufen“, erzählt Franziska Möhwald. Wer kleine Aufgaben, etwa Rasenmähen oder Gassigehen, von den Pfadfindern erledigen lassen will, gibt dafür einen kleinen Obolus für die Reise.

Seit ihrer Gründung kämpft der fünfköpfige Stamm um Nachwuchs. Es waren schon oft Interessenten da, aber meistens zu wenige, um eine neue Kinder-Gruppe ins Leben zu rufen. Von Größen wie der ihres Partnerstammes in der Nähe von Frankfurt können die Schkopauer nur träumen. Rund 250 Mitglieder zählt die Gruppe in Hessen. Pfadfinder sind in Ostdeutschland weniger bekannt, weil zu DDR-Zeiten nur die FDJ erlaubt war.

In Deutschland sind die Pfadfinder in vier großen Verbänden organisiert: Zwei katholische, einen evangelischen und einen konfessionslosen Verband gibt es. Die Schkopauer gehören der evangelischen Vereinigung, dem Verband Christlicher Pfadfinder (VCP), an. Laut der VCP-Bildungsreferentin für Sachsen-Anhalt und Thüringen, Franziska Völz, steigen die Mitgliederzahlen in Mitteldeutschland wieder. Von 125 im Jahr 2008 auf 271 im vergangenen Jahr. Die meisten Mitglieder sind zwischen elf und 15 Jahren alt. (mz)