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Treffen  Treffen : Elf Freunde - das war einmal

07.10.2016, 08:20
Ex-Kicker feiern 85 Jahre Fußball in Kemberg.
Ex-Kicker feiern 85 Jahre Fußball in Kemberg. Klitzsch

Kemberg - „Hat eigentlich jemand die Fußballchronik von Kemberg?“ Dieter Schmidt (78), Initiator der kleinen, inoffiziellen 85-Jahrfeier des Fußballs, stellt am Mittwochabend vor den etwa 15 ehemaligen Mitstreitern diese Frage und erntet Kopfschütteln. Schmidt zählt zu den Urgesteinen und ärgert sich, dass weder Bürgermeister noch der Vorstand seiner Einladung gefolgt sind.

Der älteste in der Runde ist Walter Neumann, ebenfalls 78 Jahre. Nur bis 1955 war er aktiv. Doch seine Liebe zum Fußball ist ungebrochen. „Wo sind heute die Personen, die andere mitreißen können?“, trauert er alten Zeiten nach. „Es fehlt die Bindung der Spieler an den Verein“, kritisiert Werner Eikeleier. Woran mag das liegen? Das Materielle stand früher nicht im Vordergrund. Nach dem Spiel ist man, wie es sich für „elf Freunde“ gehört, nicht gleich auseinender gegangen. „Wir waren eine verschworene Gemeinschaft“, erinnern sich Dieter Urban und Rainer Kunze. Dem stimmen Harald Bannert und Günter Klugmann zu. Aus der kleinen Feier entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. In den Vitrinen stehen die zahlreichen Pokale, die an glanzvollere Fußballzeiten erinnern. Der Blick dorthin weckt Begehrlichkeiten. „Ach könnten wir doch noch mal an alte Erfolge anknüpfen“, geht es dem einen oder anderen ein wenig nostalgisch verklärt durch den Kopf.

Mit etwas Verspätung erscheint plötzlich Rudolf Meier. Über 30 Jahre lenkte er als BSG-Vorsitzender die Geschicke der Kemberger. „Ihr dürft nicht alles so pessimistisch sehen. Wir werden die Klasse halten. Ich finde es gut, dass die Mannschaft auch ohne Importe auskommt“, lobt der Ex-Sportchef die gegenwärtige Situation mit Eigengewächsen.

„1981 schafften wir mal den Aufstieg in die Bezirksklasse mit einem 4:1 im Entscheidungsspiel gegen Seegrehna. Die Siegesfeier forderte uns damals ganz schön. Gegen 2.30 Uhr waren wir zu Hause“, erinnern sich verschmitzt lächelnd Schmidt und Walter Dressel.

Eine weitere Anekdote liefert Klaus Weber. „Mein Sohn und ich spielten einige Jahre in einer Elf. Das dürfte auch nicht immer vorkommen. Er schoss meist die Tore und war der schnellere.“

Einer, der es in den 60er Jahren in die Schlagzeilen brachte, war Herbert Suske. Als Schüler errang er mit der Bezirksauswahl einen 6. Platz bei den DDR-Meisterschaften.

Als Lohn dafür durfte er bei einem inoffiziellen Länderspiel gegen die Sowjetunion das Nationaltrikot tragen. „Wir verloren 1:2“, erinnert sich der Veteran.

Wenn von glorreichen Zeiten gesprochen wird, fällt oft der Name von Manfred Milde. Der Kemberger kickte einst zusammen mit Nationalspieler Klaus Urbanczyk beim HFC als Stammspieler.

Pascal Pannier, Justin Neumann und Johannes Kühne sind Namen von Talenten, die gegenwärtig in Halle und Chemnitz ihr Glück höherklassig ausprobieren.

Es muss endlich zusammen wachsen, was zusammen gehört. Der etwas abgedroschene, vielzitierte Spruch sollte sich auch auf den Kemberger Sport übertragen lassen. „Ein Sportlerball wäre der erste Schritt“, wünschen sich die rüstigen Rentner, deren Gespräche noch den ganzen Abend füllen.

(mz)