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MZ-BürgerReporter MZ-BürgerReporter: Aus Sachsen-Anhalt berichten und Kontakt knüpfen

Von Diana Serbe 05.07.2016, 19:55
Redaktionsleiterin Kerstin Beier (vorne) zeigt den Bürgerreportern in Aschersleben, wie die Seiten für die Lokalausgabe entstehen: Ulrich Kruggel, Udo Silber, Ralf Springer, Gisela Ewe, Manfred Wittenberg und Ellen Röder (von links).
Redaktionsleiterin Kerstin Beier (vorne) zeigt den Bürgerreportern in Aschersleben, wie die Seiten für die Lokalausgabe entstehen: Ulrich Kruggel, Udo Silber, Ralf Springer, Gisela Ewe, Manfred Wittenberg und Ellen Röder (von links). Frank Gehrmann

Aschersleben - Gleich drei Kugelschreiber ragen aus Manfred Wittenbergs Brusttasche. An jeder Ecke könnte immerhin eine gute Geschichte zum Aufschreiben warten.

Ellen Röder stellt ihr Kamerastativ im Ascherslebener Rosarium auf. Ulrich Kruggel läuft zum anderen Ende des Stadtparks, um den „Ascherslebener Globus“ aus einer völlig neuen Perspektive zu fotografieren. Ralf Springer erzählt zu beinahe jedem Gebäude der Stadt eine Anekdote.

Die vier wirken, als seien sie auf einer Mission. Sie gehören zur derzeit 6 500 Mitglieder starken Gemeinschaft der MZ-BürgerReporter. Das sind Hobby-Journalisten, die aus ihrer Region für die Mitteldeutsche Zeitung berichten. Was auch immer sich vor ihrer Haustür abspielt: Sie wissen es zuerst.

Besondere Momente erleben

Über das Internetforum, auf dem die Berichte zunächst hochgeladen werden, treten die Reporter oft und gerne untereinander in Kontakt. Über persönliche Nachrichten, Kommentare oder Gruppen ist ein reger Austausch möglich.

Das Mitgliedsalter reicht dabei von 20 bis 80. Nach vier Jahren Bürgerreporter-Arbeit sind mehr als nur virtuelle Freundschaften entstanden.

Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld beispielsweise fand im Frühjahr die erste Bürgerreporter-Fahrradtour statt. Susanne Meier, Lothar Wobst, Wolfgang Erler und Ulrich Kruggel erkundeten gemeinsam den Salegaster Forst.

Mitgebracht haben sie gute Geschichten, viel Wissenswertes über die Region und massenhaft Bilder.

In Halle verabredeten sich Marlit Dörfler und Manfred Drobny kürzlich, um gemeinsam den Turm der halleschen Reilschule zu besteigen. Das ist nicht jedem erlaubt.

Drobny, Geschichtslehrer der Schule und selbst Bürgerreporter für die MZ, ermöglichte es der engagierten Hallenserin jedoch, ihre Heimatstadt aus einem ganz besonderen Blickwinkel abzulichten.

Tomatenkönigin und Karl Lagerfeld

Unter so vielen begabten Schreibern findet man auch die eine oder andere Berühmtheit. Gisela Ewe ist ein vertrautes Gesicht. Auch, weil sie als „Tomatenkönigin“ schon häufig von der MZ porträtiert wurde.

Trotz ihrer zeitaufwendigen Gartenarbeit berichtet die 69-jährige Ascherslebenerin seit 2012 für die Mitteldeutsche Zeitung. In petto hat die studierte Agrarwissenschaftlerin allerdings nicht nur landwirtschaftliche Themen – sie schreibt auch mal über Ausstellungen von Freunden oder Ascherslebener Berühmtheiten.

Regelmäßig erhält sie Anfragen von Interessenten, die ihren Garten und ihre preisgekrönten Gewächse bestaunen möchten. So kam im Juni auch ein Treffen in Aschersleben zustande: Ellen Röder aus Alsleben, Ulrich Kruggel aus Dessau sowie Manfred Wittenberg aus Nebra verabredeten sich für ein Kennenlernen.

Getroffen wurde sich allerdings bei einer anderen kleinen Berühmtheit: Ralf Springer, der von vielen nur „Der Karl Lagerfeld von Aschersleben“ genannt wird. Der 74-Jährige führte mehr als 30 Jahre lang ein Damen-Bekleidungsgeschäft in Aschersleben.

Sein Laden in der Breiten Straße avancierte zum Anlaufpunkt für modische Begehrlichkeiten, die es in der Form in der DDR nicht gab. Der ehemalige Banker reagierte auf die Menschenmassen und erlernte den Beruf des Schneiders.

Fortan konnte er selbstkreierte Stücke an die Frau bringen. Nach mehr als 70 Jahren in Aschersleben kennt er seine Stadt und die Menschen sehr gut. Dementsprechend ausführlich ist seine Stadtführung.

Mit ihm durch die Stadt zu laufen, heißt auch, mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei kommt auch immer wieder die Arbeit für die MZ zur Sprache. Die Bürger wirken begeistert von der Idee, als Leser selbst Themen zu „ihrer“ Zeitung beitragen zu dürfen.

