Lecker essen in Leipzig: Das "Münsters"

Leipzig - Man hört so einiges vom „Münsters“. Ausgesprochen lecker sei es dort, erzählen langjährige Fans des Restaurants im Leipziger Stadtteil Gohlis, die schon zum Stammpublikum gehörten, als das Münsters noch „Drogerie“ hieß und ein paar Schritte weiter zu finden war.
Und die Experten des Gault Millau frohlocken in ihrer neuesten Ausgabe mit dem Fazit, das ihnen 14 Punkte wert ist: „Sehr gute Küche, die mehr als das Alltägliche biete.“ Von „solide gegarten und pikanten Frischgerichten“ ist da die Rede, von „herzlichem unprätentiösen Service“. Die Neugier ist geweckt. In der Tat macht die Bedienung an diesem Abend einen tollen Job: Immer kompetent, aber nicht affektiert, herzlich, und kein leeres Glas entgeht ihr - so soll es sein.
Großer Wert auf saisonaler Küche im „Münsters“
Die Speisenauswahl präsentiert die flinke Frau auf einem schlichten schwarzen Klemmbrett, das gehört zum Konzept. Denn beinahe täglich wechselt das Angebot in dem Restaurant - der Frische wegen. Küchenchef Stephan Kujath, der sein Handwerk im Leipziger Hotel „Fürstenhof“ erlernt hat, lege besonderen Wert auf eine saisonale Küche, sagt Restaurantleiter Axel Schuhmacher: „Bei uns wird es keinen Spargel im Oktober geben.
Was es aber genau gibt, erfährt der Gast erst, wenn er vor Ort aufs Klemmbrett schaut. Denn im Internet werden die aktuellen Speisen nicht veröffentlicht. Eines ist jedoch sicher: Das Angebot enthält stets zwei Suppen, drei Vorspeisen, einen Zwischengang, fünf Hauptgerichte sowie Käse und zwei Mal Süßes als Varianten fürs kulinarische Finale. Fisch, Fleisch, Vegetarisches - das findet sich immer auf der Karte, die trotz Reduzierung auf das Nötigste mit erstaunlicher Vielfalt aufwartet.
Kreative Speisen in Leipzig
Wer sich trotzdem Sorgen machen sollte, nicht das Richtige zu finden, wird diesen Gedanken spätestens dann vergessen haben, wenn der erste Bissen im Mund ist. Denn hier versteht der Herr in der Küche nicht nur sein Handwerk, sondern versieht die Speisen auch mit einem kreativen Touch, ohne den merklich frischen Zutaten ihren jeweils eigenen Geschmack zu nehmen - so dass der Genuss unvergleichlich ist.
Das fängt mit dem Gruß aus der Küche an, der zwei köstlich-duftende Brotsorten, hell und dunkel, mit einem Klecks Chili-Honig-Dip und einen Mini-Garnelensalat beinhaltet. Bei solch gelungenen Appetitmachern, die in diesem Hause übrigens nicht an jedem Tisch gleich sind, sondern auf die Bestellung abgestimmt werden, bleibt kein Wunsch offen.
Stedtler Lizenz
Das Restaurant befindet sich auf dem Gelände der Alten Mühle in Gohlis.
So viel vorab: Dieser Eindruck bleibt bei jedem der Gerichte erhalten. Kann man diese Chips auch für zu Hause bekommen? Die zarte Edelvariante der Knabberscheiben stammt im Münsters von der Amandine-Kartoffel, einer hellen, bei Feinschmeckern beliebten französischen Sorte. Hier sorgt sie für den ultimativen Knusper-Kick zum Duett vom Black Angus Rind - Tatar und Roastbeef, die frischer nicht schmecken könnten - mit fein angemachtem Rucolasalat und einer Remoulade-Sauce (9 Euro). Auf der anderen Seite kommt der Wasabi-Fan auf seine Kosten mit der aromatischen Blumenkohl-Wasabi-Suppe mit eingelegten Camarones, einer Garnelenart (6 Euro).
