Tote im Landkreis Wittenberg Tote im Landkreis Wittenberg: Immer mehr Grippe-Fälle

Wittenberg - Die Grippewelle hat den Landkreis Wittenberg noch immer fest im Griff. Mancherorts befindet sich die halbe Belegschaft im Krankenstand, an einigen Schulen ist die Lage kritisch, müssen Klassen zusammengelegt werden. Amtsarzt Michael Hable spricht von vereinzelt über 50 kranken Schülern pro Einrichtung.
Geschlossen werden musste aber noch keine Schule. Alles in allem sind die aktuellen Influenza-Zahlen einigermaßen Besorgnis erregend. Sie steigen nach wie vor und liegen schon jetzt deutlich über denen von vergangenen Jahren.
Außerdem hat es laut Hable auch hier bereits mehrere Menschen gegeben, die der Grippe zum Opfer fielen. Wie viele Tote genau es sind, will der Amtsarzt nicht sagen, auch weil nicht in allen Fällen sicher sei, dass tatsächlich die Influenza Schuld ist. „Zwischen fünf und zehn“, schätzt Hable, über dessen Tisch sämtliche im Kreis ausgestellten Totenscheine gehen.
Mehr als in den Jahren zuvor
Die zehnte Kalenderwoche, die zurückliegende also, brachte nach Auskunft des Gesundheitsamtes beim Landkreis 375 bestätigte Influenza-Fälle, in der Woche davor waren es 327, davor wiederum 240. Derzeit sei noch nicht absehbar, wann die Spitze erreicht ist und weniger Betroffene zu verzeichnen sind. Bislang wurden seit Anfang des Jahres 1 361 Grippe-Kranke gezählt, 2017 waren es in der gesamten Saison lediglich 842.
Hoffnung macht allerdings der Trend in der Republik, die Fall-Zahlen gehen allmählich zurück. Allerdings sind die regionalen Unterschiede beträchtlich, wie Hable betont. Das kann am Alter der Bevölkerung liegen oder zum Beispiel auch an Ferienzeiten, weil die Schule als Ort der Ansteckung für einige Tage wegfällt.
Nach den Statistiken der vergangenen Jahre muss damit gerechnet werden, dass die Grippe-Saison noch einige Wochen anhält, bis Mitte oder Ende April. Der Amtsarzt rät daher noch immer zur Schutzimpfung, zumindest jenen, die besonders gefährdet sind. Allerdings muss es der so genannte Vierfach-Impfstoff sein, den laut Hable noch immer nicht alle Krankenkassen bezahlen.
Der schützt auch vor der Influenza B, die für etwa 90 Prozent der Grippefälle im Land Sachsen-Anhalt verantwortlich ist (Stand 4. März: 3 735 Fälle von Influenza B, 398 Influenza A, acht Influenza A/B). Übrigens räumt der Mediziner ein, dass auch das Gesundheitsamt lediglich über den Dreifach-Impfstoff verfügt. Wer sich noch impfen lassen will - der Schutz wirkt nach zehn bis 14 Tagen - sollte sich also an seinen Hausarzt wenden.
Ansonsten gilt: die allgemeinen Hygieneregeln einhalten, aufs Handgeben verzichten, größere Menschenansammlungen meiden.
Relativ unerwartet
Logisch, dass auch das Evangelische Krankenhaus Paul Gerhardt Stift in Wittenberg mit der Influenza stark befasst ist. Die Klinik sei zurzeit mit Patienten durch die Grippewelle voll belegt, heißt es aus dem Krankenhaus. Michael Toursarkissian, Chefarzt der Rettungsstelle sowie der Intensiv- und Notfallmedizin, erklärt: „Die Grippe hat Deutschland in diesem Jahr relativ unerwartet mit vielen Patienten überrascht. Während wir trotzdem alle Patienten, die einen Grund zur stationären Behandlung haben, aufnehmen, müssen auch andere Infektionskrankheiten wie zum Beispiel saisonale Durchfallerkrankungen, die ebenfalls im Winter gehäuft auftreten, mitversorgt werden.“
Die hohe Anzahl der Betroffenen verlange von den Patienten und vom Pflegepersonal ein großes Maß an Verständnis für diese Situation, betont der Mediziner. Besonders betroffen von der Grippewelle seien Kinder und ältere Menschen, die entweder noch kein oder ein schon wieder eingeschränktes Immunsystem haben.
„Es kann aber auch jeden immunkompetenten Erwachsenen betreffen, denn das Grippevirus ist ein Virus mit einer ausgesprochenen Fähigkeit, eine Erkrankung im befallenen Organismus hervorzurufen“, bemerkt der Chefarzt und fügt hinzu: Nicht jeder Grippekranke müsse mit seiner Erkrankung in einem Krankenhaus stationär behandelt werden.
„Wenn man sich jedoch so krank fühlt, dass man medizinische Hilfe benötigt, sollte sich ein Arzt die Situation ansehen und entscheiden, ob dem Patienten stationär geholfen werden muss.“
Gesunder Lebensrhythmus
Neben der Impfung im Herbst, die das Risiko, an der Influenza zu erkranken, zwar nicht auf Null senke, es aber deutlich reduziere, seien ein gesunder Lebensrhythmus und Sport Grundvoraussetzungen, nicht krank zu werden.
(mz)