Restaurant "Planerts" in Leipzig Restaurant "Planerts" in Leipzig: Vom Geflügeltee bis zum Grüntee-Eis

Leipzig - Klein, aber verlockend: Die Karte des noch recht neuen Leipziger Restaurants „Planerts“, auf der Internetseite natürlich schon vor einem Besuch einsehbar, macht neugierig - und wirft Fragen auf... Einerseits, weil sie kaum mehr als die Hauptkomponenten dessen nennt, was letztlich auf den Tisch kommt. Das Prinzip scheint derzeit ziemlich angesagt zu sein, nicht wenige Restaurants machen das inzwischen so. Zum anderen wegen der kreativen Wahl und Zusammenstellung der Zutaten. Ein Hauptgang mit Makrele, Wasabi-Polenta, Orangenmiso etwa. Ein Dessert mit Banane, Mandarine, Matcha-Tee. Klingt interessant. Dass die Gerichte klar von der asiatischen Küche inspiriert sind, lässt sich auf den ersten Blick erkennen.
Doch nicht nur manch exotische Zutat bringt einen ins Grübeln. - Was ist denn „Geflügeltee“? Hier wird er in der Rubrik Suppe mit Kürbis und Heilbutt angeboten. Wir werden noch schmecken, um welch harmonische Verbindung es sich dabei handelt. Zunächst reicht die Erklärung der ebenso zuvorkommenden wie lockeren Bedienung, um es als Vorspeise auszuwählen: Es handele sich dabei schlicht um ein Geflügelsüppchen, das wie ein Tee aufgegossen wird.
Anspruchsvoll, aber nicht gestelzt - dieses Konzept verfolgt Gastgeber Stefan Planert mit seinem ersten Restaurant, das er Ende Juli im historischen Gebäudekomplex „Oelßner’s Hof“ mitten in der Leipziger Innenstadt eröffnet hat. „Es geht um professionelle und zeitgemäße, aber gleichzeitig unkomplizierte Gastronomie“, beschreibt es der 34-jährige Gastgeber, der ursprünglich aus Thüringen stammt und vor dem Aufbau seines eigenen Hauses unter anderem als Sommelier im Leipziger Sterne-Restaurant „Stadtpfeiffer“ tätig war. „Casual Fine Dining“ fasst Planert sein Konzept zusammen - gehoben, aber leger.
Moderner Industrie-Chic
Wer das Planerts unweit vom Brühl betritt, dem eröffnet sich ein modernes und trotzdem gemütliches Ambiente: Holz und Grau dominieren, Tische und Stühle kommen im angesagten Retro-Look daher, an der Decke des hohen Raumes sind die silbernen Rohre unverdeckt. Ein Restaurant im Industrie-Chic. Und ganz hinten befindet sich der Ort, an dem alles entsteht - die offene Küche. Ganz nah dran an den Gästen. Wer möchte, kann den gesamten Abend lang beobachten, wie die Gerichte zubereitet werden. Und wird feststellen: Das geschieht flink und trotzdem mit bestaunenswerter Akribie.
Während im Hintergrund entspannte Lounge-Musik läuft, präsentiert die freundliche Frau vom Service die Vorspeisen, zu denen köstliche hausgebackene Mini-Brötchen gereicht werden. Vor dem Gaumenschmaus kommt der Augenschmaus: Die Gerichte sind bis ins kleinste Detail auf die Maxime „Das Auge isst mit“ getrimmt. Hier eine bunte Kräuterwiese als Begleitung zur tollen Kombination Langostino, Topinambur und Macadamia (12 Euro), das Meerestier dabei gekrönt mit Fischeiern. Dort ein von einer fantastischen Kräuter- und Gewürzkruste ummanteltes Stück Heilbutt zu gegrilltem Kürbis und grünem Gemüse, all das am Tisch mit dem „Geflügeltee“ übergossen (10 Euro). Nicht nur optisch sind beide Gerichte sehr ansprechend, sondern auch geschmacklich hervorragend. Und, lange warten mussten wir auf die ersten Speisen dieses Abends auch nicht - was freilich mit daran liegen mag, dass an einem Abend mitten in der Woche nicht alle der gut 30 Plätze besetzt sind.