So begeistert sind die BürgerReporter von der neuen Technik

Ruhestand heißt nicht gleich Ruhestand. Seit 2012 ist Springer als MZ-BürgerReporter aktiv, bewirtschaftet sein eigenes Gartenparadies und engagiert sich außerdem ehrenamtlich im Städtischen Verschönerungsverein.

Er und die Vereinsmitglieder kümmern sich um die Pflege von Anlagen der Stadt am Harz, unter anderem um die Bepflanzung des Rosariums. Fast alles, was er täglich erlebt, dokumentiert er für die Mitteldeutsche Zeitung. „Manchmal bin ich bis halb vier Uhr morgens online“, sagt er.

Seit etwa fünf Jahren ist er im Internet aktiv. Seitdem hat sich für ihn viel verändert: „Ich habe durch die Bürgerreporter einen zusätzlichen Freundeskreis gewonnen und kann mit meinem Hobby, der Fotografie, bedeutend mehr umsetzen.“

Sein Leben hält er in online erstellten Fotobüchern fest. Mit insgesamt drei erlernten Berufen entsteht Material für mehr als nur ein Buch. Das Internet sei für ihn zu einem wichtigen Nachschlagewerk geworden, in dem er auch Fragen zum Thema Garten beantwortet bekomme.

Mehr als nur eine Zeitung

Da die Hobby-Reporter großes Interesse daran zeigen, wie Nachrichten gemacht werden, steht in Aschersleben auch ein Besuch bei den Profis in der Lokalredaktion auf dem Plan. Redaktionsleiterin Kerstin Beier erklärt bei einer Gesprächsrunde, wie die Zeitung für den Folgetag erstellt wird.

Sie betont auch, dass sich die Nutzungsgewohnheiten der Leser verändert haben und sich stetig weiter verändern werden. „Für mich gehört die Tageszeitung am morgendlichen Kaffeetisch einfach dazu“, wirft Ralf Springer in die Runde.

Wer nicht in diesen Genuss kommt, dem bietet die MZ allerdings auch andere Optionen, sich über das Geschehen in der Region und der Welt zu informieren. Produkte wie das E-Paper, eine elektronische Ausgabe der Zeitung, die bereits am Vorabend zum Lesen zur Verfügung steht, ist so eine.

Manfred Wittenberg gehört bereits zu deren Nutzern. Pünktlich um 20 Uhr weiß der Bürgerreporter bereits, was andere erst am nächsten Tag wissen - ganz bequem auf seinem Computer-Bildschirm.

Der 59-jährige Schlosser ist nach einer Weiterbildung zum Mechatroniker 2002 erstmals mit den Vorzügen des Internets in Berührung gekommen. Seitdem ist er ein regelrechter Fan und gibt den anderen Bürgerreportern technische Hilfestellungen.

Immer wieder hört man ihn an diesem Tag sagen: „Das zeige ich dir mal.“ Er hält mit ehemaligen Sachsen-Anhaltern im Ausland Kontakt - unter anderem in den USA, Kanada, Spanien und Thailand. „Die freuen sich über meine Berichte und Bilder aus der Heimat“, sagt er.

Auch Ralf Springer teilt die Inhalte gerne: „Ich schicke unseren Verwandten in Köln sehr oft Artikel aus der MZ. Bilder versenden war bisher immer ein Problem. Dafür eignet sich jetzt das E-Paper.“

Gisela Ewe sucht regelmäßig auf mz-web.de nach neusten Meldungen aus ihrer Region.

Und die Bürgerreporter sind selbst oft schnell am Geschehen und unterstützen die Lokalredaktionen mit Informationen aus erster Hand. Ihre Hinweise dienen häufig zur Entwicklung einer größeren Geschichte.

Von Profis lernen

Der Ascherslebener Fotograf Frank Gehrmann zeigt den Hobby-Journalisten in der Redaktion, wie sie ihre Beiträge mit einfachen Mitteln optimieren können. Den Besuch hält er in bewegten Bildern fest und gibt eine Anleitung, wie man daraus einfach ein Video auf dem eigenen Handy zusammenschneiden kann.

Auch beim diesjährigen Tag der offenen Tür am 4. September wird es im MZ-Verlagshaus in Halle wieder kostenlose Schulungen für angemeldete MZ-BürgerReporter geben.

Die Journalisten des Hauses erklären, wie man zu einer guten Geschichte kommt, wie ein optimales Bild entsteht oder wie leicht man aus einem Video einen tollen Kurzfilm erstellen kann.

Material dafür bietet sich möglicherweise schon bald: Gisela Ewe hat für Ende August in ihr Gartenreich eingeladen. Dann werden sich wieder Menschen aus ganz Sachsen-Anhalt zum ersten Mal kennenlernen und Geschichte(n) schreiben. (mz)

Gisela Ewe verfasst ihre Berichte für die MZ in aller Ruhe zu Hause.
Gisela Ewe verfasst ihre Berichte für die MZ in aller Ruhe zu Hause.
Frank Gehrmann
So erscheinen die Beiträge zunächst im Internetforum auf der BürgerReporter-Seite.
So erscheinen die Beiträge zunächst im Internetforum auf der BürgerReporter-Seite.
mz-buergerreporter.de