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Dreieinhalb Stunden auf der Bühne Guns N' Roses Konzert in Leipzig: Fans von Rockband begeistert

Von Mike Händler 08.07.2018, 09:28

Leipzig - Hoher Besuch gastierte in Leipzig - in Gestalt der legendären amerikanischen Rockband Guns N’ Roses. Im Rahmen ihrer „Not In This Lifetime“-Tour spielten die Kalifornier am Sonnabend auf der proppenvollen Festwiese.

Die Entfesselung des Rock gelang der sechsköpfigen Band spielend. Seit zwei Jahren gehören die Gründungsmitglieder Slash und Duff  McKagan wieder zur Formation. Das sind neben Frontmann Axl Rose die dominierenden Persönlichkeiten auf der Bühne, die die Identität der Band versinnbildlichen.

Musikalisches Band zerrissen

Jahrzehntelang war das musikalische Band zwischen ihnen zerrissen wegen persönlicher Differenzen und Rechtsstreitigkeiten. Obwohl die perfekte Symbiose zwischen Axl Rose’ Stimme und Slashs virtuosem Gitarrenspiel zum Besten gehört, was die Rockmusik hervorgebracht hat. Im reiferen Alter haben sich die Männer, die von kleinen Klubkonzerten in Los Angeles aus ihre Weltkarriere starteten, wieder versöhnt.

Die nun große Gelassenheit unter ihnen ist auch in Leipzig offensichtlich – im Vergleich zu den wilden, ungestümen Auftritten vergangener Tage. Da knallte Axl Rose schon mal das Mikrofon auf die Bühne und verließ sie wutschnaubend, falls ihm etwas nicht passte. Und Pünktlichkeit war früher auch nicht die Stärke des Sängers.

In Leipzig hingegen begann die Band gegen 19.30 Uhr und beschenkte das Publikum dreieinhalb Stunden mit einer beeindruckenden Rekapitulation ihrer Werke. Axl Rose hat die engen Shorts mit weiten Jeans getauscht. Das obligatorische roten Stirnband und das um die Lenden geschlungene Holzfällerhemd verraten aber: Er ist es wirklich. Und natürlich steht Slash mit seinen ewigen Insignien  - Hut und verspiegelter Sonnenbrille  - auf der Bühne und traktiert fingerfertig seine Gibson Les Paul. Hämmernde Riffs und verspielte Soli feuert der Gitarrengott unablässig in das Publikum. Imitiert wird das Ganze von einer Heerschar von Luftgitarristen, die sich in den staubigen Boden der ausgetrockneten Wiese auf die Knie fallen lassen.

Dass sich der Fokus der Performance der Guns vor allem auf die Protagonisten Axl Rose, Slash und Duff McKagan verengt, überrascht wenig am Abend auf der Festwiese. Sie sind auch zweifellos diejenigen, die von den Fans am meisten gefeiert werden.

Hits vom Debütalbum Appetite For Destruction

Und die Feierstunden waren durchzogen mit den Ursprüngen der Rocklegenden: Zeremonienmeister Axl Rose intoniert die Hits der Bands. Stücke wie „Welcome To The Jungle“ und „Sweet Child o‘ Mine“ vom Debütalbum „Appetite For Destruction“ (1987) oder „You Cold Be Mine“ und „Don’t Cry“ vom Doppelalbum „Use Your Illusion“ (1991) schallten aus den Boxen.  Und obwohl der 56-jährige Rose bereits eine leichte Patina auf seinen Stimmbändern hat, reißt seine offenbare Inbrunst das Leipziger Publikum stets mit. Nebenbei verbeugen sich die Musiker mit Coverversionen von The Who, Pink Floyd und Soundgarden vor anderen musikalischen Größen. Dazu gehört nicht zuletzt das mit einem rockigen Anstrich versehene „Knockin‘ On Heavens Door“ von Bob Dylan, das die Band auf „Use Your Illusion“ bereits veröffentlichte.

Schlussakkord Paradise City

Das Portfolio von Guns N’ Roses ist gespickt mit zeitlosen Klassikern. Und spätestens als Axl Rose am Flügel Platz nimmt, und er die Akkorde von „November Rain“  in den Leipziger Nachthimmel schweben ließ, folgt im Publikum die Zeit der Ekstase. Natürlich konnte diese sogar noch gesteigert werden mit dem traditionellen Schlussakkord ihrer Live-Konzerte: „Paradise City“. Das Werk bringt wohl wie kein zweites die jugendliche Lebenslust und Energie einer einst jungen Rockband zum Ausdruck, die auszog, um die Welt zu erobern.

Trotz der großartigen Reproduktion der Hits von Guns N‘ Roses in Leipzig bleibt ein Wermutstropfen: Denn die langjährige Trennung der Musiker bedeutete zugleich die fehlende Fortführung und Festigung ihrer Legende mit weiteren gemeinsamen Kompositionen. Das zählt zu den Tragödien der Band. Aber zwei erfolgreiche Alben reichen offenbar locker aus, um weiter vom Erfolg zehren zu können. Das belegt die vor kurzem veröffentlichte Remasters-Version von „Appetite For Destruction“. Aktuell steht das Album auf Platz zwei der deutschen Charts.