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Razzia Razzia: Neonazis horteten Sprengkörper

Von Alexander Schierholz 01.03.2012, 19:05

Halle (Saale)/MZ. - 50 Beamte, ein Dutzend Rechtsextremisten, acht Wohnungen, vier Landkreise - die jüngste Razzia in der Neonazi-Szene Sachsen-Anhalts war eine der bisher umfangreichsten im Land - auch was die Ergebnisse angeht: Wie am Donnerstag bekannt wurde, stießen die Ermittler nicht nur auf Hakenkreuzfahnen, Transparente mit Nazi-Symbolen und ein Gewehr, sondern auch auf 237 Sprengkörper - nach Einschätzung von Sprengstoffexperten der Polizei schlagkräftiger und damit gefährlicher als alles, was in Deutschland zugelassen ist. „Bei der Menge fragt man sich schon, was die damit vorgehabt haben“, sagt ein Ermittler. Über mögliche Pläne etwa für Sprengstoffanschläge mag er indes nicht spekulieren.

In Mansfeld-Südharz, im Saalekreis, im Salzland und in der Börde waren am Dienstag zeitgleich acht Wohnungen von zwölf Angehörigen der rechtsextremen Szene durchsucht worden. Nach MZ-Informationen gehen Polizei und Staatsanwaltschaft nun Hinweisen auf organisierte Strukturen nach, die Rede ist von „gruppenähnlichen Zusammenhängen“.

Fünf der Wohnungen liegen in Mansfeld-Südharz, auch Enrico Marx bekam am Dienstag laut Polizeikreisen amtlichen Besuch. Marx gilt als einer der führenden Rechtsextremen im Süden des Landes, sein Anwesen in Sotterhausen als Szene-Treffpunkt. Die Neonazi-Demo am 1. Mai vergangenen Jahres in Halle war unter anderem von Marx angemeldet worden. Er selbst war gestern nicht zu erreichen.

Auslöser der Ermittlungen war ein unangemeldeter Neonazi-Aufmarsch Ende Dezember in Haldensleben. Das Landeskriminalamt ermittelt nun gegen sieben Beschuldigte. Ihnen werden die Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen sowie Verstöße gegen das Sprengstoff- und das Versammlungsgesetz vorgeworfen. Sind die beschlagnahmten Handys und die EDV-Technik ausgewertet, könnten womöglich noch mehr Vorwürfe dazukommen.