Drama im Zoo Leipzig Zoo Leipzig: Der Ausbruch der beiden Löwen bleibt auch für den Direktor Jörg Junhold ein Rätsel

Leipzig - Einen Tag nach dem tödlichen Löwen-Drama im Leipziger Zoo bleiben die Umstände rätselhaft. Denn die Theorie des Leipziger Zoos, wie die beiden Tiere, von denen eines erschossen wurde, aus ihrem Gehege entkommen konnten, widerspricht eigentlich allen bisherigen Erfahrungen mit Löwen-Gehegen.
Das erklärte der noch immer mitgenommen wirkende Zoodirektor Jörg Junhold am Freitag. „Wir haben den Fall gründlich untersucht und müssen davon ausgehen, dass der Wassergraben von den Löwen überwunden wurde“, sagte der Tiergartenleiter rund 24 Stunden nach dem Zwischenfall.
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Ein Amurtiger ist von einem Artgenossen im Leipziger Zoo angegriffen und getötet worden. Der 17 Jahre alte Mischa sei am Donnerstagmorgen in Sekundenschnelle attackiert worden, teilte der Zoo mit. Der Angreifer habe das andere Männchen durch Bisse so schwer verletzt, dass dieser kurz darauf starb.
Das Unglück war geschehen, nachdem ein Schieber zwischen den beiden Gehegen versehentlich geöffnet worden sei.
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Zoo Leipzig war noch geschlossen
Am Donnerstag hatten die Löwen-Brüder Motshegetsi und Majo einen Weg aus ihrem Gehege gefunden und waren so in den Besucherbereich gelangt. Majo konnte vom Zoopersonal wieder eingefangen werden, doch sein Bruder war erschossen worden, nachdem bei ihm eine Betäubung nicht gewirkt hatte.
Menschen wurden bei dem Zwischenfall nicht verletzt, weil sich der Ausbruch schon gegen 8.40 Uhr und damit vor der Öffnung des Zoos ereignet hatte.
Wie konnten die Löwen im Zoo Leipzig den Graben überwinden?
Wie genau die Löwen den Wassergraben überwinden konnten, ob sie geschwommen oder gesprungen sind, ist unklar und wird wohl auch nie geklärt werden können. „Den Ausbruch selbst hat niemand beobachtet“, so Junhold.
Mitarbeiter hätten erst bemerkt, dass etwas nicht stimmt, als sie das leere Löwengehege sahen. Dass der Wassergraben überhaupt überwunden werden kann, habe er sich bis zum Donnerstag nicht vorstellen können.
„Bis zum heutigen Vorgang war davon auszugehen, dass die entsprechend der Bau- und Betriebsgenehmigung gestaltete Anlage ausbruchssicher ist“, so Junhold.
Anlage für Löwen im Zoo Leipzig seit 15 Jahren
Die Löwenanlage ist bereits seit 15 Jahren in Betrieb und mit einem mindestens 6,60 Meter breiten Wassergraben gesichert. Hinzu kommt noch eine zwei Meter breite Sumpfzone, also zusammen mehr als acht Meter, von denen man bisher annahm, dass sie von Löwen nicht überwunden werden können.
„Mir ist nicht bekannt, dass das in einem Zoo schon einmal übersprungen worden ist“, sagte Direktor Junhold. Die gesetzliche Vorgabe für Wassergräben liege sogar nur bei sechs Metern. Ein Elektrozaun, der die Anlage außerdem sicherte, sei intakt gewesen.
Zoo Leipzig bessert bei Löwengehege nach
Dennoch will der Zoo nun beim Löwengehege nachbessern. „Die Sicherheit wird natürlich erhöht“, sagte Junhold. Man werde das Gehege umbauen. Wie genau, also ob etwa ein Zaun geplant ist, sagte der Zoodirektor am Freitag nicht.
Nach seinen Angaben gibt es im Zoo auch noch weitere Anlagen, die nur mit einem Wassergraben gesichert sind, etwa das Tigergehege. Das sei jedoch völlig anders aufgebaut als das der Löwen. Trotzdem wolle man bei den Gehegen der Raubkatzen jetzt noch genauer hinschauen, so Junhold.
Löwen sollten im Zoo Leipzig neues Rudel aufbauen
Der tote Löwe Motshegetsi, der jetzt in der Uni Leipzig pathologisch untersucht wird, sollte wie sein Bruder helfen, ein neues Rudel in Leipzig zu gründen.
Der tödliche Zwischenfall ist für den Zoo nun ein herber Rückschlag, zumal es sich bei Etoscha-Löwen um eine bedrohte Art handelt. Doch Zoodirektor Junhold will sich nicht geschlagen geben.
Massive Kritik am Zoo Leipzig auf Facebook
„Leipzig verfolgt weiter das Ziel, eine Zuchtgruppe aufzubauen.“ Er stehe im Kontakt mit dem Zoo Basel, aus dem die Löwen im Sommer dieses Jahres nach Leipzig gekommen waren.
Schon Minuten, nachdem sich die Nachricht vom Tod des Löwen verbreitete, stand der Zoo im Netz unter massiver Kritik. Auch an diese Kritiker richtete Junhold am Freitag seine Worte: „Keiner, der nicht dabei gewesen ist, kann nachempfinden, wie es ist, zwei Löwen gegenüberzustehen und in Sekunden eine Entscheidung zu treffen.“
Hasskommentare, Beschimpfungen oder gar Drohungen seien fehl am Platz, da niemand fahrlässig oder leichtfertig gehandelt habe. Ungeachtet dessen kündigten Tierschützer bereits eine Kundgebung vor dem Leipziger Zoo an. Sie soll am Samstag zwischen 12 und 14 Uhr stattfinden. Die Initiatoren fordern eine „Auswilderung der eingesperrten Individuen“. (mz)