Stars und Stasi Wie es im Leipziger Luxushotel Astoria zu DDR-Zeiten zuging

Halle/Leipzig - Stars und Sternchen stiegen hier ab. Und wenn die kleine DDR im Frühjahr und im Herbst die große Welt zur Messe nach Leipzig lud, hungrig nach Devisen, dann gaben sich Politiker und Geschäftsleute buchstäblich die Klinke in die Hand - im „Astoria“ direkt am Hauptbahnhof, damals eines der berühmtesten Hotels der DDR.
Der gewöhnliche Bürger durfte auch mal rein, um essen zu gehen oder zu feiern - wenn er sich die im Vergleich außergewöhnlich hohen Preise leisten konnte.
Kurzfilm beleuchtet Geschichte des „Astoria“ in Leipzig
Nach der Wende ging es noch eine Weile weiter im „Astoria“, bis Ende 1996 Schluss war. Für immer, so schien es lange. Doch nach mehr als 20 Jahren Leerstand wird mittlerweile saniert. Im kommenden Jahr soll die legendäre Herberge wieder öffnen.
Wie es zu DDR-Zeiten zuging im „Astoria“, das können Ende Oktober Besucher des Leipziger Dokfilmfestes nachempfinden. Auf der Leinwand oder zu Hause auf dem Sofa am Rechner. Ein knapp 30-minütiger Kurzfilm der Filmemacher Falk Schuster aus Halle und Alina Cyranek aus Leipzig macht es möglich; er läuft als Weltpremiere im Wettbewerb „Der goldene Schnitt“ um den Publikumspreis des Festivals.
Vitueller Rundgang durch die Hotelzimmer
Den Film in Leipzig einzureichen, das war der Plan. Doch dass er aufgehen würde, „damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Alina Cyranek. Ergänzt haben die beiden und ihr Team den Film um eine rund zwölf Minuten lange Extra-Produktion, bei der man sich mit Hilfe einer Datenbrille in die virtuelle Realität der legendären Hotel-Nachtbar des Jahres 1986 zurückversetzen kann - dorthin, wo Geschäfte angebahnt wurden und Affären ausgelebt.
Zunächst hatten Cyranek und Schuster diese Produktion eingereicht - und kassierten eine Absage. „Dann dachten wir, jetzt wird es mit dem Kurzfilm auch nichts mehr. Umso überraschter waren wir über die Zusage.“
Zeitzeugen berichten vom Leben im „Astoria“
Der Film erzählt die Geschichte des Hotels aus verschiedenen persönlichen Perspektiven von Zeitzeugen. Unter anderem geht es um die damalige Rolle der Stasi in der Herberge. Historische Aufnahmen wurden mit Animationselementen kombiniert; für letztere ist der Animationsspezialist Falk Schuster verantwortlich.
Gemischte Gefühle vor der Premiere
Cyranek blickt mit gemischten Gefühlen auf die Premiere: „Es ist toll, dass wir ein Heimspiel haben“, sagt sie, „aber der eine oder andere wird sicher mit Argusaugen auf uns schauen“ - eben weil es sich nicht um irgendein Hotel handelt, dessen Geschichte sie erzählen, sondern um eines, das viele noch aus eigenem Erleben kennen.
Dennoch: „Ich freue mich, dass wir es in den Publikumswettbewerb geschafft haben“, sagt Cyranek. „Schließlich wollen wir ein möglichst großes Publikum erreichen.“
Premiere und TV-Ausstrahlung
Zu sehen ist „Hotel Astoria“ vom 28. Oktober an fünf Mal in verschiedenen Leipziger Kinos. Weil das Dokfilmfest in diesem Jahr pandemiebedingt zudem hybrid stattfindet, lässt sich der Film zwischen 29. Oktober und 12. November auch online streamen.
Wer alle diese Termine verpasst: Für Ende Dezember ist eine TV-Ausstrahlung geplant. Für die zweite Produktion, die Zeitreise in die legendäre Hotel-Nachtbar mittels Datenbrille, soll es im Frühjahr kommenden Jahres eine eigene Premiere geben. (mz)
››Alle Kino- und Online-Termine: www.dok-leipzig.de