Nahverkehr des MDV Nahverkehr des MDV: Der "Plus-Bus" kommt
Halle/MZ - Öffentlicher Nahverkehr in ländlichen Regionen ist oft alles andere als attraktiv. Die Fahrzeiten von Bussen richten sich meist nach den Unterrichtszeiten der Schulen - Taktverkehr Fehlanzeige. Kein Wunder, dass außer Schülern häufig kaum noch jemand mitfährt. Das soll sich ändern: Unter dem Titel „Plus-Bus“ schickt der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) ab Mitte Dezember - wenn auch das neue S-Bahn-Netz in Betrieb geht -auf 26 Linien im Süden Sachsen-Anhalts und im Westen Sachsens Busse auf die Straße, die im Takt rollen und an wichtigen Bahnhöfen Anschlüsse an die S-Bahn und an andere Züge schaffen sollen. „Wir wollen den Leuten ein Angebot machen und nicht einfach Linien streichen, weil es vermeintlich keine Nachfrage gibt“, sagt MDV-Sprecher Matthias Neumann. Der Verbund erhofft sich von dem neuen Busnetz bis zu 30 Prozent mehr Fahrgäste. Möglich machen sollen es verschiedene Qualitätskriterien:
Takt: Die Busse werden montags bis freitags in der Regel im Stundentakt fahren, am Wochenende alle zwei Stunden - der Fahrplan lässt sich so leichter merken, wirbt der Verkehrsverbund.
Direktlinien: Die Linien meiden zeitraubende Umwege über kleinere Dörfer, in denen ohnehin kaum noch jemand aus- oder einsteigt.
Anschlüsse: In größeren Orten (siehe Karte) sollen Anschlüsse zum Zug bestehen - in der Regel mit einer Übergangszeit von zehn Minuten. Garantieren will der Verbund den Anschluss allerdings nicht. Das sei erst ab Ende 2014 möglich. Dann sollen die Bordcomputer von Bussen und Bahnen soweit vernetzt sein, dass Verspätungen untereinander gemeldet werden können.
Halle - Wettin
Merseburg - Schkeuditz
Merseburg - Leipzig
Merseburg - Freyburg (nur Zwei-Stunden-Takt)
Querfurt - Röblingen am See
Querfurt - Nebra
Laucha - Bad Bibra -Lossa/Wohlmirstedt
Weißenfels - Hohenmölsen - Profen
Naumburg - Zeitz
Zeitz - Profen
Zeitz - Meuselwitz
Komfort: So weit wie möglich, sollen Niederflurbusse mit barrierefreien Einstiegen eingesetzt werden. Auf den Linien in Sachsen-Anhalt, die gleichzeitig zum Bahn-Bus-Landesnetz zählen, sind sie sogar Standard, etwa zwischen den Städten Naumburg und Zeitz im Landessüden.
Erkennbarkeit: Das „Plus-Bus“-Netz wird zur eigenen Marke, erkennbar am Schriftzug „Bus“ weiß auf violett, dazu ein Pluszeichen. Das Logo soll auf Fahrplänen und an Haltestellen zu finden sein.
Für das künftige Busnetz mit seinen 26 Linien, davon elf in Sachsen-Anhalt, hat der Verkehrsverbund das Rad allerdings nicht völlig neu erfunden: Es basiert zu großen Teilen auf bereits bestehenden Linien, die aber zum Teil deutlich aufgewertet werden. Zuvor hatte der Verbund 4?500 Haushalte im Süden des Landes und in Westsachsen nach ihren Erwartungen an bessere Busverbindungen befragen lassen und Verkehrsströme analysiert. Kommt das System an, soll es später ausgebaut werden. Um die Anschlüsse an den Zugverkehr zu sichern, wurden erstmals auch die Fahrpläne unter der Regie des Verkehrsverbundes erarbeitet. Bisher sind dafür die einzelnen Busunternehmen selbst zuständig.
Für die Landkreise, die den Nahverkehr finanzieren, bedeutet das neue Netz einen Kraftakt. Die Prämisse bei der Vorbereitung nämlich lautete: Es darf nicht teurer werden. Weil aufgrund des Taktverkehrs auf einigen der Linien aber deutlich mehr Busse eingesetzt werden müssen, muss anderswo gestrichen werden. Wie? Verbundsprecher Neumann formuliert es diplomatisch: „So, dass es den Kunden nicht wehtun wird.“