Hunderte im Polizeikessel Corona Demos Leipzig am #le2111: Neues Demo-Chaos in Leipzig?

Leipzig - Bei den neuen Corona-Demos in der Leipziger Innenstadt ist es am Samstag erneut zu turbulenten Szenen gekommen. Bilder wie vor zwei Wochen, als hunderte gewaltbereite Hooligans den Corona-Leugnern den Weg zu einer illegalen Demo ermöglichten, gab es dieses Mal aber nicht.
Acht Kundgebungen waren im Vorfeld angezeigt worden. Die Polizei war dieses Mal mit einem deutlich größeren Aufgebot präsent und besser vorbereitet. Die Kundgebungsorte waren mit Sperrgittern abgegrenzt. Wasserwerfer und Räumpanzer standen dieses Mal für alle sichtbar in der Innenstadt bereit.
Mehrere Tausend Menschen demonstrieren friedlich gegen Coron-Leugner in Leipzig
Bei den Kundgebungen aus dem Spektrum der Gegendemos blieb es ruhig. Beobachter meldeten eingehaltene Abstände und Menschen, welche die Maskenpflicht einhielten. Die Veranstalter vom Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ sprachen von „toller Stimmung, friedlichem und verantwortlichem Protest von bis zu 4000 Teilnehmenden über den Tag“. Leipzigs Oberbürgermeister burkhard Jung sagte: „Man kann mit Recht stolz sein, dass mehr als 1000 Menschen friedlich, mit Abstand und Atemschutz demonstriert haben.“
Die Kundgebung der sogenannten „Querdenker“ fand hingegen nicht statt. Nachdem der Platz mit 500 erlaubten Teilnehmern voll war riegelte die Polizei den Zugang ab. Kurz danach zog der Versammlungsleiter seine Anmeldung zurück. Hintergrund sei „das unvollständige Attest zur Maskenbefreiung des Versammlungsanmelders, das von der Versammlungsbehörde so nicht akzeptiert wurde“.
Corona-Gegner wollen Demo über den Ring erzwingen
Ein Großteil der 500 Teilnehmer sowie weitere Menschen bewegten sich daraufhin in die Innenstadt und sammelten sich rund um den Markt, wo die Polizei dafür sorgen musste, dass Teilnehmer aus dem rechtsextremen Spektrum nicht mit Gegendemonstranten zusammentrafen. „Unser Ziel muss jetzt sein, gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern“, sagte ein Polizeisprecher, wie in einem Video der „Leipziger Volkszeitung“ zu sehen war. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung sprach von einem „Katz-und-Maus-Spiel“.
Die Gegner der Corona-Regelungen zogen über das Barfußgässchen in Richtung Ring, wurden jedoch von Gegendemonstranten und Polizei an der Großen Fleischergasse gestoppt und für mehrere Stunden festgehalten. „Unsere Kollegen trennen diese & unterbinden so ein Aufeinandertreffen“, teilte die Polizei per Twitter mit. Eine Spontanversammlung erlaubte die Stadt nicht. Laut Beobachtern gab es mehrere Versuche, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Die Beamten reagierten mit Reizgas. Die Polizei berichtet zudem von Steinwürfen.
Erneut zahlreiche Neonazis unter Anti-Corona-Demonstranten in Leipzig
Unter den Teilnehmern waren erneut zahlreiche bekannte Rechtsextreme. Nach Angaben von Leipzigs Oberbürgermeister Jung gab es auch „Anreisebewegungen“ aus Thüringen. Dem Politiker zufolge hatten sich mehrere Rechtsextremisten versammelt, darunter Hooligans und Anhänger von Kameradschaften.
Am Abend begann die Polizei dann damit, die Teilnehmer in größeren Gruppen aus dem Polizeikessel herauszulassen. Bereits zuvor hatte die Polizei die Demonstranten mehrfach aufgefordert, in kleinen Gruppen den Platz zu verlassen. Da es jedoch in den angrenzenden Straßen Ansammlungen von Gegenprotestlern gegeben habe, habe die Polizei schließlich einen Weg bereitet, sagte ein Polizeisprecher.
Kritik an Polizei: Keine Bußgelder wegen fehlender Masken
Weitere Gruppen aus dem Anti-Corona-Spektrum hatten sich am Nachmittag am Wilhelm-Leuschner-Platz und am Hauptbahnhof versammelt. Auch hier genehmigten die Behörden keine Demo. Die Versammlungen lösten sich nach einiger Zeit auf.
Für Kritik sorgte die Entscheidung der Polizei, keine Personalien aufzunehmen, obwohl die Demonstranten weitgehend Maskenpflicht und Abstandsgebote ignorierten. Die Stadt hatte im Vorfeld eine harte Linie mit Bußgeldern für Maskenverweigerer angekündigt, dies wurde am Tag selbst aber nicht umgesetzt. Ein Polizeisprecher sagte, es habe Identitätsfeststellungen gegeben.
Am Abend sprach die Polizei von zwei Festnahmen sowie insgesamt 18 Straftaten. Unter den Straftaten waren zehn Körperverletzungsdelikte sowie drei Landfriedensbrüche. Neun Tatverdächtige wurden ermittelt. Es wurden 113 Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Verstoßes gegen die Sächsische Corona-Schutzverordnung gefertigt und 44 Platzverweise verhangen. Eine Polizistin wurde verletzt, war aber weiter dienstfähig, so die Leipziger Polizei am Abend.(mz/dpa)

