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Tagespflege in Annaburg Tagespflege in Annaburg: In der guten Stube

Von Ute Otto 28.05.2019, 21:20
Birgit Leipziger, Chefin der DRK-Sozialstation Jessen (re.), stellt das Team vor: (v. li.) Leitende Schwester Doreen Günter, Silke Unger als Betreuungsassistentin und Pflegehelferin Bettina Kassube.
Birgit Leipziger, Chefin der DRK-Sozialstation Jessen (re.), stellt das Team vor: (v. li.) Leitende Schwester Doreen Günter, Silke Unger als Betreuungsassistentin und Pflegehelferin Bettina Kassube. Ute Otto

Annaburg - Wenn alle Grünpflanzen in den Räumen verteilt sind, die die Gäste zur offiziellen Eröffnung der DRK-Tagespflegestation im historischen Amtshaus von Annaburg an die Chefin der Sozialstation Jessen, Birgit Leipziger, und ihr Team überreicht haben, ist das Ambiente der guten Stube perfekt. Wie zu Hause fühlen sollen sich schließlich die alten und kranken Menschen, die ab 3. Juni von Montag bis Freitag tageweise hierher kommen.

Von einem neuen Kapitel in der Seniorenbetreuung der Stadt Annaburg spricht der Präsident des DRK-Kreisverbandes, Dr. Joachim Kluge. „Es ist eine Lücke geschlossen“, was dem Grundsatz des neuen Pflegestärkungsgesetzes „ambulant vor stationär“ vollauf gerecht werde und die Familie des Betroffenen „den größten Pflegedienst“, wie Kluge sagt, deutlich entlaste.

15 Plätze hat die Einrichtung, die die untere Etage des Amtshauses einnimmt. Zwar wird ein Flügel schon seit 2016 vom DRK genutzt, zunächst für die sechs Betreuungsgruppen, die die etwa dreistündigen Angebote in Anspruch nahmen. Da reichten Provisorien wie etwa die hölzernen Rampen, über die Rollstuhlfahrer in die Räume gebracht wurden.

Für eine Tagespflegestation gibt es jedoch Normen, die einen umfassenden Umbau des denkmalgeschützen Hauses bis hin zum barrierefreien Sanitärtrakt erforderlich machten. Dass sie mit der Tagespflege im Amtshaus bleiben wollte, stand für Birgit Leipziger von vornherein fest: „Ich hatte mich auf den ersten Blick in das Haus verliebt“, sagt sie bei der Eröffnung.

Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) macht kein Hehl daraus, dass der Antrag des DRK für die Stadt „von vornherein lohnend“ war. Schließlich ging es um den Erhalt des Amtshauses, das seit seiner Errichtung 1675 als kurfürstlicher Verwaltungssitz noch nie ungenutzt war. „Wer nichts verändern will, wird das verlieren, was er bewahren möchte“, zitiert er den ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann.

Für barrierefreien Zugang, Automatiktüren, zweiten Fluchtweg und zusätzliche Fenster hat die Stadt 112 000 Euro beigesteuert. Das sei zwar viel, aber die Stadt habe das gern ausgegeben so Neubauer, der die Tagespflegestation als wichtige Alternative zur Heimbetreuung schätzt. Laut dem DRK-Präsidenten ist die Sozialstation Jessen Vorreiter in der ambulanten und teilstationären Pflege im Kreisverband Wittenberg.

Schon seit zehn Jahren gibt es die Tagespflegestation mit 25 Plätzen in Jessen. Weitere Stationen plant der Verband ab 2020 in Wittenberg, Coswig, Zerbst.

Als das Vorhaben in Annaburg bekannt wurde, habe es sehr viele Bewerbungen um einen Job dort gegeben. Jedoch nur 3,75 Stellen, das ist der von den Pflegekassen genehmigte Schlüssel für die 15 Plätze, waren zu besetzen. Leitende Schwester ist ab 3. Juni Doreen Günter. Für sie wird es „eine große Umstellung“, bislang hat sie auf der Intensivstation im Herzzentrum Coswig gearbeitet.

Zum Team gehören vorerst außerdem Silke Unger als Betreuungsassistentin und Pflegehelferin Bettina Kassube. So gemütlich wie die Aufenthalts- und Ruheräume, so modern und geräumig ist die Kreativküche. Tagesgäste freuen sich schon: „Da können wir öfter Kartoffeln und Quark machen.“ (mz)

Die Kreativküche
Die Kreativküche
Ute Otto
Im Foyer
Im Foyer
Otto