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S-Bahn Mitteldeutschland und City-Tunnel Leipzig S-Bahn Mitteldeutschland und City-Tunnel Leipzig: Viele Pendler und einige Probleme

11.12.2014, 13:29
Ein Zug der S-Bahn Mitteldeutschland fährt durch den City-Tunnel im Zentrum von Leipzig (Sachsen).
Ein Zug der S-Bahn Mitteldeutschland fährt durch den City-Tunnel im Zentrum von Leipzig (Sachsen). Archiv/dpa Lizenz

Leipzig - Vertreter der Deutschen Bahn sowie Politiker haben am Donnerstag das einjährige Bestehen der S-Bahn Mitteldeutschland und des City-Tunnels in Leipzig als Erfolg gefeiert. Tunnel und neues S-Bahn-Netz waren vor einem Jahr eröffnet worden - mit vier Jahren Verspätung. Der Bau des City-Tunnels dauerte zehn Jahre und kostete fast eine Milliarde Euro. Nach Meinung der Grünen hätte man mit dem Geld das gesamte sächsische Bahnnetz verbessern können.

Rund 55.000 Fahrgäste nutzen nach Bahn-Angaben täglich das 430 Kilometer lange Streckennetz der Mitteldeutschen S-Bahn, täglich gebe es rund 540 Zugfahrten. Seitdem verbinden sechs neue S-Bahn-Linien das Zentrum von Leipzig mit der Region, die Linie S7 bildet den Anschluss nach Halle.

Die Bahn zitiert in einer PressemitteilungSachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD). Er bezeichnet die Investitionen in den Tunnel als Gewinn: „Die neuen Möglichkeiten, von weit außerhalb bequem und direkt in die Leipziger Innenstadt zu fahren, sind für viele Bürger ein Anreiz zum Umsteigen in den ÖPNV. Glückwunsch zum Einjährigen!“ Gerhard Gey, Landrat des Kreises Leipzig und Vorsitzender des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig, sieht den Erfolg auch in den „hohen Fahrgastzahlen, die unsere Prognosen voll erfüllen“.

S1 Leipzig Miltitzer Allee/Leipzig Messe–Stötteritz–Wurzen–Oschatz–Riesa
Die Linie S1 fährt im 30-Minutentakt von der Station Miltitzer Allee im Leipziger Stadtteil Grünau durch den City-Tunnel nach Wurzen und vereinzelt weiter bis Riesa. Durch zusätzliche halbstündliche Fahrten ab Leipzig Messe wird zwischen Leipzig Hbf (tief) und Stötteritz ein 10/20-Minutentakt eingerichtet. Nach Fertigstellung der ICE-Neubaustrecke in Richtung Nürnberg kann der geplante 15-Minutentakt auch zwischen Leipzig Hbf (tief) und der Miltitzer Allee realisiert werden.
Die S1 bindet den Stadtteil Leipzig-Grünau wieder an das Schienennetz an und ersetzt die Linien:
- MRB 11 (Leipzig–Wurzen–Oschatz)
- S11 (Leipzig–Oschatz)

S2 Bitterfeld–Delitzsch–Connewitz–Markkleeberg-Gaschwitz
Die Linie S2 verkehrt stündlich zwischen Delitzsch und Connewitz. Montags bis freitags wird die Verbindung bis nach Bitterfeld und Markkleeberg-Gaschwitz ausgeweitet. Durch die direkte Verbindung durch den City-Tunnel verkürzt sich die Reisezeit um circa 15 Minuten.
Die S2 ersetzt die Linien:
- MRB 54 (Leipzig–Delitzsch–Bitterfeld)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz (–Altenburg–Glauchau/Zwickau)).

S3 Halle (Saale) Hbf–Stötteritz
Die Linie S3 fährt im 30-Minutentakt von Halle (Saale) Hbf über Schkeuditz durch den City-Tunnel nach Leipzig-Stötteritz. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen in Halle (Saale) Hbf wird die Verbindung bis Halle-Nietleben verlängert. Die Reisezeitersparnis beträgt rund 10 Minuten.
Die S3 ersetzt die Linie S10 (Halle (Saale)–Schkeuditz–Leipzig).

