Wassersportgemeinschaft Wittenberg Wassersportgemeinschaft Wittenberg: Segler lieben Bratkartoffeln

Wittenberg/MZ - „Wir sprechen hier alle die gleiche Sprache“, sagt Horst Haberland und richtet dabei seinen Blick auf die Anlegestelle. Der Abteilungsleiter Segeln bei der Wassersportgemeinschaft 1962 Wittenberg schwingt seit 37 Jahren das Zepter in seiner Sektion und ist stolz darauf, dass 17 Boote im Hafen an der Elbe liegen. Der frühere Kanusportler hat sich in den 1960er Jahren sein Boot selbst gebaut. „Das war zu DDR-Zeiten so“, meint er. Die Liebe zu seiner „Undine“, so heißt der Jollenkreuzer mit einer Segelfläche von 15 Quadratmetern, ist bis heute geblieben. Gut zugedeckt, wartet sie am Anleger auf die nächste Ausfahrt.
Nachfolger gesucht
Der 82-jährige Abteilungsleiter hofft, dass er den Staffelstab bald an ein jüngeres Vereinsmitglied übergeben kann. „Das geht nicht mehr auf Dauer“, so Haberland weiter, dessen dritte große Liebe neben Familie und Boot die Müritz ist. Aktuell gehören 40 Mitglieder der Sektion Segeln an, die laut ihrem Chef die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten suchen. „Segeln fordert Körper und Geist“, betont der 82-Jährige. Auf dem Boot muss sich der Aktive dem Wind und der Strömung stellen und sofort eine Entscheidung treffen. Wer bei den Wassersportfreunden anklopft, muss nicht den Führerschein Binnengewässer in der Tasche haben. „Unsere erste Frage lautet immer: Kannst Du segeln?“, so Haberland weiter, der mit seiner Sektion Mitglied im Deutschen Segelverband ist. Zur Ausfahrt benötigen die Wittenberger westliche Winde im Rücken. Mit den Booten geht es stets elbaufwärts.
Gemeinsamer Ausflug
Der Jahreshöhepunkt im Verein ist die Drei-Städte-Fahrt Wittenberg- Dessau-Magdeburg. Im Jahr 2004 ins Leben gerufen, feierte die Ausfahrt Anfang September ihren zehnten Geburtstag. Der Startschuss zur 110-Kilometer-Tour fällt in der Lutherstadt. Von hier aus geht es zum Hafen des Jachtclubs Dessau (ein kleines Fest ist an allen Stationen stets inklusive) und am nächsten Tag weiter in die Landeshauptstadt. Schirmherr der Veranstaltung ist der Segel-Landesverband und Organisator die Crew rund um Haberland. In diesem Jahr gingen 39 Boote aus 18 Vereinen mit 88 Besatzungsmitgliedern an den Start. Die weiteste Anreise hatten Martina und Wolfgang Friedel aus Wien, die nicht zum ersten Mal in der Lutherstadt gastierten. Beide schwärmten von der sehenswerten Fahrt auf dem freifließenden Strom mit seinen Buhnen und der üppigen Vegetation an den Ufern. So etwas kenne man an der Donau überhaupt nicht. Vertreten waren fast alle gängigen Bootsklassen, vorrangig Jollen und Jollenkreuzer. Wie diese Fahrt an Beliebtheit zugenommen hat, zeigen die Teilnehmerzahlen. Bei der Premiere 2004 legten nur 14 Boote am Steg ab. Drei Jahre später waren es immerhin schon 31.
Logistische Herausforderung
Für Haberland und seine Crew ist die Ausfahrt eine logistische Herausforderung. Das Vereinsheim an der Dresdener Straße 175 ist proppenvoll mit Besuchern, die verpflegt und umsorgt werden wollen. Übrigens: Bratkartoffeln mit Sülze steht bei den Besuchern auf dem Speise-Wunschzettel ganz oben.