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Weihnachten in Deutschland Weihnachten in Deutschland: Wali Mohammad Feizi aus Afghanistan

Von Paul Damm 08.12.2018, 08:17
Wali Mohammad Feizi aus Afghanistan lebt sich in die deutschen Sitten und Bräuche ein. Dazu zählt auch der Besuch des Wittenberger Weihnachtsmarktes.
Wali Mohammad Feizi aus Afghanistan lebt sich in die deutschen Sitten und Bräuche ein. Dazu zählt auch der Besuch des Wittenberger Weihnachtsmarktes. Paul Damm

E xakt 6752 Kilometer und sieben Länder trennen Wali Mohammad Feizi von seiner Heimat. 2015 kam der 23-jährige Afghane nach Deutschland. Im Landkreis Wittenberg machte er gleich ganz neue Erfahrungen.

„Weihnachten gibt es bei uns in Afghanistan nicht. Ich habe es lange nicht verstanden, warum die Menschen in Deutschland solch ein Fest feiern“, erzählt Wali. Auch Schnee habe er zuvor nur selten gesehen.

Nach mittlerweile drei Jahren hat sich der Afghane aber schnell eingelebt - er spricht bereits relativ gut deutsch. „Ich gehe an die Kreisvolkshochschule und werde dort unterrichtet. Es ist ziemlich schwer, eine fremde Sprache zu lernen.“ Deutsch ist ihm wichtig, um dann später eine Ausbildung absolvieren zu können.

Neben seiner Schule trifft sich der schlanke, mittelgroße, bärtige Mann mit seinen deutschen Freunden, spielt Fußball oder duelliert sich an der Spielkonsole. „Ich bin ja ein Moslem. Und meine Stadt Kunduz, in der ich lebte, war von den radikalen Taliban besetzt. Dort war es zum Beispiel verboten, eine Freundin zu haben.“ Er sei froh, dass er sich darüber jetzt keine Sorgen mehr machen muss.

Wenn er von seiner Flucht aus Afghanistan berichtet, erzählt Wali Mohammad Feizi eine unvorstellbare Geschichte. Er schildert lebhaft, wie er mit Schlepperbanden von Afghanistan nach Deutschland gelangt ist. „Ich habe viel Geld bezahlt, um hierher zu kommen. Fremde Männer haben uns in einem kleinen Auto bis an die Grenze gefahren. 18 Flüchtlinge saßen da drin. Wir wurden da förmlich übereinandergestapelt.“ Anschließend ging es für den jungen Afghanen mit einem Flüchtlingsboot nach Griechenland und dann weiter nach Mazedonien - bis er endlich in Deutschland ankam.

Zurück nach Afghanistan möchte Wali nicht mehr. Er habe sich hier im Landkreis Wittenberg gut eingelebt. Auch mit der fremden Kultur komme er klar, sagt der junge Mann. „Wir Moslems sind ja offen für alle Glaubensrichtungen. Dennoch feiern wir Weihnachten nicht, weil es ein christliches Fest ist.“

Doch Wali will sich auch anpassen, schließlich lebt er jetzt in einem Land, in dem andere Sitten und Gebräuche herrschen als in seiner Heimat. Aus diesem Grund hat er sich mit dem heimeligen Fest und den geschmückten Straßen arrangiert. Seine Wohnung in Holzdorf hat er aber noch nicht weihnachtlich geschmückt. „Dafür fehlt mir einfach die Zeit. Ich akzeptiere diese Kultur hier, dass man Weihnachten feiert, aber bislang ist das für mich noch Neuland“, erzählt der 23-Jährige.

Seit fast einem Jahr besucht er regelmäßig den Nachbarschaftstreff in Wittenberg-West. Dort kann er sich unterhalten und dabei seine Sprache verbessern. In dem Treff lernt er zudem neue Freunde kennen. Dazu gehört Elke Kreische-Haase aus Holzdorf. Sie kümmert sich um den jungen Afghanen, längst ist er ein Teil ihrer Familie geworden. „In diesem Jahr feiern wir Weihnachten gemeinsam. Wali kann mit zu uns kommen und muss Heiligabend nicht alleine sein“, sagt sie.

Wali Mohammad Feizi möchte in Zukunft mehr über die deutschen Traditionen erfahren. „In diesem Jahr kaufe ich auch ein kleines Geschenk und gehe auf den Weihnachtsmarkt - so wie es die Deutschen tun.“