Weihnachtsmarkt Wörlitz Weihnachtsmarkt Wörlitz: So bereiten sich das Märchenland-Team auf ihren Auftritt vor

Wörlitz - Kann man zwei Hexen ihre Zukunftsmalerei fernab des eigentlichen Jobs verdenken? Eine Warze und krumme Nase reichen heute längst nicht mehr, um Kinder zu verschrecken. Ein Besenritt im Angesicht von Verkehrsfliegern und Drohnen ist sehr gefährlich, und klassische Zauberei lockt keinen mehr vom Smartphone weg. Ein ganzer Berufsstand ist also in der Krise und auf der Suche nach neuen Herausforderungen.
Zwei Hexen in Wörlitz schließen sich dem an und wollen eine Boutique eröffnen. Nicht etwa mit dem Papst in Wuppertal sondern ganz allein, gleich an der Luisenschule der Parkstadt. Das nötige Kleingeld dafür haben sie sich in einem Märchen besorgt. Der Goldesel muss liefern, wenn die Banken keinen Kredit gewähren. Die Existenzgründerinnen stehlen ihn im Märchenwald. Ohne Esel aber läuft im „Tischlein deck dich“ nichts.
Das weiß man auch beim Märchenland-Team in Wörlitz. „Rechtzeitig zur Vorstellung ist der Esel wieder da.“ Christiane Walch gibt dieses Versprechen. Sie hat sich die Rahmenhandlung der diesjährigen Märcheninszenierung ausgedacht, die den Ersten Advent in Wörlitz begleitet.
Die erste Vorstellung findet am Freitag um 18 Uhr statt. Am Sonnabend und Sonntag wird ab 12 bis 18 Uhr zu jeder vollen Stunde gespielt. Die Vorstellungen dauern rund 45 Minuten und finden im Freien statt. Der Zuschauerbereich ist überdacht. Schon eine halbe Stunde vorher beginnt jeweils der Betrieb des Märchenlandes. Dort gibt es auch wieder die Wunschzettelaktion. Karten können an der Tageskasse und im Vorverkauf im Getränkeservice Raven, Oranienbaum, Friedrich-Graf-Straße 18, gekauft werden. Neu ist diesmal die Ausgabe von Armbändchen an die Zuschauer, so dass diese die Wartezeit bis zu ihrer Vorstellung für einen Bummel über den Wörlitzer Adventsmarkt nutzen können.
Damit wird eine langjährige Tradition wieder aufgenommen, die 2015 pausierte. „Nach dem Tod unseres Organisators Ralf Naumann konnten wir im vergangenen Jahr nicht einfach weitermachen“, sagt Walch. „Aber der Wunsch, es fortzuführen, war immer da.“
Nun ist also auch das Märchenland-Team wieder da und geschäftig wie eh und je. Eine Woche vor der Premiere wird an der Luisenschule gehämmert, gebohrt und geschraubt. Die Strohballen, auf denen an den drei Vorstellungstagen die Zuschauer sitzen werden, stehen bereit.
Und da kommen auch die beiden Hexen, Dorothee Walch und Manuela Schmidt, um ihr ganz eigenes Idyll im Vorbereich des Märchenstückes herzurichten. Im Gepäck haben sie einen ganzen Wäschekorb voller Hexenmode, typisch Boutiquenbesitzerinnen eben. Am Samstagvormittag sind auf dem Areal vor allem aber die helfenden Hände der Männer gefragt, um noch einige Kulissen aufzubauen.
Komplett ist das Team dann einen Tag später im Hotel „Zum Stein“, dem Ort für die einzige Probe, bevor am Freitag dieser Woche die Premiere um 18 Uhr stattfindet. „Das kann schon mal fünf Stunden dauern“, sagt Christiane Walch und hofft auf gut vorbereitete Darsteller, die aus allen Ecken der Republik anreisen. „Es geht nur so“, erklärt die Oranienbaumerin. Ein Teil der acht diesjährigen Darsteller lebt und arbeitet in Potsdam, Essen und Fulda.
Mit ihrem Text und den Regieanweisungen sind sie freilich schon seit Monaten vertraut. Das Märchen war schließlich schon geschrieben, als es im vergangenen Jahr ausfiel. Christiane Walch musste es lediglich einsprechen, es mit Kommentaren versehen und die Audiodatei an das Team schicken. „Meine Tochter, sie spielt einen der drei Brüder, hört es sich immer an und lernt Text, wenn sie im Auto unterwegs ist“, sagt Walch und setzt den eigenen Nachwuchs ebenso ein wie die Nichte, die eine Ziege spielt.
Dann gibt es auch noch den Knüppel und für diesen hat sich Walch eigens an die Nähmaschine für ein Kostüm gesetzt. Ansonsten kann das Märchenland-Team mit rund 25 Beteiligten vor allem auf einen reichhaltigen Fundus zurück greifen, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hat. Denn das Märchen, das den Wörlitzer Adventsmarkt begleitet, gibt es seit 2003.
Die ersten Vorstellungen zeigte man am Marstall, zwei Jahre später folgte der Umzug zur Luisenschule, wo man nun zum zehnten Mal gastiert. Dort war René Raven in den vergangenen Jahren eine Hilfe bei den Vorbereitungen, diesmal hat der Besitzer eines Getränke- und Eventservice aus Oranienbaum Verantwortung übernommen.
Als die Märchenland-Leute ihn fragten, ob er die Organisation übernehmen würde, musste er nicht lange überlegen. „Ich wusste ja, was auf mich zukommt. Das kriegen wir hin, habe ich gesagt“, so Raven. Inzwischen hat er die eigene Familie mit dem Märchenland-Fieber angesteckt und ist vor allem in logistischer Sicht ein Glücksgriff.
„Ohne seinen Transporter wären wir aufgeschmissen“, ist Christiane Walch froh und vergisst auch nicht den Bauhof und etliche Firmen der Region zu nennen, die mit ihrer Unterstützung in vielfältiger Art das Märchenland in Wörlitz erst möglich machen.
Weil nach dem Märchen auch vor dem Märchen ist, macht man sich in Wörlitz schon Gedanken über das kommende Jahr. „Langsam wird es schwierig, bei den Grimms fündig zu werden“, gesteht Christiane Walch. Aber vielleicht wiederholt man auch mal das eine oder andere Erfolgsstück, denn das junge Publikum wächst schließlich immer nach.
René Raven will allerdings nie auf der Bühne stehen. „Ich bin nicht der typische Darsteller und bleibe lieber im Hintergrund“, meint der neue Organisator. Christiane Walch hält es ähnlich. Diesmal ist sie als Erzählerin zu erleben und sitzt am Ton.
„Wenn es los geht, habe ich kaum noch Nerven für Nebensächlichkeiten“, sagt sie und ist dann froh über René Raven und all die anderen, die nicht im Scheinwerferlicht stehen, aber trotzdem unersetzlich im Wörlitzer Märchenland sind.
Das Komplettprogramm des Ersten Advent in Wörlitz steht im Internetwww.woerlitz-information.de.
(mz)