Das Planerts befindet sich an einem Ort mit interessanter Geschichte: Der Oelßner’s Hof zwischen Ritterstraße, Brühl und Nikolaistraße, nach einer umfassenden Sanierung nun wieder in neuem Glanz erstrahlend und mit Gastronomie und Geschäften, aber auch Büros und Wohnungen belebt, war ursprünglich ein Ort der Pelzhändler - kurz vor der Jahrhundertwende von der Familie Oelßner so begründet. Das Pelzgewerbe hatte einst eine große Bedeutung in der Stadt. Die Verbindung des historischen Gebäudes mit dem modernen Ansatz seines Restaurants habe er reizvoll gefunden, erzählt Stefan Planert. Es wird vielen seiner Gäste sicherlich ähnlich gehen.
Im Mittelpunkt steht aber natürlich das Kulinarische. Eine leichte, frische Küche, exotisch inspiriert, die auch den Hauptgang an diesem Abend bestimmt. Wobei zu bemerken ist: Zwar sind die Teller nicht üppig gefüllt - aber ausreichend. Auf der einen Seite steht die in der Oktober-Karte (das Angebot wechselt monatlich) mit „Reh / Purple Curry / Dim Sum Bun“ (27 Euro) angekündigte Kombination. Was in diesem Fall bedeutet: ein wunderbar zubereitetes Stück Wild in einer violetten Sauce (die das erwartete Curry-Aroma jedoch sehr zurückhält) und eine Art Brötchen, leicht süßlich, das mit Steinpilzen gefüllt ist. Dazu passt das fruchtig-süße Pflaumen-Aroma.
Hochwertige Produkte
Nicht weniger gelungen ist das Gericht auf der anderen Tischseite - wenn es auch einen Tick heißer hätte sein können. Zart und weich das Fleisch vom Perlhuhn, eine tolle Sauce, dazu gedämpfte Nudeln und ein leichtes Sesam-Aroma von Tahini (26 Euro). Dass in diesem Haus qualitativ hochwertige Produkte in Topf und Pfanne kommen, wie der Gastgeber versichert, merkt man. Auch habe man den Anspruch, möglichst heimische Produkte zu verwenden - das Reh etwa stamme aus der Region. Bei anderen Zutaten, gerade den asiatischen, ist das freilich schwierig.
So entspannt im Planerts die Atmosphäre ist, so viel Wert legt man auch auf die Tischkultur, inklusive weißer Stoffservietten. Neben dem Besteck findet sich jeweils ein halber Weinkorken, auf dem schicke silberne Essstäbchen liegen - ein Angebot, kein Muss. Dies weist nicht nur auf die zwischen europäisch und asiatisch ausgerichtete Küche hin, sondern auch darauf, dass man hier gute Weine schätzt - klar, bei der früheren Tätigkeit des Chefs. Im Angebot sind edle Tropfen aus Deutschland, Frankreich und Österreich, gern von kleineren Betrieben. Auch die Empfehlung an diesem Abend, einmal ein kräftiger Roter und andererseits ein fruchtiger Weißer, erweist sich als gut.
Und, das war an dieser Stelle fast zu erwarten, auch vom Dessert sind wir überzeugt. Überraschend die Kreation „Banane / Mandarine / Matcha“ (9 Euro) - nicht nur, weil dabei der beliebte Grüntee für ein Eis zum Einsatz kommt, sondern vor allem, weil das darunter platzierte Baumkuchen-Bananen-Törtchen von einem warmen Mandarinensüppchen umgeben ist. Auch bei der toll anzuschauenden Zusammenstellung „Passionsfrucht / Nougat / Chili Ganache“ (9 Euro) wird alles richtig gemacht. Fazit dieses Abends: Wunderbar! (mz)


