Nach Pflegeskandal Nach Pflegeskandal: Gelbe Karte für Stendaler Heim

Stendal/MZ/dpa. - Das wegen teils unhaltbarer Zustände in die Kritik geratene Pflegeheim "Jenny Marx" in Stendal wird nicht geschlossen, muss aber kurzfristig eine Reihe von Auflagen erfüllen. Unter anderem müsse die Einrichtung innerhalb kurzer Zeit zusätzliche Pflegekräfte einstellen, teilte die Pflegekasse der Krankenkassen am Freitag nach einer Anhörung in Magdeburg mit. Zudem müssten Mängel in der Pflege und bei der Unterbringung beseitigt werden.
Werde dies durch den Landkreis Stendal als Träger der Einrichtung nicht rasch umgesetzt, müssten weitere Konsequenzen gezogen werden. Dem Kreis sei eine Abmahnung ausgesprochen worden. "Wir wissen, dass die Umsetzung der Auflagen erhebliche Anstrengungen erfordert. Aber im Interesse der Pflegebedürftigen darf es zu keiner weiteren Verzögerung bei der Beseitigung der Missstände kommen", sagte Volker Schmeichel, Sprecher der Ersatzkassenverbände in Sachsen-Anhalt.
Bei der Überprüfung des Heimes hatten Experten kürzlich schlimme Zustände aufgedeckt. Drei alte Menschen waren in ehemaligen Lagerräumen ohne Waschgelegenheit untergebracht, eine Frau in einer einstigen Garderobe. Nach Angaben des Kreises wurden sofort Konsequenzen gezogen. So sei das Heim mit 172 Plätzen nicht mehr überbelegt. Laut Sozialministerium handelte es sich um den ersten derart gravierenden Fall im Land.
Die Pflegekasse kündigte an, den Vorgang zum Anlass für weitere Kontrollen zu nehmen, um eventuelle weitere Missstände schnell zu beseitigen. Seit Mai 1999 seien von rund 250 stationären und 550 ambulanten Einrichtungen rund zwei Drittel überprüft worden. Die Auswahl sei vorwiegend nach einen Stichprobenverfahren erfolgt. Seit August 2002 werde ohne Vorankündigung geprüft.