Plauderthema Plauderthema: Wettern über das Wetter

Halle/MZ. - Wenn es das Wetter nicht gäbe, man müsste es erfinden. Nicht nur, dass eine ganze Berufsgruppe gar nicht da wäre – die Wetterfrösche –, auch wir anderen Menschen hätten ohne Frühling, Sommer, Herbst und Winter, einst als die vier Feinde des real-existierenden DDR-Sozialismus bezeichnet, einige Probleme mehr. Denn diese Feinde, die offenbar gar nicht gesellschaftlich determiniert sind, geben auch heute noch immer wieder ein Plauderthema her. Und dies nicht nur in Großbritannien, wo ein Gespräch übers Wetter unter Nachbarn wie Diplomaten zum guten Ton gehört und viele Möglichkeiten bietet für verbale Streicheleinheiten bei harmoniesüchtigen Wattebällchenwerfern − wenn sie sich in ihren Ansichten darüber einig sind.
Auch eignen sich Wetterkapriolen hervorragend, um Frust abzulassen. Denn wann schon ist uns das Wetter wirklich einmal recht? Der Winter zu warm und ohne Schnee, der Winter zu kalt und mit zu viel Schnee. Der Sommer zu heiß, zu trocken oder zu kühl, viel zu nass und der Urlaub bei ekelerregendem Regen folglich ein Desaster. Irgendwas ist es immer, was da nicht stimmt. Und worüber man schimpfen kann. Vielleicht wäre sogar viel mehr Streit in der Welt, wenn es nicht das unberechenbare Wetter gäbe. An dem kann man sich richtig abreagieren. Auch Leute, die immer vergesslicher werden, können noch lange darüber hinwegtäuschen, weil sie wort- wie kenntnisreich über die Launenhaftigkeit des Wetters jammern.
Ach, nun ist er endlich da, der Frühling. Wir freuen uns alle sehr. Dem Wetter sei Dank.