Emotionaler Brief nach Todesnachricht Emotionaler Brief nach Todesnachricht: Eltern von Sophia L. kritisieren die Polizei

Die vermisste Tramperin Sophia L. ist tot. Diese Nachricht teilte am Freitagnachmittag die Staatsanwaltschaft in Bayreuth mit. Die in Spanien gefundene Frauenleiche sei anhand von DNA-Proben eindeutig als die 28-jährige Studentin aus Leipzig identifiziert worden, heißt es.
Für die Familie und Freunde der ermordeten Sophia ist diese offizielle Mitteilung eigentlich nicht mehr entscheidend. Für sie war offenbar seit Tagen klar, dass ihre Tochter, Schwester und Freundin nicht mehr nach Hause kommen würde. Zu gut kannten sie Sophia, als dass die Obduktion doch noch ein anderes Ergebnis hätte bringen können - auch wenn man es noch so sehr gehofft hat.
Bereits am Montagabend hatte der Bruder von Sophias auf Twitter und Facebook einen Abschiedspost veröffentlicht: „Rest in Peace, my wonderful sister, Rest in Peace! You made this world a better place...“ - auf Deutsch: „Ruhe in Frieden, meine wundervolle Schwester, Ruhe in Frieden. Du hast diese Welt zu einem besseren Ort gemacht...“
Viel zu gut wussten die Angehörigen, wie es nach dem Verschwinden Sophias zu den Ermittlungen gekommen war und was sie ergeben hatten. Denn eigentlich hatten Freunde und Familie die ersten entscheidenden Ermittlungsergebnisse selbst geliefert.
Die in Amberg in der Oberpfalz geborene Studentin war am 14. Juni an der Autobahntankstelle Schkeuditz an der A9 bei Leipzig (Sachsen) in den Lkw mit marokkanischer Zulassung gestiegen, um nach Nürnberg zu trampen. Von unterwegs hatte sie noch eine SMS mit dem Kennzeichen des Trucks gesendet. Das letzte Lebenszeichen der jungen Frau. Noch am Abend ihres Verschwindens, am Freitag vor zwei Wochen, hatten die Freunde und Verwandten im Internet über Twitter und Facebook Suchaufrufe gestartet.
„Sehr geehrte Polizei, .. wenn das nächste Mal verzweifelte Menschen zu Ihnen kommen, ..“
Am Freitag nun veröffentlichte Sophias Familie über den für Sophias Suche eingerichteten Internetblog einen emotionalen Brief, in dem sie die Polizei und ihre Arbeit offen kritisieren:
„Sehr geehrte Polizei, .. wenn das nächste Mal verzweifelte Menschen zu Ihnen kommen, dann sprechen Sie mit ihnen, informieren Sie sie und verschweigen Sie ihnen nichts. Sie vergrößern und verlängern ihr Leid nur unnötig“, heißt es auf der Webseite.
„Und berufen Sie sich nicht auf Verordnungen, die es nicht gibt. Wenn das nächste Mal ein Mensch verschwunden ist und es von Anfang an völlig klar ist, dass ein Gewaltverbrechen vorliegen muss, dann streiten Sie sich bitte nicht tagelang mit sich selbst, welche Dienststelle zuständig ist. Wir wünschen uns ernsthafte polizeiliche Ermittlungen, warten Sie nicht, bis Freund*innen und Angehörige aus purer Verzweiflung alles selbst ermittelt haben.“
Unterzeichnet ist der Brief von: „Sophias Eltern, Eva Karpf, Klara Zeitz, Lukas Hohendorf, Andreas Lösche, Katharina Lösche im Namen von Sophia, ihren Freund*innen und Angehörigen“. (mz)
Der vollständige Brief im Internet unter: https://findsophia.blog/2018/06/29/60/