«Red Snapper» in Magdeburg «Red Snapper» in Magdeburg: Fisch und Fleisch
Halle (Saale)/MZ. - Klaus Wowereit, nur so zum Beispiel, als Politiker mit dem Ruf eines Mannes, der auf manchem Fest tanzt und speist, könnte gedacht haben: "Das beste an der langweiligen Konferenz war das Essen. Das sag ich jetzt dem Böhmer, da freut der sich, hat ja sonst nicht viel zu lachen hier." Natürlich wissen wir nicht, was "Wowi" tatsächlich gedacht hat. Aber unser damaliger Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hat sich offenbar wirklich gefreut über das Essen, denn er schickte ein Dankesschreiben an den Caterer der Ministerpräsidentenkonferenz im vergangenen Jahr. Dieser Caterer war - das "Red Snapper". Das Lokal hat nun den Brief, einen guten Job gemacht und - weil es diesen immer macht - auch 14 Punkte im Gault Millau.
Empfang mit Barjazz
Das "Red Snapper" ist das einzige Fischrestaurant in Magdeburg, und als solches überrascht es sowohl mit der großen Auswahl an Nicht-Fischigem als auch mit den exzellenten Kreationen der Küche. Von außen, das muss zugegeben werden, sieht das Restaurant wenig einladend aus. Egal, drinnen fühlt man sich schnell wohl. Weinrote Wände, schlichtes Holzmobiliar, Kerzen auf dem Tisch, leiser Barjazz ist zu hören. 80 Plätze sind verteilt auf zwei Etagen, und einen hübschen Sommergarten gibt es auch noch.
Wir eröffnen mit dem ersten Gruß des Hauses, Paprikacreme, und sind angetan. Dann folgt ein Bohnen-Speck-Cassoulet, angerichtet auf einer Schieferplatte. Die verschiedenen Sorten dicker Bohnen, um es mal volkstümlich auszudrücken, sind für sich genommen kein ganz großes Ereignis, aber zusammen mit dem Selleriesorbet und dem Zitronenschaum ergibt sich ein solches.
Am ersten Gang überrascht uns nun wiederum, dass das gebratene Red-Snapper-Filet auch in der ihn umgebenden Fenchel-Orangen-Suppe (8,50 Euro) noch knusprig ist. Die Suppe ist köstlich, fruchtig, der Fisch dezent.
Hier ist vielleicht ein kurzer Ausflug in die Meereskunde angebracht, "Red Snapper" ist vielleicht nicht jedermann ein Begriff. Dieser Fisch ist inzwischen von den Speisekarten der guten Restaurants nicht mehr wegzudenken. Nicht nur seines hellen, fein-aromatischen und festen Fleisches wegen, sondern auch wegen der wenigen und zudem gut erkennbaren Gräten. Der rötlich schimmernde Raubfisch lebt in Schwärmen fast überall dort, wo die Wassertemperaturen angenehm warm sind.
Aber zurück nach Magdeburg: Der geräucherte Wildlachs wird serviert mit dreierlei Kartoffelvariationen und einer Lauch-Schaumsoße (10,50 Euro). Der Lachs schmeckt hervorragend, wenngleich er rein quantitativ eher bescheiden daherkommt.
Das Herausragende an guten Köchen ist ja nicht nur ihr handwerkliches Können, sondern auch ihre Kreativität. Jeder Gang eine Überraschung! Als Hauptgericht wählten wir wiederum den roten Schnapper, umgeben von einer knusprigen Panade aus Möhrenraspeln, angerichtet mit Petersiliengraupen und einem Kohlrabi-Majoran-Salat (18,50 Euro).
Köstliche Blindwahl
Das Restaurant - es wäre wohl wirtschaftlicher Selbstmord, in Magdeburg ausschließlich auf Fisch zu setzen - hält immer auch eine interessante Auswahl an fischfreien Speisen bereit. Wir entschieden uns für die glasierte Perlhuhnbrust mit einem Radicchio-Haselnuss-Risotto und Joghurt-Minz-Schaum (23,50 Euro). Ganz köstlich!
Die vegetarische Abteilung macht die Auswahl noch mal schwerer. Am besten schließt der Gast die Augen und lässt den Finger blind entscheiden. Vor uns standen dann geschmorte Pasta-Taschen mit Ricotta und Parmesanschaum (14,50 Euro). Abspann mit dem Nachtisch: Reblochon, ein französischer Schnittkäse, serviert mit Pumpernickelsorbet und Blaubeergelee. Das Sorbet schmeckte wirklich wie Pumpernickel, das sollte man bei der Bestellung bedenken. Die Tiramisuvariation (9,50 Euro) passte ein wenig besser zum Espresso. Der süße Teil der Karte ist recht umfangreich und verführerisch, der Küchenchef nascht offensichtlich gern. Die kleinen Schwächen im Service - so wurden wir beispielsweise nicht auf eine temporäre Karte hingewiesen - wurden überdeckt von der Qualität des Essens, und die ist schließlich das Wichtigste.
Die Karte im "Red Snapper" wechselt mindestens fünfmal im Jahr und wird außerdem flankiert von zusätzlichen Gerichten, die handschriftlich an Wandtafeln erwähnt werden. Ein Restaurant unter dem Namen "Red Snapper" gibt es übrigens in Magdeburg seit acht Jahren. Aber erst seit 2008 wird es betrieben von zwei Magdeburgern, die nach vielen Lehrjahren im Ausland, in der Fischgastronomie und bei einem Sternekoch das Niveau deutlich angehoben haben.
"Red Snapper"
Maxim-Gorki-Straße 18
39108 Magdeburg
Telefon: 0391 - 7374884
Öffnungszeiten
Montag ab 17.30 Uhr
Dienstag bis Sonnabend 11.30 Uhr bis 14.30Uhr und ab 17.30 Uhr
Sonntag Ruhetag
Fischgerichte ab 16 Euro, Fleisch ab 23,50 Euro, Fünf-Gang-Menü ab 34,50, offene Weine ab 4,80 Euro, Wein im Schnitt 30 Euro