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Privathochschulen Privathochschulen: «Qualität hat ihren Preis. Das gilt auch in der Bildung»

Von Toralf Grau 24.02.2005, 20:49

Halle/MZ. - Das Bundesverfassungsgericht hatden Weg für Studiengebühren bundesweit freigemacht. Nun denken die Länder über eine Einführungnach. Modelle privater Hochschulen zeigen,dass Gebühren Qualität sichern und sozialSchwache nicht verdrängen.

Die Finanzierung einer Bildungsstätteals "Mischkalkulation": An der HandelshochschuleLeipzig (HHL) verwundert es niemanden, wennder Kanzler auf die Frage nach den Einnahmender Einrichtung wirtschaftlich antwortet.Das Geld für die 1992 wieder gegründete HHLstamme unter anderem aus Spenden und Forschungserträgen,sagt Andreas Schmidt - und aus Studiengebühren.Rund 4000 Euro pro Semester muss zahlen,wer sich an der bislang einzigen privatenHochschule Ostdeutschlands in Wirtschaftswissenschaftenausbilden lässt.

An der Leipziger Schule sind die Studentenzahlende Kunden. "Qualität hat ihren Preis.Das gilt auch in der Bildung", sagt KanzlerSchmidt. Würden Studiengebühren an allen deutschenHochschulen eingeführt, könnte das helfen,den Standard der höheren Bildung zu stärken.Bedingung: "Das Geld muss auch den Hochschulenzugute kommen." Bis zu 40 Prozent des Etatsder HHL stammen aus Studiengebühren. Im Gegenzugerwartet die derzeit rund 300 Studenten eineAusbildung auf hohem Niveau. Bibliothekenund Computerräume sind rund um die Uhr geöffnet,die Lehrkräfte sind renommierte Wissenschaftler.

Gute Ausstattung, kleine Seminargruppen, persönlicheAtmosphäre - all das wird auch an der privatenUniversität Witten-Herdecke (Nordrhein-Westfalen)als Vorteil gegenüber staatlichen Hochschulengenannt. "Seit 1995 zahlen die Studenten einenKostenbeitrag", sagt Malte Herzhoff. Der Studentist Vorstand der Studierendengesellschaftund auf das Beteiligungsmodell seiner Unilässt er nichts kommen. Die Studenten selbsthaben die Zahlungsmodalitäten festgelegt.Rund 1800 Euro werden pro Semester fällig,gezahlt wird sofort oder nach Studienendeacht Jahre lang acht Prozent des Einkommens.Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt die Musik:Die Studenten haben an der Uni viele Mitspracherechte."Wir können zum Beispiel bei der Stellen-Besetzungmitbestimmen", so Herzhoff. Die Studentennutzten ihre Möglichkeiten: "Wir haben eineausgeprägte Beteiligungskultur." Studiengebührenals Segen für alle Hochschulen?

Malte Herzhoff ist da vorsichtig. Natürlichmüssten sich auch die Studenten fragen, wassie für ein besseres Bildungssystem tun könnten.Das Wittener Modell sei nur unter Bedingungenübertragbar. "Die Studenten müssten über dieGebührenzahlung mitentscheiden, um sie akzeptierenzu können", so Herzhoff. "Und die Zahlungmuss so gestaltet werden, dass jeder, derstudieren will, es sich leisten kann." Dazugebe es an seiner Uni das Modell der Zahlungvom späteren Einkommen.

Studienmöglichkeiten für sozial Schwächerebietet auch die Leipziger Handelshochschule:Zum einen räume die örtliche Sparkasse denHHL-Studenten zinsgünstige Darlehen ein, soHochschul-Kanzler Andreas Schmidt. Zum anderengebe es einen Bildungsfonds aus dem Studierendeunterstützt werden. "Zurückgezahlt wird dannim Beruf ein bestimmter Einkommensanteil.Höhe und Laufzeit sind vorher vertraglichvereinbart."