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Übergang in Elster Übergang in Elster: Gerüstbau-Firma bleibt am Markt

Von Ute Otto 18.12.2019, 11:58
Mit dem Schild wechselt ein Lebenswerk den Besitzer: Dietmar Stanitz (li.) übergibt seine Gerüstbaufirma an Matthias Wegener.
Mit dem Schild wechselt ein Lebenswerk den Besitzer: Dietmar Stanitz (li.) übergibt seine Gerüstbaufirma an Matthias Wegener. Ute Otto

Elster - Dietmar Stanitz übergibt die Firma für Gerüstbau und Fassadensanierung, die ihm, seinem Bruder und einem Schwager gehört, an den Seydaer Matthias Wegener. Der 52-Jährige ist dann zweifacher Geschäftsführer, er ist bereits Chef der Firma Elster-Bau.

Lange auf Suche

Dass er sich Ende 2019 zur Ruhe setzen möchte und einen Nachfolger für das Unternehmen mit zehn Mitarbeitern suchte, hatte Dietmar Stanitz bereits im November 2017 gegenüber der MZ bekundet. Da es im Familienkreis keinen Nachfolger gibt, war er frühzeitig über die Datenbank der Handwerkskammer (HWK) auf die Suche gegangen. Auf die Veröffentlichungen „gab es fast keine Rückmeldungen“, berichtet der 65-Jährige.

„Wir haben auch noch andere Anzeigen geschaltet“, aber es seien keine seriösen Angebote dabei gewesen. Ein Mitarbeiter sei an der Übernahme interessiert gewesen, wollte das Wagnis letztlich aber doch nicht eingehen. So sei er im Frühsommer auf Wegeners Angebot, nach dem Motto „wenn alle Stränge reißen“, zurückgekommen. Für Stanitz ist Wegener beileibe keine Notlösung. „Ich hätte die Firma sonst ganz auflösen müssen“, zeigt sich der scheidende Chef zufrieden. So bleibe der Betrieb den Kunden und der Region erhalten.

„Matthias ist vom Fach, das ist einfacher, als wenn ich einen komplett Fremden einarbeiten müsste“, sagt er. Die beiden kennen sich persönlich seit 1999. Schon unter Wegeners Vorgänger Heinz Rotte haben die Firmen zusammen an Projekten gearbeitet. „Die Firma Stanitz war für uns über die ganzen Jahre eine verlässliche Stütze“, sagt Matthias Wegener. „Wenn keine Rüstung rankommt, geht es auf dem Bau nicht weiter.“ Für eine Firma, die schlüsselfertige Häuser baut sowie auch Schulen, Kindergärten und andere Objekte im öffentlichen Bereich, wäre das keine gute Referenz.

Wegener übernimmt die Firma Stanitz komplett mit derzeit drei Gerüstbauern. Die Maurer und Putzer hat Elster-Bau schon zuvor übernommen. „Einige Kollegen sind in Rente gegangen“, erzählt der scheidende Firmenchef. Das Unternehmen bleibt auch namentlich erhalten, ebenso Telefonnummern und Internet-Adresse. Ändern wird sich lediglich die postalische Anschrift, der Briefkasten hängt dann in der Wittenberger Allee 30. Dietmar Stanitz wird den Werbeträger vor dem Haus in der Wittenberger Allee 25 abbauen, der an der Gerüstbauhalle im Elsteraner Gewerbegebiet bleibt erhalten. Im Mai 2020 hat Stanitz-Gerüstbau 30-jähriges Bestehen.

Zusätzlich zum Jahresabschluss-Stress, den Firmenchefs im Dezember gemeinhin haben, sind die beiden nun mit den Formalitäten und Behördengängen für den Betriebsübergang beschäftigt.

„Ich sage nicht, dass wir unaufgeregt sind“, so Wegener. „Aber wir haben beide ein gutes Gefühl.“ Dietmar Stanitz lässt durchblicken, dass er nicht gleich am 1. Januar 2020 auf Ruhestandsmodus wechseln wird. Die Übergabe sei nicht mit einem Tag erledigt. „Natürlich werde ich dann noch für Fragen erreichbar sein und Unterstützung leisten, wenn das gewünscht ist.“

Hoher Altersschnitt

Laut Handwerkskammer Halle ist jeder zweite Betriebschef der Mitgliedsbetriebe in Sachsen-Anhalt älter als 50, jeder dritte älter als 60 Jahre, so dass eine Nachfolge zumindest im Blick sein sollte. Aber, so Pressesprecher Jens Schumann: „Für Unternehmer gibt es keine Verrentung. Wir haben auch Inhaber, die mit über 70 noch aktiv sind.“ Es gebe zudem Ein-Personen-Betriebe, wo eine Nachfolge keinen Sinn mache, „da dies einem Neustart gleich kommt“, so Schumann. (mz)