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Rudern  Rudern : Gold-Trainer bei Bootstaufe in Zschornewitz

Von Rainer Schultz 07.10.2016, 04:00
Bootstaufe in Zschornewitz: Zu den Ehrengästen zählt auch Nationaltrainer Alexander Schmidt.
Bootstaufe in Zschornewitz: Zu den Ehrengästen zählt auch Nationaltrainer Alexander Schmidt. Thomas Klitzsch

Zschornewitz - Trotz Nieselregen herrschte eine prächtige Atmosphäre an der „Gurke“: Nationalcoach Alexander Schmidt - sein Ruder-Vierer erkämpft in Rio bei Olympia Gold - kommt zur Bootstaufe und wird gleich von einer jungen Frau angesprochen. Der 43-jährige Ex-Zschornewitzer erfüllt gern den Wunsch nach einem gemeinsamen Foto.

Doch dann ist es soweit. Über 100 Ruderer haben Aufstellung genommen. Vereinschef Thomas Renner und Ludwig Rasp, Vorsitzender der Sparkassenstiftung, vollziehen mit einer Flasche Rotkäppchensekt unter großem Applaus die Bootstaufe des Vierers, der künftig den Namen „London“ trägt. Mit einem Scheck der Sparkassenstiftung von 17.000 Euro wird das Engagement der Zschornewitzer honoriert. Auch Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) kam nicht mit leeren Händen. In einem Briefumschlag verbirgt sich ein stattlicher Geldbetrag.

Alexander Schmidt zählt zu den erfolgreichsten Rudertrainern Deutschlands. In Dessau geboren und in Jüdenberg aufgewachsen, fand er mit elf Jahren in Zschornewitz zum Rudern, wo der Grundstein für die weitere Karriere gelegt wurde. Verheiratet mit Frau Ariane lebt und arbeitet Schmidt in Berlin am dortigen Olympiastützpunkt. Als Aktiver errang er 1990 den Junioren WM-Titel und 1994 den U-23-Weltmeistertitel. In seiner Trainerlaufbahn ab 2002 führte er seine Crew zu vielen Erfolgen. Dazu zählte der Junioren-WM-Titel 2002. Es folgten weitere WM-Titel 2010 (U 23), sowie zweite (2004, 2005 U 23) und dritte Plätze 2007, 2009, 2011 bei EM und WM. 2012 gelang bei der Olympiade in London der 7. Platz. Größter Erfolg war der Olympiasieg mit dem Doppelvierer im August in Rio. Mit 1,97 Meter Körpergröße und 93 Kilogramm Gewicht verfügt Schmidt über gute körperliche Voraussetzungen für diese Sportart. Ideales Trainingsgelände ist mit sechs Kilometer Länge der Hohenzollernkanal nahe Tegel. Hobbys sind Radfahren und Fußball.

Dass ein solches Sportgerät nicht gerade billig ist, verrät Yvonne Stein: „20.000 Euro ist das Boot wert“, erklärt die seit 1984 aktive Ruderin. Bei ihr fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. Sportliche Gene liegen wohl in ihrer Familie. Vater Jürgen Spielau zählte bereits zu den Aktiven. Sie selbst war 1990 letzte DDR-Meisterin im Einer. Sohn Florian (15) besucht das Sportgymnasium in Halle, und Ehemann Alexander wurde mit dem Ruderbazillus so infiziert, dass er seit 2009 Trainer ist.

Es ist wohl eher auch die Ausnahme, dass Drillinge dieselbe Sportart ausüben. Bei Julia, Jessica und Max Küchler ist dies der Fall. Zusammen mit Maurice Friedenberger, Tom Brämer und Dustin Diebl bilden sie bei der Bootstaufe eine Art Ehrenformation. Die anschließende Probefahrt wirkt schon recht flott, was auch beim Olympiasieger Anerkennung erntet. „Ich hoffe, dass der eine oder andere von Euch auch mal in den Genuss kommt, Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften zu erleben.“

Diese Worte des Gold-Trainers dürften noch lange nachhallen. „Kopf, Technik und Physis – das sind die drei Hauptkomponenten, die in dieser Sportart zählen“, so weiter der Meistercoach, für den die 14 Tage in Rio ein einziges Erfolgserlebnis waren. „Ich fieberte nach dem verkorksten Vorlauf mit meinem Doppelvierer mit. Schaffen wir es über den Hoffnungslauf ins Finale?“ Es gab ein Happyend und das Ganze noch mit einem „Sahnehäubchen“ garniert - dem Olympiasieg vor Australien und Estland. Die Damen taten es den Herren übrigens gleich.

Sven Ueck, gebürtiger Abtsdorfer, fuhr als deren Trainer mit dem Doppelvierer gleichfalls Gold ein. Bei soviel Erfolg mussten beide Trainer im ZDF-Olympiastudio Rede und Antwort stehen, eine „Pflicht“ die sie gern erfüllten. Das alles ist Geschichte. „Nun muss ich im Olympiastützpunkt Berlin eine neue Crew bilden. Das ist nicht einfach“, schildert Schmidt die bevorstehenden Aufgaben. Gern kommt er wieder mal zu einer Visite nach Zschornewitz, denn im benachbarten Jüdenberg wohnt seine Mutter. (mz)