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MZ-Restaurantkritik MZ-Restaurantkritik: Idylle im Rittergut Maxdorf

Von Ralf Böhme 15.05.2016, 16:44
Im Rittergut kann man es sich gut gehen lassen -  nach Gutsherrenart eben. In angenehmer Umgebung schmeckt die Gutsherrenpfanne noch einmal so lecker.
Im Rittergut kann man es sich gut gehen lassen -  nach Gutsherrenart eben. In angenehmer Umgebung schmeckt die Gutsherrenpfanne noch einmal so lecker. Heiko Rebsch

Osternienburg - Herrlich, die Kastanien in voller Blüte. Ihre mächtigen Kronen, ein einziges grünes Dach. Man flaniert auf geharkten Kieswegen, daneben Beete mit tausenden Tulpen, Stiefmütterchen und Primeln. Idylle pur. Entspannen. Genuss. Die Seele baumeln lassen. Das Rittergut Maxdorf lädt dazu ein, bei gutem Wetter ist die große Terrasse der beste Platz.

Ein schöner Kontrast: Da steht das alte Herrenhaus, gemauert aus gelben Klinkern. Gleich daneben erstreckt sich ein moderner Neubau, die Fassade größtenteils aus Glas. Eine gastliche Stätte, die beinahe mediterrane Leichtigkeit ausstrahlt. Den Gastgebern ist eine Überraschung gelungen. Denn ganz ehrlich, wer erwartet ausgerechnet hier so ein Flair? Alle Touristenpfade sind weit weg. Das Dorf selbst ist geradezu winzig. Entfernung bis Köthen: sechs Kilometer.

Stimmiges Ambiente

Die Kerzen sind schon angezündet. Weinrote Tischdecken, weiße Servietten, passende Tapeten und viel helles Holz - ein stimmiges Ambiente. Es sitzt sich gut im Kaminzimmer. 25 Plätze, alle mit Grünblick. Auffällig ist das historische Wappen in Blau-gelb an der Wand. Die Geschichte des Gutes, einst im Besitz der Wettiner, reicht bis ins frühe Mittelalter zurück. Eine filigran gezeichnete alte Landkarte zeigt den Ort im Irgendwo zwischen Saale und Elbe.

Aufschlussreich ist natürlich auch der Blick auf die Speisekarte. Keine Frage, in Maxdorf ist die Spargelsaison in vollem Gange. Ob als Suppe (4,50 Euro), als Salat an hausgebeiztem Lachs (9,40 Euro) oder eben eine üppige Portion Spargel an Schwarzwälder Schinken mit Salzkartoffeln (13,90 Euro). Und das ist nur eine kleine Auswahl. Es sind noch viele andere Spargel-Varianten im Angebot, stets wahlweise mit Sauce Hollandaise oder brauner Butter.

Anschrift: Neubauernstraße1, OT Maxdorf, 06386 Osternienburger Land

Kontakt: Telefon 03496/50 93 999, www.rittergut-maxdorf.de

Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags, von 11.30 bis 22 Uhr

Angebote: Hauptgänge zur Spargelzeit zwischen 10 und 17 Euro, Weine ab 3,80 Euro

Ein Schoppen Wein, der mundet, findet sich gewiss. Qualität verbinden die Gastgeber nämlich vor allem mit der Vielfalt der guten Tropfen aus der Pfalz. Es könnte auch kaum anders sein. Wachsen doch die Rebstöcke in Südlagen, was für ein Zufall - ganz in der Nähe von Maxdorf. Allerdings ist das Maxdorf in Rheinland-Pfalz gemeint. Dass Biertrinker im südlichen Sachsen-Anhalt nicht dursten müssen, versteht sich. Auch wenn das berühmte Cöthener schon lange nicht mehr aus Köthen kommt, ist es nach den Worten von Koch Christian Thiele - ein gebürtiger Köthener - auf dem Rittergut immer noch das „Hausgetränk“ schlechthin.

Ein halber Liter Helles erfrischt, und die Kellnerin ist von der flinken Sorte. 3,10 Euro, dieser Preis erscheint noch erträglich. Da fällt es leicht, noch ein weiteres großes Glas des Gerstensaftes zu bestellen. Und es verkürzt die Wartezeit, beispielsweise bis die rustikale Gutsherrenpfanne (12,90 Euro) mit zarten Schweine-Medaillons auf dem Tisch steht. Einfach lecker, ohne Übertreibung.

Nicht nur Gastronom

Manchmal serviert der junge Küchenchef Marcus Gläsel das Essen selbst. So erfährt der interessierte Gast manche Einzelheit. Zum Beispiel, wie im Rittergut die Spätzle täglich frisch zubereitet werden. Oder dass ein „Schuss“ dunkles Bier eine Champignonsoße ungemein „beflügeln“ könne. Oder warum gerade Wels-Filet zu empfehlen sei - 100 Prozent grätenfrei. Diese und andere Gourmet-Tricks sind Mitbringsel aus dem Schwarzwald, der ersten beruflichen Station des Kochs aus Könnern.

Zwei Jahre gibt es das neue Rittergut-Gasthaus nun schon. Hausherr ist Jan Klotsch. 2009 erwirbt seine Familie das Objekt. „Ich bin auf dem Rittergut aufgewachsen und will nicht, dass es verfällt“, erklärt der Maxdorfer sein Engagement. Sanierung, Umbau, Neubau - die Arbeiten können vor allem deshalb geschultert werden, weil Klotsch nicht nur ein erfahrener Gastronom ist, sondern weil er außerdem noch ein Baugeschäft betreibt. Ehefrau Jenny kümmert sich um die Rekultivierung des Schlossparks. Eine Visite bietet sich am Pfingstmontag an, da ist in Sachsen-Anhalt der „Tag der offenen Schlösser“.   (mz)

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