Cirque du Soleil Cirque du Soleil: Mit "Corteo" kommt eine der erfolgreichsten Shows nach Leipzig

Leipzig - Clown Mauro ist alt geworden. Seine Zeit scheint abgelaufen. Und während er da liegt mit geschlossenen Augen, führen ihn die Bilder seiner Fantasie zurück zu dem Tag, als alles begann. Opulent, fröhlich, meisterhaft und voller Zauber - das ist „Corteo“. Eine der erfolgreichsten Shows des Cirque du Soleil nimmt die Zuschauer mit auf eine Zeitreise. Sie führt in die Zirkuswelt des 19. Jahrhunderts.
Zwischen dem 23. und 27. Oktober öffnen sich die Vorhänge der historischen Manege acht Mal in der Arena Leipzig.
Corteo kommt aus dem Italienischen und bedeutet so viel wie Festzug oder fröhliche Prozession. Und die kommt in Mauros Träumen irgendwo zwischen Himmel und Erde daher.
Dort sieht er sich als unbeschwerten Jungen, der mit seinen Geschwistern das Kinderbett als Trampolin nutzt. Dort schlüpft er in sein altes Lieblingskostüm, den kunterbunten Overall des Clowns, und begegnet seinen Kollegen. Dem Zirkusdirektor Mr. Loyal zum Beispiel, der früher Soldat gewesen sein muss. Jedenfalls kann er eine gewisse Zackigkeit nicht verbergen. Doch wenn er zu pfeifen beginnt, geht seine artistische Leidenschaft mit ihm durch.
Mauro trifft die kleine Clownin, die an Heliumballons durch die Manege schwebt, dank ihm und dem Publikum ständig die Richtung wechseln muss und doch jeder derben Albernheit mit Charme begegnet. Da ist die Zigeunerin, die ihre Hula-Hoops so schnell schwingt, bis deren Konturen verschwimmen. Und da sind die vier Geliebten des Clowns, die sich an riesigen blitzenden Lüstern unter die Zirkuskuppel schwingen.
Die Jahre ziehen an Mauros geistigem Auge vorüber und mit ihnen die Menschen und Attraktionen. Engel begleiten den alten Clown auf seinem letzten Weg.
In „Corteo“ versteht es der Cirque du Soleil erneut, die Darbietungen von Weltklasse-Artisten so in eine Handlung einzubetten, dass eine perfekte Illusion entsteht. Das Können der Luftakrobaten, Jongleure oder Cyr-Wheel-Meister (Rhönrad) allein versetzt schon in Erstaunen. Doch der Zuschauer bekommt hier noch eine anrührende Geschichte dazu. Beides zusammen überzeugt in aller Regel auch jene, die ansonsten mit Zirkus wenig am Hut haben.
Gegründet wurde der Cirque du Soleil 1984 im kanadischen Québec von 20 Straßenkünstlern. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 4 000 Mitarbeiter, darunter 1.400 Artisten.
In der Arena Leipzig ist die Show zwischen dem 23. und 27. Oktober achtmal zu sehen.
››Karten gibt es bei TiM Ticket unter:
0345/202 97 71
Die Akteure selbst empfinden die Verpflichtung beim Cirque als Auszeichnung. Johan Juslin aus Finnland zum Beispiel würde am liebsten immer dabei bleiben. Er jongliert seit seinem vierten Lebensjahr und inzwischen mit allem, was ihm in die Hände fällt. Mit Keulen, Bällen, Ringen, Diabolos. Er könnte es auch mit Tischen und Stühlen, aber das ist im Moment nicht gefragt. Nach seiner Ausbildung an der National Circus School Montreal und einem Studium des Zirkus-Equipment ist „Corteo“ sein erstes großes Engagement. „Damit ist für mich ein Traum wahr geworden“, so der 27-Jährige jüngst bei seinem Auftritt in Boston (USA).
Geert Chatrou aus den Niederlanden ist dagegen schon ein alter Hase. Als Kind begann er zu pfeifen und hörte nicht mehr auf. Später gewann er mehrmals Whistling-Weltmeisterschaften. Er pfiff mit namhaften Orchestern, gab Schallplatten heraus, war Gast in Fernsehshows. Als Mr. Loyal ist nun nicht nur sein zwitscherndes, sondern auch sein schauspielerisches Talent gefragt. Und das ist für ihn eine neue Herausforderung.
Hula-Hoop-Artistin Santé D’Amours Fortunato aus Kanada hat schon die halbe Welt gesehen. Ihre Engagements führten sie von Brasilien über Südafrika bis nach China. In Deutschland ließ sie in Varietés und der TV-Show „Das Supertalent“ die Reifen rotieren. Um die Welt reisen, das ist es, was die 30-Jährige auch am Cirque so liebt. „Es wird nie langweilig.“
Erst recht nicht, seit sie Alexandr Yudintsev aus Kasachstan wiedertraf. Beide haben einst zusammen an der National Circus School Montreal studiert. Alexandr - seit zwölf Jahren beim Cirque - gibt in „Corteo“ unter anderem den tollpatschigen Clown August. Wenn die Show nach Leipzig kommt, werden Santé und Alexandr ganz frisch verheiratet sein. Auf ihrer Hochzeitsreise machen sie auch einen Abstecher nach Griechenland.
Mit insgesamt 19 Shows ist der Cirque du Soleil in diesem Jahr weltweit unterwegs. Sechs davon werden in klassischen Zirkus-Zelten gezeigt. Auch „Corteo“, das aus der Feder von Autor und Regisseur Danile Finzi Pasca stammt, erlebte seine Premiere im Jahr 2005 im Zelt. Der heutige Bühnenaufbau erinnert noch daran.
Bühnenbildner Jean Rabasse teilt die Arenen, in denen gespielt wird, kurzerhand in zwei Hälften und verlegt die Spielfläche längs in die Mitte. Das hat einen eigenwilligen Effekt: Die eine Hälfte der Zuschauer sitzt der anderen gegenüber und sieht den jeweils anderen Part aus der Perspektive der Darsteller, was einen ganz besonderen Effekt erzeugt.
Mehr als acht Millionen Menschen in 19 Ländern haben Mauros letzten Traum schon mitgeträumt. Darsteller und Mitarbeiter aus 18 Ländern gehören dem Tross an und sorgen Abend für Abend für die perfekte Illusion. (mz)



