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Legida-Demo Legida-Demo: Vereinzelt Rangeleien bei Demos in Leipzig

12.01.2015, 06:46
Auf dem Waldplatz haben sich über 35.000 Menschen versammelt, die gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus demonstrieren.
Auf dem Waldplatz haben sich über 35.000 Menschen versammelt, die gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus demonstrieren. Andreas Stedtler Lizenz

Leipzig - Bei den Demonstrationen von Legida und Nolegida in Leipzig hat es laut Polizei vereinzelt Rangeleien gegeben. In der Gesamtschau sei es jedoch friedlich geblieben, sagte ein Polizeisprecher am Montagabend in einer ersten Bilanz. Im Waldstraßenviertel, wo der islamfeindliche Ableger des Dresdner Pegida-Bündnisses demonstrierte, ging ein Oberklasse-Auto in Flammen auf. Zunächst war unklar, wer den Wagen in Brand setzte.

Rund 30 000 Menschen hatten sich an den Protesten gegen Legida beteiligt. Dem Aufruf des Bündnisses „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) folgten laut Polizei 4800 Teilnehmer.

Rund 2500 Menschen haben zuvor in der überfüllten Leipziger Nikolaikirche Position für eine weltoffene Stadt und gegen Fremdenfeindlichkeit bezogen. Das traditionelle Gebet stand unter dem Eindruck des ersten angekündigten „Spaziergangs“ des Legida-Bündnisses, eines Ablegers der islamfeindlichen Dresdner Pegida-Bewegung. Unter den Teilnehmern war auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Vor der Kirche versammelten sich zudem rund 5000 Menschen, wie die Stadt angab.

Von der Kirche aus wollten die Besucher zur Nolegida-Demonstration aufbrechen. Insgesamt waren sieben Gegendemonstrationen gegen Legida angekündigt. Nach Angaben der Stadt waren bereits am späten Nachmittag tausende Gegendemonstrationen unterwegs.

Im Vorfeld der Demonstration hat sich ein breites Gegenbündnis gebildet. Sieben Gegendemonstrationen sind angemeldet. Im Waldstraßenviertel selbst sollen die Lichter in den Häusern ausgehen. Die Bewohner wollen bei offenen Fenstern Beethovens "Ode an die Freude" spielen. Auch das Stadion und das Völkerschlachtdenkmal werden am Montag dunkel bleiben. Der Betreiber des Stadions will damit ein Zeichen setzen. Außerdem: Lehrveranstaltungen der Uni werden ab 15 Uhr nach draußen verlegt.

Ein Schreiben der Stadt sorgte am Wochenende für Verwirrung. Die Stadt teilte darin den Legida-Organisatoren mit, dass jegliches Zeigen von Mohammed-Karikaturen verboten sei. Im Hinblick auf das Attentat auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris will die Stadt jegliche Provokation vermeiden. Dieses Verbot wurde am Montag wieder aufgehoben. Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung räumte ein, es habe gegen die Entscheidung der Stadt zahlreiche Einsprüche aus der Bürgerschaft gegeben. Der Deutsche Journalistenverband DJV hatte die Ansicht vertreten, die Stadt Leipzig überschreite mit dem Karikaturenverbot ihre Kompetenzen. Es sei nicht Aufgabe eines Ordnungsamtes, über die Zulassung von Mitteln der Satire zu entscheiden.

Es werden etwa 6.000 Legida-Anhänger in Leipzig erwartet. Auch auf der Gegenseite rechnen die Veranstalter mit mehr als 5.000 Demonstranten. Mehrere Hunderschaften der Polizei aus verschiedenen Bundesländern sind im Einsatz. Da zeitgleich in Dresden Pegida einen "Abendspaziergang" abhält, hat die Polizei in Sachsen alle Hände voll zu tun.

Alle Seiten beteuern im Vorfeld, dass sie sich einen friedlichen Ablauf wünschen. Allerdings gibt es Hinweise auf mögliche Auseinandersetzungen. Die Polizei ließ am Freitag ein Aktionstraining der Studenten-Initiative "Legida Läuft nicht!" zum Thema "Blockade" in Leipzig auf dem Campus unterbinden. Laut Angaben der Leipziger Volkszeitung hatten Legida-Anhänger auf die Veranstaltung hingewiesen.

Marschieren Hooligans zur Legida-Demo?

