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Schiffsmodellbau in Elster Schiffsmodellbau in Elster: Klare Regeln im Keller

Von Thomas Tominski 15.01.2019, 14:06
Luca Treppesch (li.), Simon Richter und Maximilian Eckelmann (re.) werden vom Leiter der AG, Karl-Heinz Peschke, in die Grundlagen des Schiffsmodellbaus eingewiesen.
Luca Treppesch (li.), Simon Richter und Maximilian Eckelmann (re.) werden vom Leiter der AG, Karl-Heinz Peschke, in die Grundlagen des Schiffsmodellbaus eingewiesen. Tominski

Elster - Ein Blick über den Brillenrand hinweg reicht völlig aus. „In Hosentaschen gehören Taschentücher“, sagt der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Schiffsmodellbau, Karl-Heinz Peschke, der es nicht leiden kann, wenn seine „Azubis“ mit Händen in den Hosentaschen an der Werkbank stehen. Kurzum: Im Keller der Sekundarschule Elster ist der 72-Jährige Chef und legt daher die Benimm-Regeln fest.

„Die Kinder sind freundlich, voll bei der Sache und haben hier unten keinen Handyempfang. Deshalb werden sie bei der Arbeit nicht abgelenkt“, betont er und fügt an, dass die Liebe zum Wasser in seiner DNA fest verankert ist. Peschke erzählt, dass er auf einem Elbkahn groß geworden ist, mit Vater und Onkel die Elbe von Ústí nad Labem nach Hamburg bis 1954 rauf und runter geschippert sei und seit Jahren an die Mecklenburger Seenplatte zum Angeln fährt. „Ohne Wasser geht es einfach nicht.“

Günstiger Jahresbeitrag

Für den Schiffsmodellbau hat ihn sein Bruder Werner begeistert. Nach kurzer Eingewöhnungsphase gründet der gelernte Schlosser in der Schule die noch heute bestehende AG und feiert im April 2020 sein 50-jähriges Jubiläum. Wenn die Füße mich so lange tragen und die Augen mitmachen, schränkt er vorsichtshalber ein.

Im Keller der Bildungseinrichtung ist zudem der Schiffsmodellclub des Ortes zu Hause. Der frühere Vorsitzende erklärt, dass der Verein somit zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Den 15 Mitgliedern steht ein toller Bastelkeller zur Verfügung, die AG ist hier integriert. Peschke betont, dass der Jahresbeitrag pro Schüler lediglich 30 Euro beträgt, allein der Bau eines Schiffsrumpfs verschlingt diese Summe.

Beim Erzählen läuft der gebürtige Elsteraner permanent durch den Raum, gibt Tipps, verteilt Lötkolben oder Schleifpapier. Klare Ansagen, meint er, sind nötig, die Kinder sollen schließlich etwas lernen.

Gute Beziehungen

Beziehungen, oder Vitamin B wie es salopp heißt, sind überall das Salz in der Suppe und sorgen für eine Reduzierung der Dienstwege. Der AG-Leiter erzählt mit hörbar Stolz in der Stimme, dass er seit Jahrzehnten super Kontakte zu verschiedenen Werften pflegt und etwa 30 Baupläne (Maßstab 1:25 oder 1:50) von Schiffen in den Schubladen liegen.

Sein Schmuckstück, ein Stromschubschiff, lässt er über den Computerbildschirm tuckern. „Das ist 3,50 Meter lang, 75 Kilo schwer und komplett per Funk ferngesteuert“, sagt er mit leuchtenden Augen. Rettungsboote zu Wasser lassen, Lichter am Masten anmachen, Dach des Steuerhauses zurückfahren - alles passiert wie von Geisterhand.

Wenn der Familienvater mal nicht bastelt oder einen dicken Fisch an Land zieht, schaut er zusammen mit seiner Frau Barbara Fernsehen. „Weniger Filme, aber viel Sport“, meint er und berichtet, dass bei Handball, Skispringen oder Biathlon Friede in den heimischen vier Wänden herrscht. Nur beim Fußball gehen die Meinungen auseinander, so der 72-Jährige.

Er drückt Borussia Dortmund die Daumen, seine Frau dem FC Bayern München. Da sei Stimmung vorprogrammiert. Einen Nachfolger für die Leitung der Schul-AG hat Peschke noch nicht gefunden. „Das wird schwierig“, lautet die Einschätzung, denn ab 13 Uhr hat kein Berufstätiger Zeit. (mz)