Restaurant "Schloss Storkau" Restaurant "Schloss Storkau": Genuss am Strom

Storkau - Schloss Storkau im Rücken, die Elbe vor sich. Breit und gemächlich fließt der Strom seiner Mündung entgegen. Bis dorthin, nach Cuxhaven, sind es von hier aus noch gut 400 Kilometer. Urwüchsig mutet der Strom an. Auf dem gegenüberliegenden Ufer die blanke Natur, kein einziges Zeichen von Zivilisation, flache Ufer, dichter Auenwald. Es ist ein stiller Fleck, an dem das Restaurant „Schloss Storkau“ seine Gäste empfängt. Ein 14 Hektar großer Park umschließt das zweiflügelige Anwesen im Osten von Stendal. Der Elbblick ist eine gute Einstimmung auf das Essen: durchatmen, innehalten und genießen.
Das Restaurant empfängt die Gäste mit herrschaftlicher Atmosphäre. Durch wandhohe Fenster fällt viel Licht in den Raum mit seinen üppigen Kristallkronleuchtern. Das weiße Mobiliar spiegelt sich im dunkelgrauen Marmorfußboden. Ein wirklich stilvoller Ort, an dem man wohl nicht zufällig vorbeifährt, sondern den man wählt, um an einem der sieben Tische mal aufs Feinste zu tafeln.
Auf und Ab durch die Geschichte
1912 baute sich Freiherr von Guaita dieses Schloss. Er starb früh, die Witwe verkaufte und es begann ein Auf und Ab durch die Geschichte. 1945 werden Kriegsheimkehrer untergebracht, mal ist das Schloss Sanatorium, mal Schwesternschule, mal brennt es fast ab. Mit der Wende beginnt dann ein typisch deutsch-deutsches Kapitel. 1992 erwirbt ein Unternehmer aus den alten Ländern das Haus. Er renoviert es von Grund auf und eröffnet 1995 ein Vier-Sterne-Hotel.
Die Schloss-Speisekarte im Internet hatte neugierig gemacht mit regionalen Angeboten. Rehnüsschen auf Storkauer Kürbisgemüse, Carpaccio vom Storkauer Ochsen, Hirsch aus dem Storkauer Wald an Holunderblütensauce.
Der Kellnerin war es sichtlich unangenehm, darauf hinweisen zu müssen, dass es all das am Tag des Besuches nicht gab. Flink brachte sie die aktuelle Karte, auf der der Storkauer Stangenspargel und Mecklenburger Zander unser Interesse weckten. Doch wieder Peinlichkeit: Haben wir heute nicht. Fisch sollte es sein, also fiel die Wahl auf das einzig mögliche Angebot: Lachs von den Färöer Inseln. Mit Spargel? Ja, natürlich, macht 18 Euro. Die Wahl Nummer zwei ging glatt durch, es war alles da: Rinderrücken, Pilzrahmsauce, Frühlingsgemüse (26 Euro). Die aktuelle Karte war an diesem Tag sehr übersichtlich. Zwei Fischgerichte, zwei Fleischgerichte, dazu einmal Spargel mit Schinken, zwei Suppen, drei Vorspeisen, drei Desserts und ein vegetarisches Angebot (Risotto mit Edelpilzen). 28 Euro kostet das teuerste Gericht (Kalbsrücken), der Storkauer Pflücksalat mit geräucherter Gänsebrust bringt es auf 12 Euro. Drei- und viergängige Menüs werden für 30 bzw. 50 Euro angeboten.
Anschrift: Hotel Schloss Storkau, 39590 Storkau
Kontakt:
Telefon:
039321 - 5210
Öffnungszeiten:
12 bis 14 Uhr und von 18.30 bis 22 Uhr
Üppiger Küchengruß
Ein Amuse-Gueule - der kleine Gruß aus der Küche vorab - darf hier natürlich erwartet werden. Ostseeschnäpel an lauwarmem Kartoffelsalat wird es sein. Sehr lecker, dezent gewürzt, ein echter Appetitmacher. Aber was sind Schnäpel? Die Kellnerin ist fit: Ostseeschnäpel, auch als Maräne oder Rindling bezeichnet, ist ein Fisch aus der Familie der Lachse. Derart gebildet, mundet die Feiertagssuppe (5 Euro) gut. Aha-Effekte kann kein Koch der Welt damit zaubern. Es gibt eine klare Suppe mit Eierstich und Fleischklößchen, sehr gut gemacht, so erwartet man das. In kleinen Porzellanfässchen werden Griebenschmalz, Butter, Kräuterquark gereicht, dazu Olivenbrot. Hmmm!! Der Gast muss sich zügeln, so gut schmecken die so einfachen Kleinigkeiten - schließlich wartet noch der Hauptgang.
Das alles, wird uns berichtet, komme aus eigener Produktion. Viele Produkte, die im Restaurant unter Leitung von Küchenchef Hendrikus H.G. Brune verarbeitet werden, liefert der Gutshof gleich neben dem Schloss. Eingekauft wird auch so oft es geht auf Märkten in der Region.
Nichts für den großen Hunger
Draußen ziehen die Elbschiffe vorbei, drinnen wartet ein 2013er Weißburgunder (6,50 Euro das Glas) und ein Spätburgunder vom Jahr 2012 (7 Euro), beide vom Weingut Sander aus Mettenheim, beides vorzüglicher Standard. Wer Anlass hat, mal über die Stränge zu schlagen, kann sich auch einen Chateau Palmer AC Marqoux kredenzen lassen, 187 Euro die Flasche. Höhnstedt und Freyburg sind erfreulicherweise auch in der Karte vertreten, um die 20 Euro jeweils die Flasche.
Auf heißen Tellern werden Lachs und Rinderrücken serviert. Man sagt es ungern in Restaurationen mit hohem Anspruch: Aber großen Hunger darf - bei aller Noblesse - der Gast bei beiden Gerichten nicht haben. Gut deshalb der üppige Aufgalopp mit Küchengruß und Griebenschmalz. Der Rinderrücken schmeckt ausgezeichnet, gekonnt der Moment abgepasst, bevor die Konsistenz des Fleisches kippt, unaufdringlich gewürzt.
Sehr guter Standard
Der Lachs? Was kann man falsch machen? Ihn zu Tode braten, austrocknen lassen, klar. Hier nicht: frisch, weich, mit knuspriger Haut - ein Genuss. Der Stangenspargel aus Storkauer Erde ist vorzüglich gelungen. Er eignet sich als Vorführobjekt für Kochlehrlinge: Seht her, so ist Spargel, der das Prädikat knackig verdient, der bissfest, aber nicht hart ist. Schön, dass mal nicht alles mit Sauce Hollandaise übertüncht wurde. Eine feine, leichte Kräutersauce verleiht dem Ensemble eine angenehm frische Note. Auf beides und den Koch stößt man gern an.
Was könnte man sich wünschen im Schloss? Geboten wird, soweit bei einem Besuch beurteilbar, sehr guter Standard. Ein Schuss Raffinesse, etwas mehr Überraschung auf der Karte würde das hohe Niveau weiter heben. Darüber lässt sich trefflich bei Eis und heißen Himbeeren (9 Euro) philosophieren. Ein Absacker der besonderen Art ist zu empfehlen: Gleich im Park beginnt unter Uferbäumen ein Pfad am Fluss entlang, verwildert, verwunschen - ein wenig Urwald in der Altmark. (mz)

