: Nachwuchsforscher präsentieren Mini-Biogasanlagen

Erfurt/dapd. - Emsig bastelt der Jenaer Schüler Andre Krause an einem Kasten etwa so groß wie eine Waschmaschine. Seine Freunde Frank Kühmstedt und Sebastian Wendt treffen derweil die letzten Vorbereitungen, um ihren kleinen Stand in der Erfurter Eissporthalle ins beste Licht zu rücken. Überall in der Halle laufen fieberhaft die Vorbereitungen auf das Bundesfinale von „Jugend forscht“. Auf diesen großen Tag will jeder der 187 Teilnehmer bestens vorbereitet sein.
Drei Tage lang werden die jungen Wissenschaftler von morgens bis in die Nacht hinein Presse, Jury und Fachbesuchern Rede und Antwort stehen und ihre Projekte vorstellen. Im Falle der drei Jung-Ingenieure vom Jenaer Angergymnasium geht es um eine Miniatur-Biogasanlage, die vor allem durch ihre kompakte Größe besticht. „Unser Ziel war es, eine Biogasanlage für den Hausgebrauch zu entwerfen“, erklärt Wendt die Idee. Mit ungefähr drei Kilo Biomüll pro Woche, vor allem Grasschnitt und Kartoffelschalen, könne die Anlage die Hälfte des täglichen Strombedarfs eines Einfamilienhauses decken.
„Weil die Anlage so klein ist, passt sie in jeden Garten“, sagt Wendt. Mit 2.000 Euro pro Stück sind die Kosten überschaubar. Bis ins Detail haben die drei jungen Forscher ihr Kraftwerk konzipiert, von der richtigen Wärmeversorgung für die Biogas produzierenden Bakterien über die Beschaffenheit des Gärmaterials bis zur Speicherung und Einspeisung ins Hausnetz wurde alles bedacht.
Zwtl.: Untersuchung weist Schmerzmittel im Trinkwasser nach
Ein Stück weiter hat sich Florian Müller aus Kalenborn in Rheinland-Pfalz dem Nachweis von Schmerzmitteln in Wasser gewidmet. Sein Befund: In seinem Untersuchungsgebiet in Gerolstein fanden sich sowohl im Trinkwasser als auch im Abwasser von Kläranlagen Reste des Schmerzmittels Diclofenac - wenn auch in unbedenklichen Mengen. Ein Zustand, der vermutlich auf fast alle Regionen in Deutschland übertragen werden könne, aber zumindest in ländlichen Gebieten kaum überwacht werde, sagt Müller. Kaum eine Kläranlage sei dafür ausgerüstet, Arzneimittelrückstände herauszufiltern. Vor allem die gefährlichen Abbauprodukte des Schmerzmittels könnten in Ökosystemen durchaus Schaden anrichten. „Ein Problem, das bisher völlig unterschätzt wird“, meint Müller.
Die Themen beim Bundesfinale sind weit gefächert. Von alternativen Brennstoffzellen über neue Kommunikationsmöglichkeiten für Taubblinde oder flexibel konfigurierbare Monitor-Displays reicht die Palette. Sogar nach dem „maximalen Effekt beim Sprung ins Wasser - wie man Badegäste nass macht“ wurde geforscht.
„Auch in diesem Jahr sind die Themen Natur und Umwelt wieder besonders stark vertreten“, sagt der geschäftsführende Vorstand der Stiftung Jugend forscht, Sven Baszio. Nach wie vor sei das wichtigste Anliegen der Stiftung, einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel zu leisten und junge Wissenschaftler nachhaltig zu fördern. „Ich bin fest überzeugt, dass das Potenzial in Deutschland noch viel größer ist als die Teilnehmerzahl bei Jugend forscht.“ Eine wichtige Aufgabe der kommenden Jahre sei es deshalb, junge Leute noch stärker zum Mitmachen zu animieren.
Zwtl.: Stiftung fordert mehr Einsatz für Nachwuchsforscher
Ein Mittel könnten Schülerforschungszentren sein, in denen junge Forscher sich in ihrer Freizeit den Naturwissenschaften widmen können. Derzeit gebe es zehn solcher Einrichtungen in der Bundesrepublik, die meisten davon in Süddeutschland. Die Einrichtung und Finanzierung solcher Projekte müsse sowohl bei Unternehmen als auch in der Politik viel stärker wahrgenommen werden, sagt Baszio. Zudem werde sich Jugend forscht künftig stärker der Betreuung von ehemaligen Wettbewerbsteilnehmern im Studium widmen.
In Erfurt wird die große Entscheidung, wer den Bundessieg nach Hause trägt, am Sonntag bei der Preisverleihung mit Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) fallen. „Aber bereits jetzt ist klar, dass alle, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben, Gewinner sind“, sagt Baszio. Auch wenn es nicht zum Sieg reicht - die nötige Selbstdisziplin und die Fähigkeit zum strukturierten Arbeiten seien Vorteile, sich die besonders im Studium auszahlten.
