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Mechthild von Magdeburg Mechthild von Magdeburg: «Das fließende Licht der Gottheit»

Von Klaus-Peter Voigt 29.08.2007, 11:35
Ein undatierter Stich zeigt ein Bildnis der Mechthild von Magdeburg. (Foto: ddp)
Ein undatierter Stich zeigt ein Bildnis der Mechthild von Magdeburg. (Foto: ddp) ddp

Magdeburg/ddp. - Bis in die Gegenwart beschäftigten sich aberGermanisten mit ihrem literarischen Werk, das hoch geschätzt werde,sagt Stephan Rether, Leiter des katholischen Büros Sachsen-Anhalt.Nach ihrer Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert gehörten die Schriftennahezu zur Standardliteratur für Sprachwissenschaftler.

Aus ihrer Feder stammt «Das fließende Licht der Gottheit». DasBuch zählt zu den wichtigen literarischen Dokumenten des 13.Jahrhunderts. Lehr- und Streitgespräche finden sich darin,Sinnsprüche, aber auch an Gott gerichtete Lyrik. «Ohne diesesDokument wäre über Mechthild heute wenig bekannt», versichert Rether.Fast alles, was man über die Frau wisse, stamme aus diesem Buch. Dieniederdeutsche Originalhandschrift existiert nicht mehr. Dafür wurdeder Text mehrfach ins Mittelhochdeutsche übertragen, später sogar insLateinische. Für Theologen ist das ein untrügliches Zeichen für diehohe Wertschätzung der Frau, die nie heilig gesprochen wurde. In derkatholischen Kirche verehren sie die Gläubigen als Selige.

«Mechthild wurde um 1207 in einer adligen Familie geboren», sagtMagdalena von Saleski vom Bischöflichen Ordinariat. Mit zwölf Jahrensoll sie ein besonderes Glaubenserlebnis gehabt haben, das ihr Lebenprägte. Später ging sie nach Magdeburg. Dort schloss sich die jungeFrau der damals erstarkenden religiösen Beginenbewegung an. DieBeginen lebten in schlichten Verhältnissen, kümmerten sich um dieArmen und widmeten sich der Krankenpflege. «Heute würden wir das wohlmit Sozialarbeit umschreiben», sagt Saleski. 1270 verließ MechthildMagdeburg. Differenzen mit dem Klerus sollen für diesen Schrittausschlaggebend gewesen sein. Im Kloster Helfta bei Eisleben trat siein den Zisterzienserinnenorden ein. Dort prägte die Nonne das Lebenmaßgeblich mit. Fast 80-jährig starb Mechthild.

Die Feiern zum Gedenken an Mechthild starten am 7. September inMagdeburg. Auch die evangelische Kirche beteiligt sich an denVeranstaltungen. Es gebe traditionell eine gut funktionierendeökumenische Kooperation im ganzen Bistum, sagt Stephan Rether. DieNacht der Kirchen in der Landeshauptstadt stehe in diesem Jahr imZeichen der Mystikerin.

Bis zum Herbst 2008 sind Seminare zur Mystik im Kloster Helfta undeine Vortragsreihe im Kulturhistorischen Museum Magdeburg geplant.Das Haus bereitet zudem eine Ausstellung zum literarischen Schaffender Geistlichen vor. Dort soll unter anderem die älteste erhalteneAbschrift von «Das fließende Licht der Gottheit» gezeigt werden.Diese entstand im 15. Jahrhundert und gehört zum Bestand derBibliothek des Schweizer Klosters Einsiedeln. An den UniversitätenHalle und Magdeburg finden Ringvorlesungen zum Leben und WerkMechthilds statt. Die kanadische Künstlerin Susan Turcot hat einModell für eine Figurengruppe zum Thema Mechthild geschaffen, die amMagdeburger Elbufer aufgestellt werden könnte.

In Magdeburg sind unterdessen die Pläne für ein modernesBeginenhaus gereift. Auf dem Gelände des einstigen Klosters MariaMagdalena könnte eine christliche Wohngemeinschaft mit sozialemnEngagement entstehen. In Deutschland leben bereits an 32 Orten wiederBeginen.