Wenig Fassade, viel Qualität im „Münsters“
So edel - weil hervorragend gemacht - die Speisen daherkommen mögen, abgehoben ist der Stil in dem Restaurant keinesfalls. Oder, wie es Axel Schuhmacher nennt: „Unsere Gäste müssen sich nicht verkleiden. Sie sollten schlicht Lust haben auf gutes Essen und Trinken.“ Das nämlich steht im Münsters im Vordergrund, was er anschaulich klar macht: „Wir legen weniger Wert auf Silberbesteck oder eine besondere Tischdecke, sondern konzentrieren uns auf gute Produkte.“ Tatsächlich wirkt das Restaurant, das seit dem Umzug im vorigen Jahr auf dem Gelände der Alten Mühle in Leipzig-Gohlis beheimatet ist, ganz und gar nicht wie eines dieser herausgeputzten Lokale, in denen man sich kaum traut, sich in Normal-Lautstärke zu unterhalten. Stattdessen sitzt man hier auf schnörkellosen Holzmöbeln, schaut auf ein altes Ziegelsteingewölbe oder antike Flaschenhalter, die von Wänden und Decken hängen. Hier herrscht Wohnzimmeratmosphäre, fast wie in einer Kneipe. Nur das Essen ist besser.
Zum Beispiel das gewaltige Stück vom Rinderfilet, das trotzdem wunderbar zart auf den Teller kommt. Dazu gibt es Steinpilze in einer cremigen Sauce mit Frühlingszwiebeln und hausgemachte Rosmarin-Tomatengnocchi (27 Euro), denen die Kräuter ein fantastisches Aroma verleihen. Dass solch ein Spitzengericht hier kein Zufall ist, haben wir geahnt. Mit dem Eifeler Kaninchen in Serrano mit Estragon-Kohlrabi, Gewürzbulgur und Schalottenkonfitüre (21 Euro) wird der Beweis serviert: Köstlich!
„Münsters“ größer als die alte „Drogerie“
Doch warum entschieden sich die Restaurantmacher um Gastgeber André Münster zum Umzug nach mehr als zehn Jahren in der „Drogerie“ ein paar Schritte weiter, wo man sich einen Namen gemacht hatte? „Die Nachfrage nach Plätzen wurde immer größer und wir mussten immer öfter Gäste vertrösten“, erzählt Axel Schuhmacher. Mit dem Münsters in unmittelbarer Nähe hat man sich vergrößert, im Restaurant gibt es 47, in einer Bar im Obergeschoss 20 Plätze. Außerdem gehört zum Restaurant ein Freisitz mit Biergarten. Auch die Küche sei nun deutlich größer.
Schuhmacher ist im Restaurant vor allem für die flüssigen Genüsse zuständig: Der Weinkenner und Weinliebhaber berät jeden Gast, wenn es um die Wahl des Tropfens geht. Etwa 120 Weine, davon viele aus Deutschland und auch der hiesigen Region, habe man im Angebot, erzählt er. In seinem „gedanklichen Weinschrank“ sucht er je nach Gericht und persönlichem Geschmack des Gastes das Passende aus. Dabei betont Axel Schuhmacher: „Wir sind keine Etikettentrinker.“ Ihm komme es vor allem auf die Qualität der Weine an. Auch an diesem Abend erweist sich seine Empfehlung, der kräftige Rote aus Südafrika, als gute Wahl.
Als die Bedienung mit den Desserts zum Tisch kommt, ist die Vorfreude groß. Köstlich arrangiert, sind die Crème brulée an marinierten Früchten und Joghurtschaum (6 Euro) sowie auf der anderen Seite die Limonen-Quarkmousse an Ananas-Orangensalat und Kardamom-Vanillesauce (5 Euro) auch geschmacklich ein großer Genuss. Süßer Ausklang eines gelungenen kulinarischen Ausflugs. (mz)
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