Neues Gaststättengesetz Neues Gaststättengesetz: Alkohol nur für Mitglieder?

Deuben/MZ - Uwe Heydel ist ein bedächtiger Typ, der nicht so wirkt, als könnte ihn irgendetwas so schnell aus der Ruhe bringen. Über eines kann sich Heydel, 61, dann aber doch mächtig aufregen: das neue Gaststättengesetz. „Das geht gar nicht“, schimpft der Präsident des SV Schwarz-Gelb Deuben, „wie soll das denn funktionieren?!“ Geht das Gesetz durch wie geplant, dann dürfen Vereine wie der aus dem Burgenlandkreis bei Veranstaltungen alkoholische Getränke künftig nur noch an die eigenen Mitglieder ausschenken. Die Landesregierung will so die Gastwirte vor der vermeintlichen Konkurrenz von Sportvereinen und Feuerwehren schützen.
Schwarz-Gelb Deuben ist eine feste Größe im lokalen Fußball. Die 1. Mannschaft führt die Tabelle der Kreisliga an. Zu den Heimspielen auf dem Sportplatz unweit einer Brikettfabrik kommen jeweils 20 bis 30 Zuschauer, rund ein Drittel davon Fans der Gastmannschaft. Sie schenken Bier aus und Limo in Deuben, sie braten Würstchen. „Geht es nach dem neuen Gesetz, dann können unsere Leute im Sommer bei 30 Grad noch ein Bier kriegen, die anderen aber nicht“, sagt Heydel. Für die bliebe dann Wasser. Oder Apfelschorle. Für Vereinschef Heydel ist klar: „Das gibt doch nur Streit. Wer hat sich denn so etwas ausgedacht?“
Unter anderem die Dehoga. Der Verband, der landesweit über 1?000 Gastwirtschaften und Hotels vertritt, gehört quasi zu den Mitautoren des neuen Gesetzes. Karin Peetz, Präsidiumsmitglied im Landesvorstand und Inhaberin des Bergschlösschens in Jessen, legt vor allem Wert auf die rechtliche Gleichbehandlung aller, die ausschenken. So steht es nun auch im Gesetzentwurf: Entweder schenken Vereine nur noch an ihre Mitglieder aus. Oder sie werden als Gaststättenbetreiber behandelt. In diesem Fall verlangen die Behörden eine Gewerbeanmeldung, ein polizeiliches Führungszeugnis und eine steuerliche Unbedenklichkeitserklärung. Viel Aufwand für ein paar Flaschen Bier bei Heimspielen.
„Eine Wettbewerbsverzerrung“
Richtig so, findet Bodo Peter Czok. Der Vorsitzende des Dehoga-Kreisverbandes Saalekreis, Gastwirt in Kleinkugel östlich von Halle, beklagt „ausufernden gastronomischen Wildwuchs“. Vielerorts im Lande gebe es inzwischen so etwas wie Schwarzgastronomie - mal im Verein, mal bei der Feuerwehr, mal privat. Anders als ein Gastwirt blieben „ehrenamtliche Anbieter“ von den eigentlich unverzichtbaren Hygienekontrollen verschont. Und Steuern, wie sie ein normaler Gaststättenbetrieb zahle, müssten die Feierabend-Wirte auch nicht entrichten. „Das ist eine Wettbewerbsverzerrung und gehört abgeschafft“, fordert Czok.
Konkurrenz? Wettbewerbsverzerrung? Uwe Heydel in Deuben schüttelt bedächtig den Kopf. „Für einen Gastwirt“, er weist mit der Rechten durch das Sportlerheim, „lohnt sich das hier doch gar nicht, bei 20, 30 Mann zu jedem Spiel. Und unter der Woche ist sowieso tote Hose hier.“ Eine Kneipe, der die Kicker von Schwarz-Gelb mit ihrem Bierausschank Konkurrenz machten könnten, gebe es in Deuben selbst sowieso nicht, sagt der Vereinschef. Nur in einem Ortsteil. „Und die hat nur freitags und sonnabends auf.“
Beim SV Schwarz-Gelb Deuben nehmen sie nicht viel ein mit dem Verkauf von Bier, Limo und Würstchen. Und was sie einnehmen, geben sie gleich wieder aus. Zwei Großfeldplätze, ein Kleinfeld und eine Kegelbahn - das bedeute mehrere 1?000 Euro Betriebskosten im Jahr, sagt Heydel. Die Stadt Teuchern, zu der die Ortschaft gehört, unterstütze den Verein. „Aber den größten Teil davon müssen wir selber tragen.“ So seien die Ausschank-Einnahmen fest eingeplant. „Wenn wir das Geld nicht hätten, könnten wir hier dicht machen.“ Sein Urteil fällt entsprechend gallig aus: „Solche Gesetze machen die kleinen Vereine kaputt.“
Wer gehört dazu, wer nicht?
Auch größere Vereine haben ihre Zweifel an dem geplanten Gesetz. Während man sich in Dörfern wie Deuben noch kennt, steht Lars Brzyk, Vorsitzender des 1. FC Weißenfels, vor einem ganz anderen Problem. Zu jedem Heimspiel des Landesliga-Tabellenführers begrüßen sie im Weißenfelser Stadtstadion rund 150 Zuschauer. „Wie soll ich denn da feststellen, wer bei uns Mitglied ist und wer nicht?“
Die Konsequenz werde wohl sein, meint Brzyk, ganz auf den Ausschank zu verzichten. Auch dem 1. FC Weißenfels würden dann Einnahmen fehlen. Für die Nachwuchsarbeit. „Das kann“, meint der Vereinschef spitz, „doch wohl nicht im Sinne des Erfinders sein.“