Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal: Wettbewerb beginnt von vorne
Leipzig/MZ - Ein Denkmal? Kein Denkmal? Jetzt? Oder später? Nahe der Innenstadt? Oder ganz woanders? Die Debatte um das in Leipzig geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal entwickelt sich zur Dauerposse. Nun deutet alles darauf hin, dass es für die Gedenkstätte einen komplett neuen Architektenwettbewerb geben wird - es wäre der zweite. Das Verfahren würde damit um weitere Jahre zurückgeworfen. Dabei sollte das Denkmal eigentlich in diesem Herbst stehen - rechtzeitig 25 Jahre nach der friedlichen Revolution.
Eigentlich war alles klar: Es hatte einen Wettbewerb gegeben und einen Siegerentwurf - 70 000 bunte tragbare Würfel. So viele Menschen waren am 9. Oktober 1989 friedlich demonstrierend um die Innenstadt gezogen. Es war das Oberlandesgericht Dresden, das im Februar auf die Bremse trat und die Stadt zum Nachbessern verdonnerte. Die hatte in einer zweiten Bewertungsrunde nach öffentlichen Protesten die Jury ausgetauscht und die Bewertungsmaßstäbe geändert. Der bisherigen Sieger, ein Team der Büros M+M und Annabau, rutschte so auf den dritten Platz, klagte - und bekam recht.
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) kündigte daraufhin ein neues Konzept an. Das liegt nun offenbar vor. Nach Medienberichten unterbreitete das Kulturdezernat dem Verwaltungsausschuss des Stadtrates den Vorschlag, nach einem neuen Platz für das Denkmal zu suchen. Das aber würde einen neuen Wettbewerb bedeuten, denn der bisherige ist an den Standort Wilhelm-Leuschner-Platz gebunden, eine Brache am südlichen Rand der Innenstadt. Die Begründung für einen Ortswechsel mutet seltsam an: Der Platz, hieß es, würde im Stadtrat wohl keine Mehrheit mehr finden - obwohl der selber vor Jahren bereits zugestimmt hatte.
Dennoch greifen offenbar viele Stadträte dankbar zu - froh, das leidige Thema erledigen zu können, indem man noch einmal ganz von vorne anfängt. Der FDP-Fraktionsvorsitzende René Hobusch etwa wittert „die große Chance, das verkorkste Wettbewerbsverfahren zu beenden und mit der nötigen Zeit und Geduld dann neu ins Gespräch zu kommen“. Mit welchem Ergebnis auch immer. In anderen Fraktionen wird das ähnlich gesehen - in dem Wissen, dass Bund und Land trotz des Hickhacks nach wie vor bereit sind, das Denkmal mit 6,5 Millionen Euro zu fördern. Wie lange die Geduld in Berlin und Dresden noch reicht, ist allerdings ungewiss.
Die Bündnisgrünen haben derweil ihren Vorschlag zurückgezogen, eine Entscheidung auf kommende Generationen abzuwälzen und ein Denkmal erst zum 50. Jahrestag der Demonstrationen 2039 einzuweihen.
Aber bei dem bisherigen Tempo dauert es ja vielleicht ohnehin so lange.