550 Millionen Euro für Leuna 550 Millionen Euro für Leuna: Finnischer Konzern UPM baut Bioraffinerie am Chemiestandort
Leuna - Das Land Sachsen-Anhalt kann sich über eine der größten Investitionen der letzten Jahrzehnte und einen Wirtschaftsschub auf dem bislang noch sehr jungen Gebiet der Biochemie freuen. Der international agierende finnische Papierkonzern UPM hat sich nach einem langen Auswahlprozess entschieden, eine Bioraffinerie am Chemiestandort in Leuna zu bauen. Damit setzt sich der Standort im Saalekreis gegen einen Konkurrenten in Frankfurt am Main durch. Es entstehen 100 Arbeitsplätze direkt bei UPM und 100 weitere bei Dienstleistern.
Nach Informationen des Unternehmens sollen in den kommenden Jahren 550 Millionen Euro in den Bau der Anlage investiert werden, die bereits Ende 2022 den Betrieb aufnimmt. Dafür stehen den Finnen zwölf Hektar am Standort zur Verfügung. In der geplanten Bioraffinerie sollen mit einer Produktionsleistung von jährlich 220.000 Tonnen holzbasierte Biochemikalien entstehen.
Investition in Leuna: UPM stellt hier Biochemikalien her
„Wir sind Pioniere auf diesem Gebiet“, sagt Michael Duetsch, Direktor von UPM Biochemicals, über die Entwicklung des neuen Geschäftsfeldes. Die Stoffe Bio-Monoethylenglykol und Bio-Monopropylenglykol, die für Textilien, PET-Flaschen, Verpackungen, in Arzneimitteln, Kosmetika und Waschmitteln benötigt werden, wurden bislang fast ausschließlich auf Basis fossiler Rohstoffe wie Öl, Erdgas und Kohle hergestellt. „Wir haben über Jahre die neue Technologie entwickelt und können diese Chemikalien nun auf Basis von Holz herstellen“, erklärt Duetsch.
Mit der Ansiedlung des finnischen Unternehmens am Chemiestandort in Leuna, geht für die Betreibergesellschaft, die Infra Leuna, und das Land Sachsen-Anhalt ein fast zweijähriger Auswahlprozess zu Ende, der von vielen intensiven und tiefgreifenden Treffen begleitet war. Bei Infra Leuna-Geschäftsführer Christof Günther ist die Freude daher groß. „Die Stoffe von UPM bilden das Fundament für eine komplett neue Wertschöpfungskette.“
Für den Chemiestandort Leuna eröffne sich damit ein neues Wirtschaftssegment. „Der Standort hat vor über 100 Jahren mit Kohle begonnen, hat zu DDR-Zeiten und bis heute eine herausragende Bedeutung in der Petrochemie und schlägt mit der Biochemie jetzt ein neues Kapitel auf.“ Dafür sei die Infra Leuna auch bereit, in den kommenden Jahren parallel zu UPM über 100 Millionen Euro in die komplette Infrastruktur zu investieren, damit das finnische Unternehmen optimale Bedingungen erhält.
Der Infra Leuna-Geschäftsführer geht davon aus, dass die Ansiedlung eine Initialzündung für weitere Unternehmen aus dem Bereich der Biochemie sein wird. Die Wirkkraft sieht auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU): „Die Investition von UPM ist ein wichtiger Schritt zu einem erfolgreichen Strukturwandel in der Region. Hier entstehen neue, zukunftssichere Arbeitsplätze in einem innovativen Wirtschaftszweig.“ Darüber hinaus hat das Unternehmen eine Förderung beim Land beantragt.
Wichtigste Ressource für das neue Geschäftsfeld von UPM ist Holz, das vor allem aus der Region stammen soll. UPM-Direktor Michael Duetsch erklärt, dass das Holz aus dem Harz, Wäldern aus Hessen und Thüringen kommt. „Wir wollen Waldbesitzern helfen, Potenziale besser zu nutzen.“ Statt Holz zu verbrennen, soll es der Kreislaufwirtschaft als Rohstoff zugeführt werden. Der Trend geht seit einigen Jahren zu Mischwäldern, und das dort anfallende Laubholz soll in der zukünftigen Raffinerie genutzt werden. Davon profitiere die Forstindustrie, und die Erweiterung von Mischwäldern werde unterstützt. Das finnische Unternehmen hat eine lange Geschichte als internationaler Papierkonzern. Seit zehn Jahren erweitert es jedoch die Geschäftsfelder erst in Richtung Bio-Kraftstoff und nun in die Bio-Chemie. (mz)