Auch der Angriff auf die Polizeistation im Leipziger Stadtteil Connewitz durch mutmaßliche Linksextreme in der vergangenen Woche hat die Polizei in Alarmbereitschaft versetzt. Denkbar ist auch ein Aufeinandertreffen linker und rechter Gruppen. Im Netz gibt es einen anonymen Aufruf von Hooligans aus dem Umfeld des Fußballvereins Lok Leipzig. Diese planen scheinbar einen unangemeldeten Marsch von der Innenstadt zur Legida-Demo. Auf ihrem Weg würden sie mehrere Gegendemos kreuzen.

Alle Demonstrationen in der Übersicht:

18-20 Uhr, Lindenauer Markt, Kuhturmstraße, Jahnallee, Waldplatz.

17.30 Uhr – 21 Uhr, Waldplatz

17.45 Uhr – 19 Uhr. Friedensgebet Nikolaikirche (17 Uhr), danach Demo ab Nikolaikirchhof über Schuhmachergäßchen, Reichsstraße,Grimmaische Straße, Thomasgasse, Thomaskirchhof, Gottschedstraße, Elsterstraße, Mendelssohnstraße, Friedrich-Ebert-Straße.

18 Uhr – 21 Uhr, ursprünglich Nikolaikirchhof. Laut Ordnungsamt ist noch offen, ob sich die Veranstalter „Willkommen in Leipzig“ anschließen oder ihre Kundgebung auf den Augustusplatz verlegen.

16 Uhr – 19 Uhr, Markt, Gottschedstraße, Käthe-Kollwitz-Straße, Westplatz, Marschnerstraße, Am Sportforum zwischen den Tunneln.

17 Uhr – 20 Uhr, Westplatz, Käthe-Kollwitz-Straße, Goerdelerring, Ranstädter Steinweg, Jacobstraße, Gustav-Adolf-Straße, Färberstraße bis Ecke Hinrichsenstraße (Abschlusskundgebung).

15.30 Uhr – 16.30 Uhr, Uni-Campus, Universitätsstraße, Schillerstraße, Martin-Luther-Ring, Karl-Tauchnitz-Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Westplatz (Anschluss an Refugees Welcome).

18.30 Uhr – 20.30 Uhr, Öffentlicher Parkplatz vor der Red Bull Arena an der Friedrich-Ebert-Straße, Wettiner Straße, Waldstraße, Gustav-Adolf-Straße, Leibnitzstraße, Jahnallee (stadtauswärts), Waldplatz, Waldstraße, Wettiner Straße, Ausgangspunkt öffentlicher Parkplatz (Abschlusskundgebung).

Hier gibt es die Karte der Demonstrationen zu sehen.

Die MZ ist am Montag in Leipzig vor Ort und wird via Twitter von der Situation berichten.

(mz/dpa)

Rund 35.000 Menschen haben am vergangenen Montag in Leipzig gegen den Aufmarsch des islamfeindlichen Bündnisses Legida demonstriert.
Rund 35.000 Menschen haben am vergangenen Montag in Leipzig gegen den Aufmarsch des islamfeindlichen Bündnisses Legida demonstriert.
Andreas Stedtler Lizenz
Teilnehmer einer Demonstration gegen die islamkritische Legida-Bewegung halten in Leipzig Transparente in die Höhe.
Teilnehmer einer Demonstration gegen die islamkritische Legida-Bewegung halten in Leipzig Transparente in die Höhe.
dpa Lizenz
Leipziger Bürger nehmen in der Nikolaikirche in Leipzig am montäglichen Friedensgebet teil.
Leipziger Bürger nehmen in der Nikolaikirche in Leipzig am montäglichen Friedensgebet teil.
dpa Lizenz
Im Waldstraßenviertel Leipzig haben die Anwohner zum Protest aufgerufen. Licht aus, Beethoven an.
Im Waldstraßenviertel Leipzig haben die Anwohner zum Protest aufgerufen. Licht aus, Beethoven an.
Thilo Streubel Lizenz
Viele Menschen nehmen an den Demonstrationen in Leipzig teil.
Viele Menschen nehmen an den Demonstrationen in Leipzig teil.
Thilo Streubel Lizenz
Das Bündnis Legida hofft auf zahlreiche Beteiligung an der Demonstration im Januar. Das Foto zeigt die Pegida-Montagsdemonstration Anfang Dezember in Dresden.
Das Bündnis Legida hofft auf zahlreiche Beteiligung an der Demonstration im Januar. Das Foto zeigt die Pegida-Montagsdemonstration Anfang Dezember in Dresden.
dpa Lizenz