Methamphetamin Methamphetamin: Ein schneller körperlicher Verfall

Im Jahr 1893 gelang es dem japanischen Chemiker Nagayoshi Nagai, die Droge Methamphetamin zu synthetisieren, die heute unter der Bezeichnung „Crystal“ als gefährlichste Modedroge gilt. Die Berliner Temmler-Werke entwickelten daraus1934 eine Droge, die das Schlafbedürfnis senkte und die Leistungsfähigkeit steigerte. Als „Pervitin“ kam das Rauschgift 1938 auf den Markt - gerade rechtzeitig, um Hitlers Blitzkriege zu befeuern.
Während der Feldzüge gegen Frankreich rückten ganze Wehrmachts- einheiten zugedröhnt mit Crystal aus, das unter Spitznamen wie „Panzerschokolade“ verabreicht wurde. Crystal ist eine Kriegsdroge: Das Mittel unterdrückt Müdigkeit, Hungergefühl und Schmerz, es verleiht Selbstvertrauen, der Nutzer fühlt sich stark und tatkräftig.
Selbst in der Nazi-Diktatur aber beunruhigten die Nebenwirkungen wenig später erste Mediziner. Berichte über Persönlichkeitsveränderungen, Psychosen und Paranoia, Halluzinationen und Depressionen mehrten sich. Ab 1. Juli 1941 fiel Pervitin unter das Opiumgesetz, so dass der freie Verkauf verboten war. Dennoch orderte die Wehrmacht zehn Millionen Tabletten gemäß ihrer „Richtlinien zur Bekämpfung von Ermüdung“: „Einmal zwei Tabletten beseitigen das Schlafbedürfnis für drei bis acht Stunden, zweimal zwei Tabletten gewöhnlich für 24 Stunden“, heißt es da. Auch Hitler ließ sich mit seiner „Vitaminspritze“ täglich Crystal Meth verabreichen, wahrscheinlich ohne es zu wissen.
Methamphetamin kann auf jede nur erdenkliche Art eingenommen werden. Egal, ob durch die Nase inhaliert, geraucht, gegessen oder gespritzt - die Droge weckt stets das starke Verlangen, mehr davon zu nehmen. Zudem erzeugt die Droge ein Gefühl von Glücklichsein und Wohlergehen, kombiniert mit Zuversicht, Hyperaktivität und Energie. Dabei zerstört die chemische Substanz den Körper systematisch. Die Wirkungen reichen vom Gedächtnisverlust über Aggressivität bis hin zu Herz- und Hirnschäden. Die schnell eintretende körperliche Abhängigkeit wird nur durch weiteren Konsum der Droge gelindert.
Sebastian Caspar, Zone C, 140 Seiten, Klak Verlag, 12,90 Euro.
Informationen zum Verlag unter: www.klakverlag.de
(stk)