S4 Geithain–Borna–Leipzig-Thekla–Eilenburg–Torgau–Hoyerswerda
Die Linie S4 fährt im Streckenabschnitt Borna–Eilenburg im 30-Minutentakt. Auf den restlichen Abschnitten liegen die Abfahrtszeiten weiter auseinander. Mit der RE 10 (Leipzig–Cottbus) ergibt sich von Falkenberg in Richtung Leipzig ein 1-Stundentakt, ab Torgau in der Hauptverkehrszeit ein 30-Minutentakt.
Die S4 ersetzt die Linien:
- RE 11 (Leipzig–Falkenberg–Hoyerswerda)
- MRB 2/70 (Leipzig–Borna¬–Geithain).

S5 Leipzig/Halle Flughafen–Altenburg–Zwickau Hbf und
S5X Halle (Saale) Hbf–Zwickau Hbf
Die Linie S5 verkehrt stündlich zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg – von dort aus zweistündlich weiter bis Zwickau Hbf. Ergänzt wird sie durch die Linie S5X, die in Halle (Saale) Hbf im Stundentakt startet und aufgrund ihres Express-Charakters zugunsten einer beschleunigten Fahrzeit nicht an allen Stationen hält. Durch die Überlagerung der beiden Linien verkehren die Züge zwischen Leipzig/Halle Flughafen und Altenburg alle 30 Minuten. Die Reisezeitersparnis auf diesem Abschnitt beträgt eine halbe Stunde.
Die S5 und S5X ersetzen die Linien:
- RE 5 (Leipzig–Leipzig/Halle Flughafen–Halle (Saale))
- RE 8 (Leipzig–Zwickau)
- RE 16 (Leipzig–Werdau)
- RB 130 (Leipzig–Gaschwitz–Altenburg–Glauchau/Zwickau)

S7 Halle-Trotha–Halle-Nietleben
Die reguläre Linie S7 in Halle (Saale) ergänzt die sechs neuen S-Bahn Linien. Sie gewährleistet die Anbindung vom Hauptbahnhof in Halle (Saale) nach Nietleben und Trotha. Nach dem Umbau des halleschen Hauptbahnhofes wird die ursprünglich geplante direkte Linienführung der S3 von/nach Halle-Nietlieben möglich. Neben den silber-grünen Zügen der S-Bahn Mitteldeutschland werden auf dieser Linie auch modernisierte Doppelstockwagen eingesetzt.

Die Bahn zitiert außerdem das Ergebnis einer Umfrage unter S-Bahn-Fahrgästen, bei denen das mitteldeutsche Netz "79 von 100 möglichen Punkten im Bereich Gesamtzufriedenheit" bekommen habe. Positiv seien Komfort, Pünktlichkeit, Schnelligkeit und Sauberkeit der Züge bewertet worden sowie Zugpersonal, Ansagen im Zug und das Sicherheitsgefühl nachts.

MZ-Recherchen hatten 100 Tage nach der Eröffnung ein anderes Bild gezeigt. Viele Pendler nannte es damals ein Lotteriespiel zur Frage "Reicht der Platz?" - abhängig davon, ob die Bahn im Berufsverkehr wie geplant zwei S-Bahn-Züge aneinander koppelt oder nicht. Weitere Kritik gab es an den knapp bemessenen Plätzen für Fahrräder. Der mitteldeutsche Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Carsten Schulze, drückte es im März 2014 so aus: „Die S-Bahn Mitteldeutschland ist grundsätzlich ein gutes System. Aber dieses System ist auf Kante genäht.“

Die Bahn gelobt zum einjährigen Bestehen des neues Netzes Besserung. „Insbesondere die S-Bahnen mit besonders hoher Nachfrage auf der S3 sollen immer mit zwei Fahrzeugteilen verkehren“, wird Frank Klingenhöfer, der Vorsitzende der Regionalleitung Südost der DB Regio AG, in der Bahn-Mitteilung zitiert. Klingenhöfer verspricht zu den Fahrzeugengpässen: „Wir bauen in der DB Regio-Werkstatt in Halle derzeit eine zusätzliche Wartungshalle. Bis zum Sommer werden wir die Fahrzeugverfügbarkeit so spürbar verbessern können.“

Zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember werden die geplanten Fahrzeugeinsätze "für einzelne Fahrten angepasst", teilte die Bahn weiter mit: So sollen beispielsweise auf der S1 und S3 teilweise längere Züge verkehren. Im Fahrplan gebe es nur diese Änderung: Sonntags werden die Leistungen der S1 zwischen Wurzen und Riesa künftig vom RE 50 übernommen, der dann auch an Sonn- und Feiertagen ab 7 Uhr durchgehend im Stundentakt fährt. Auf der S-Bahn-Linie S7 in Halle wird der Haltepunkt Rosengarten wieder in beiden Richtungen bedient. (mz)