MZ-Kreuzworträtsel MZ-Kreuzworträtsel: Die erste Lösung morgens um 5.32 Uhr

Merseburg/MZ - Eins waagerecht: erfolgreicher Schwimmer. „Da gibt’s viele“, sagt Lothar Reinhard und schiebt rasch ein „vermutlich Biedermann“ hinterher. Auch sieben waagerecht ist leicht. Entlassene Ministerin? „Das war doch die Wolff.“ Im aktuellen Geschehen, sagt der 72-Jährige, sei er dank Zeitungslektüre auf dem Laufenden. Obendrein ist der Rentner aus Merseburg (Saalekreis) das, was man einen typischen Sachsen-Anhalter nennen könnte: Frühaufsteher.
Davon kann auch seine Bitte, sich nicht allzu zeitig zum Plaudern zu treffen, „weil ich morgens manchmal schwer in Gang komme“, nur kurz ablenken. Lothar Reinhard nämlich ist nicht nur einer von 10000 Rätselfreunden, die sich am großen MZ-Kreuzworträtsel kurz vor Weihnachten beteiligt haben. Er ist derjenige, der die Lösung als erster per Anruf durchgab: am 21. Dezember um punkt 5.32 Uhr, als die meisten Sachsen-Anhalter wohl noch träumten.
"Ich konnte nicht schlafen."
Reinhards Erklärung: „Ich konnte nicht schlafen.“ Nach vier Stunden sei seine Nacht oft vorbei - das kann arg früh sein, wenn er zeitig ins Bett gegangen ist. Dann beschäftigt sich der Rentner, legt sich danach hin und wieder vormittags noch einmal hin. Womit er sich bis dahin befasst, daran lässt der Merseburger keinen Zweifel. Es steht in der Regel unten links auf der letzten Seite der Mitteldeutschen Zeitung - das Kreuzworträtsel. „Bei mir fängt Zeitung hinten an.“
Zwischen vier und sechs Uhr liege die MZ üblicherweise im Briefkasten. „An dem Sonnabend muss sie sehr zeitig dagewesen sein“, erzählt Reinhard. Welch Herausforderung zur frühen Morgenstunde! Hunderte Fragen im größten, je in der MZ erschienen Kreuzworträtsel. Da wich der Fan von seiner üblichen Strategie - erst fünf waagerechte Fragen von oben links, dann die erste senkrecht - ab. Bis 5.32 Uhr hatte selbst er nicht das komplette Rätsel gelöst. „Ich habe erst die Stellen genommen, die ich für das Lösungswort brauchte.“ Der Rest hat ihn über die Weihnachtsfeiertage noch beschäftigt.
Rätseln bei jeder Gelegenheit
Lothar Reinhard ist jemand, der Rätsel gerne komplett löst. Ein, zwei offene Felder in der täglichen MZ-Rubrik, das kommt schon vor, sagt er. Aber fünf? Da packt ihn der Ehrgeiz. Nicht solcher, der sich durch einen einfachen Griff zum Rätsellexikon lösen ließe. „So etwas benutze ich seit Jahren nicht mehr.“ Er nimmt sich stattdessen bei jeder Gelegenheit das Rätsel wieder vor. „Manchmal fällt mir die Lösung erst abends ein.“ Es geht ihm um Spaß, darum, sich zu testen, sagt er. Die Dubai-Reise, die es diesmal obendrein als Gewinn gab, hat ihn gereizt. Dass es nicht klappte - „egal“, sagt er.
Seine Stärken kennt der 72-Jährige. Klassische Musik ist eine, so nicht gerade nach der unbedeutendsten Nebenrolle einer Oper gefragt wird. Kein Wunder: Reinhard war jahrzehntelang Musiklehrer in Merseburg. Er hat Mitte der 1960er Jahre das Jugendblasorchester im Ort aufgebaut, ein Ensemble mit zwischenzeitlich bis zu 200 Musikern, von dem er noch heute begeistert Anekdoten erzählt. Und: Sein Engagement bescherte ihm nicht nur Begegnungen mit Fidel Castro oder Komiker Eberhard Cohrs, sondern auch Reisen kreuz und quer durchs Land. Neben ein paar Jahren als Geografie-Lehrer macht ihn das auch in diesem Gebiet fit. Bei Pflanzen-Fragen dürfte die familiäre „Vorbelastung“ helfen. In der Gärtnerei des Vaters hat der Merseburger schon als Kind geholfen. „Rosen veredeln konnte ich früh - stachlige Angelegenheit.“
Rätselschwächen bei Pop-Musik und Filmen
Und wo liegen die Rätselschwächen? Moderne Rock- und Pop-Musik und Filme, sagt er. „Im Kino war ich ewig nicht.“ Zu Hause läuft kein Fernseher, da greift der Rätselfan zu einem der vielen Bücher. Seit 2003 ist Reinhard in Rente und hat - als Student regelmäßiger Käufer der DDR-Rätselzeitung Troll - neben Büchern das Kreuzworträtsel wieder für sich entdeckt. Längst ist er auch Sudoku-Fan. „Ich muss das einfach rauskriegen“, sagt er. Sein Rat: Nicht draufstarren und warten, wenn man nicht weiterkommt. „Das bringt nichts, gerade bei Sudoku.“ Er beschäftigt sich mit etwas anderem - genug zu tun hat er mit sechs Ponys - und kehrt später zum Rätsel zurück.
Einmal half ihm auch das aber nicht. Ein berühmter Ex-Fußballer war gefragt, für den seit den 50ern eingefleischten Fan eigentlich ein Klacks. Den ganzen Tag ist Reinhard alle Namen im Kopf durchgegangen - und hat sich am nächsten Morgen bei der Auflösung vor selbigen gehauen. Günter Netzer wars, kennt jedes Kind. Nur kommt man eben nicht drauf, wenn sich aus einer falschen Querlösung ein „i“ eingeschmuggelt hat.