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Landtag Sachsen-Anhalt Landtag Sachsen-Anhalt: Opferverbände fordern Signal gegen Stasi-IM

22.10.2007, 05:51

Magdeburg/dpa. - Im Streit um die Mitwirkung der stasibelasteten Landtagsabgeordneten Gudrun Tiedge (Linke) in derGedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt haben DDR-Opferverbände einklares Signal des Landtages gefordert. «Da die Linke ihre Abgeordneteaus dem Stiftungsrat nicht abziehen will, sind nun die anderenParteien im Landtag am Zuge», sagte der Landesvorsitzende derVereinigung der Opfer des Stalinismus und des Bundes derStalinistisch Verfolgten, Johannes Rink, in einem Gespräch mit derDeutschen Presse-Agentur dpa in Magdeburg. Es sei für viele Menschenenttäuschend, dass die anderen Parteien bisher nicht klar öffentlichPosition zugunsten der Opferverbände bezogen hätten.

Aus Protest gegen die Personalie hatten die Verbände ihreMitarbeit in der Stiftung eingestellt. Tiedge (54), die zu DDR-Zeitenzeitweise Stasi-IM und Staatsanwältin war, war im vergangenen Jahrgemeinsam mit sieben anderen Landtagsabgeordneten in den Stiftungsrat- das Kontrollgremium der für mehrere Gedenkstätten zuständigenStiftung - gewählt worden. Seinerzeit stimmten alle Parteien für dasPersonalpaket, was Abgeordnete nach Protesten der Opferverbändespäter als Fehler bezeichneten.

«Wir sind willens, uns maßgeblich an der Gedenkstättenarbeit zubeteiligen. Die Aufarbeitung der Geschichte ist für die Zukunftdieses Landes sehr wichtig», betonte Rink. «Aber wir können uns nichtvorstellen, das gemeinsam mit Frau Tiedge zu tun.» Ihre Aussagen, siesetze sich kritisch mit ihrer Vergangenheit auseinander, seien nichtglaubwürdig. Sollte die Politik hier nicht einlenken, werde diePerspektive der Opfer in der Arbeit der Stiftung außen vor bleiben.«Wir bedauern diese Situation, aber wir haben sie nichtherbeigeführt.» Die Stiftung ist zuständig für Gedenkstätten, die andie Nazi- und die SED-Diktatur erinnern.

Tiedge schrieb nach eigenen Angaben 1971/72 als AbiturientinBerichte für die Stasi über Mitschüler. Von 1978 bis 1991 arbeitetesie als Staatsanwältin. In dieser Funktion wirkte sie zu DDR-Zeitenauch an der Verurteilung sogenannter Republikflüchtlinge mit.Kürzlich hatte sie erklärt, ihre Tätigkeit als DDR-Staatsanwältin seivergleichbar mit dem Wirken heutiger Staatsanwälte. Sie bereue dieseArbeit nicht, wohl aber Ihre Beteiligung an politischen Prozessen.