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Nordsachsen Nordsachsen: Empörung nach Angriff auf Ausländer

24.08.2009, 18:17
Hinter Gittern oder nicht?: Wegen fehlender Haftgründe wurden die Verdächtigen im Fall Taucha wieder freigelassen. (FOTO: DDP)
Hinter Gittern oder nicht?: Wegen fehlender Haftgründe wurden die Verdächtigen im Fall Taucha wieder freigelassen. (FOTO: DDP) ddp

Taucha/dpa. - «Wir als Tauchaer verurteilen derartige Vorfällezutiefst», sagte Bürgermeister Holger Schirmbeck (SPD) am Montag derdpa. Dabei waren am Sonntag Ausländer beschimpft, angegriffen undteils geschlagen worden. Als tatverdächtig gelten elf 18- bis 22-Jährige aus der Leipziger Hooliganszene, die vorläufig festgenommenworden waren. Wegen fehlender Haftgründe wurden sie aber wiederfreigelassen.

Sie sollen nach dem Festbesuch auf drei Ausländer losgegangen seinund dabei ausländerfeindliche Parolen gebrüllt haben. Ein Libanese(23) war zu Boden gestürzt, getreten und geschlagen worden. Als zweiPolizisten einschritten, griffen die Männer auch die Beamten an unddemolierten einen Streifenwagen. Ein Beamter und der Libanese wurdennur «geringfügig» verletzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegenschweren Landfriedensbruchs, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamteund Körperverletzung.

Der Angriff habe sich in einiger Entfernung vom Festgeländeabgespielt und sei daher unbemerkt geblieben, sagte BürgermeisterSchirmbeck. Mehr als 10 000 Menschen hätten friedlich gefeiert undin vergangenen Jahren habe es keine Probleme mit Fremdenfeindlichkeitgegeben. Der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Martin Dulig, verurteilteden Vorfall laut einer Mitteilung. «Die Täter sind eine Schande fürSachsen», so Dulig.

Die Ermittlungen dauerten an, sagte der Sprecher der LeipzigerStaatsanwaltschaft, Ricardo Schulz. «Die Hintergründe sind nochziemlich unklar.» Die Tatverdächtigen würden die Vorwürfe imWesentlichen bestreiten, so Schulz. Warum die Hooligans auf dieAusländer losgingen, ob sie sich zufällig über den Weg liefen oderTäter und Opfer sich kannten, sei ebenso noch unbekannt wie dieIdentität der Begleiter des Libanesen, denen die Flucht gelang.

Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) verurteilte die Gewalt gegenPolizisten in einer Mitteilung als «völlig inakzeptabel» underneuerte die Forderung nach Strafverschärfung bei diesen Delikten.Sachsen hatte im April eine entsprechende Initiative zum besserenSchutz der Ordnungshüter in den Bundesrat eingebracht.

Die Attacke weckte sofort Erinnerungen an Mügeln (Nordsachsen).Dort war vor zwei Jahren ein Streit auf einem Stadtfest eskaliert undeine aufgebrachte Meute hatte mehrere Inder gejagt. «Man kann dasnicht vergleichen», sagte Staatsanwalt Schulz. Mit dem TauchaerStadtfest habe das Geschehen nichts zu tun. Es habe sich kein Mobgebildet, der die Opfer durch die Straßen gehetzt habe.

Landesweit hatte es am Wochenende weitere Zwischenfälle mitvermutetem fremdenfeindlichen Hintergrund gegeben. In Mügelnrandalierten nach Polizeiangaben zwei Männer und eine Frau an derEingangstür eines gegen Rechtsextremismus eintretenden Vereins, inDelitzsch (Nordsachsen) gab es einen Zusammenstoß zwischenFußballfans und Deutschen türkischer Abstammung.