Mitteldeutsches S-Bahn-Netz Mitteldeutsches S-Bahn-Netz: Fahrgastzahlen bleiben im Dunkeln

Halle (Saale)/Leipzig/MZ - Die neue S-Bahn-Linie 3 zwischen Halle und Leipzig sei „der Knüller“, hatte Frank Klingenhöfer, Chef von DB Regio Südost, schon Ende März frohlockt, 100 Tage nach dem Start des mitteldeutschen S-Bahn-Netzes im Dezember. „Da brummt es richtig.“ Gefühlt sind die Züge zwischen beiden Großstädten tatsächlich noch voller als auf der alten S-Bahn-Linie 10.
Beim Gefühl wird es vorerst bleiben. Auch fast ein halbes Jahr nach der Betriebsaufnahme der neuen S-Bahn-Strecken können die Bahn und die Länder noch keine verlässlichen Fahrgastzahlen nennen. Weder für die S 3 noch für die S 5x (Halle-Leipzig-Zwickau) noch für die drei anderen Linien, darunter Bitterfeld-Leipzig-Markkleeberg. Der Grund: Die automatischen Fahrgastzählsysteme in den Zügen seien „noch nicht voll einsatzfähig“, wie Oliver Mietzsch, Geschäftsführer des federführenden Leipziger Nahverkehrszweckverbandes, einräumt. „Es gibt noch Softwareprobleme.“ Derzeit werde rund ein Viertel der Fahrgäste gar nicht erfasst.
Personal zählt in den Zügen
Die Zähler sind an allen Türen installiert, sie sollen jeden Ein- und jeden Ausstieg registrieren. Mietzsch spricht von einem „hochkomplexen System“, bei dem es in den ersten Wochen erfahrungsgemäß oft Mängel gebe. Nur, dass seit dem S-Bahn-Start mittlerweile Monate ins Land gegangen sind. Den offenbar erwarteten Problemen haben die Länder und DB Regio als Betreiber der S-Bahn vorgebaut: Laut Verkehrsvertrag hat die Bahn ein halbes Jahr Zeit, die Zählsysteme zum Laufen zu bringen.
Die Bahn behilft sich derweil, indem sie Personal in die Züge zum Zählen schickt. Die Ergebnisse werden dann hochgerechnet. Demnach nutzen täglich 35?000 Menschen das neue S-Bahn-Netz. Diese Zahl ist allerdings nur begrenzt aussagekräftig, weil sie keine Auskunft über einzelne Linien gibt. Ein Vergleich zu den Vorjahren, als es das S-Bahn-Netz noch nicht gab, ist damit nicht möglich.
Die Zahlenhuberei hat handfeste finanzielle Gründe: Die Zahl der Fahrgäste ist Grundlage für die Abrechnung der Fahrgeldeinnahmen, welche die Länder einstreichen. „Da geht es um viel Geld“, sagt ein Bahnsprecher, „da muss alles korrekt sein.“